Joachim Löw und die Nationalelf:Löw sieht, dass seine Entscheidung richtig war

  • Der Bundestrainer beobachtet beim Spiel in Freiburg auch den FC Bayern.
  • Ihm dürfte nicht entgangen sein, dass Boateng und Hummels in der Abwehr nicht immer souverän agieren.
  • Aussagen von Uli Hoeneß wegen der Ausbootung der Nationalspieler kann er gelassen betrachten.

Von Benedikt Warmbrunn, Freiburg

Die Frage, wie Joachim Löw die Welt sieht, ist in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren nicht immer ganz leicht zu beantworten gewesen, teilweise hat der deutsche Bundestrainer aus seiner eigenen Undurchschaubarkeit ja auch eine Kunstform gemacht. Dann nominierte er einen besonders umjubelten Spieler nicht, oder er nominierte weiter zwei, drei nicht ganz so umjubelte Spieler. Oder er nominierte drei Spieler nicht mehr, aber dann zu einem Zeitpunkt und auf eine Art, dass es auch wieder niemand verstand. Am Samstagnachmittag aber konnte jeder sehen, wie Joachim Löw die Welt betrachtet.

Der Bundestrainer saß beim 1:1 zwischen dem SC Freiburg und dem FC Bayern auf der Tribüne des Schwarzwald-Stadions, auf der Nase eine sehr verspiegelte Sonnenbrille. Wer Löw anschaute, sah auch gleichzeitig, was Löw sah. Und was sich in dessen Sonnenbrille spiegelte, das half Löw, um eine umstrittene Entscheidung zu rechtfertigen.

In Freiburg beobachtete Löw erstmals seit Anfang März wieder Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller gemeinsam bei der Arbeit. Anfang März hatte er ihnen bei einem unangekündigten Kurzbesuch auf dem Vereinsgelände des FC Bayern in Einzelgesprächen mitgeteilt, dass er im Nationalteam nicht mehr mit ihnen plane. Eine knappe Woche später saß er zwar in der Münchner Arena auf der Tribüne, beim 0:3 gegen den FC Liverpool, aber damals beobachtete er allein Hummels bei der Arbeit. Boateng saß auf der Bank, Müller verfolgte das Spiel wie Löw von der Tribüne aus, er war gesperrt.

Müller wird ausgewechselt, Hummels steht beim 1:0 falsch, Boateng wirkt nicht souverän

Am Samstagnachmittag nun schaute der Bundestrainer drei früheren Nationalspielern zu, und hinter seiner schicken verspiegelten Sonnenbrille dürfte an diesem Nachmittag nicht einmal ein Gedanke des Zweifels zu finden gewesen sein.

SC Freiburg - Bayern München

Dürfte sich bestätigt gefühlt haben: Joachim Löw am Samstag im Schwarzwald-Stadion.

(Foto: dpa)

In München haben sie getobt nach Löws Kurzbesuch, erst in der vergangenen Woche teilte Präsident Uli Hoeneß dem eigenen Vereinsmagazin mit, warum er anschließend zu diesem Thema so lange geschwiegen hatte: "Hätte ich gesagt, was ich denke, hätte das Internet erst einen Salto rückwärts und dann vorwärts gedreht. Das wollte ich mir ersparen - und Jogi Löw übrigens auch." Am Samstag aber drehte niemand einen Salto vorwärts und erst recht nicht rückwärts, am Samstag wollte Joachim Löw erst einmal niemand mehr in seine Entscheidung reinreden.

Thomas Müller tauchte zweimal im Freiburger Strafraum auf, einmal schoss er knapp vorbei, einmal verlängerte er den Ball mit dem Kopf auf Torwart Alexander Schwolow. Ansonsten tauchte er unter, bis er in der 55. Minute ganz verschwand, nach seiner Auswechslung. Der eingewechselte Serge Gnabry nutzte dann die letzten 35 Minuten, um zu zeigen, wie viel sich mit Dynamik bewirken lässt. Hummels wiederum stand beim Gegentor zu weit weg von Lucas Höler, zudem strahlte er ähnlich wie Boateng nicht in jeder Szene die größte Souveränität aus. Letzterer konnte immerhin einmal für sich werben, als er das 0:2 verhinderte, indem er einen Schuss von Mike Frantz auf der Torlinie abwehrte.

Aber die Weltsicht von Joachim Löw ist dann doch so gut bekannt, dass man weiß, dass ihn Rettungsaktionen auf der Torlinie nicht sonderlich begeistern.

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