FC Bayern:Wie Lewandowski von Kovacs Änderungen profitiert

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Harmonieren gut im neuen System: Robert Lewandowski (l.) und Thomas Müller. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Bayerns Angreifer Robert Lewandowski trifft beim 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg doppelt.
  • Eine System-Änderung von Trainer Niko Kovac kommt ihm entgegen: Thomas Müller spielt nun im Zentrum und schafft Freiräume für Lewandowski.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Das Spiel hatte noch gar nicht begonnen, da hatte Robert Lewandowski schon verbale Kränze von seinem Chef bekommen. Im Vorwort des Klubmagazins lobte Karl-Heinz Rummenigge ihn fast hymnisch. Es ging um Lewandowskis 166 Tore in 211 Spielen für den Verein. "Für diese sagenhafte Quote gibt es in der Geschichte des FC Bayern nur noch einen Vergleich", schrieb der Vorstandsvorsitzende Rummenigge, "und das ist natürlich Gerd Müller". Ein ziemlich großer Vergleich war das, wahrscheinlich ein zu großer. Aber immerhin: Am Samstagabend war Rummenigges Beitrag schon überholt. Lewandowski kommt ja jetzt auf zwei weitere Treffer.

Der 30-Jährige verhalf seinem Klub mit dem Doppelpack beim 3:0 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg nicht nur zum ersten Heimsieg in der Bundesliga seit dem 13. September (3:1 gegen Leverkusen), er traf auch erstmals wieder im heimischen Stadion in einem Ligaspiel. Das war ihm zuletzt gegen Hoffenheim am ersten Spieltag gelungen (3:1). "Es war für uns wichtig, dass wir nicht nur drei Tore geschossen, sondern auch keines bekommen haben", sagte er nach dem Spiel.

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Der Sportdirektor verteidigt seine Arbeit und schließt Wintertransfers nicht aus. Er spricht nach dem Spiel gegen Nürnberg konkret über Frenkie de Jong von Ajax Amsterdam.

Lewandowski war hinterher in der Interview-Zone entspannt wie lange nicht mehr, hätte jemand noch Cocktail und Liegestuhl gebracht - es hätte wunderbar ins Bild gepasst. Vor dieser Saison hatte Lewandowski ja noch fehlende Wertschätzung beklagt und mit einem Klubwechsel kokettiert. Doch im Moment ist davon keine Rede mehr, im Gegenteil. Lewandowski fühlt sich wohl, er merkt, dass er einer der Profiteure der taktischen Korrekturen ist, die sein Trainer Niko Kovac angesichts der Münchner Schaffenskrise in den vergangenen Wochen vorgenommen hat.

Auch Thomas Müller freut sich über die neue Ausrichtung

Neben der Etablierung einer Doppel-Sechs mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka lässt Kovac Thomas Müller wieder in dessen Paraderolle auf der Zehn auflaufen, als Freigeist schafft er so Räume im Strafraum für Lewandowski. "Das ist für uns beide besser", findet der Stürmer, "weil ich mehr Platz habe und mich nicht mehr gegen zwei oder drei Gegenspieler im Strafraum durchsetzen muss. Wir sind dadurch flexibler, kreativer und schwerer auszurechnen."

Auch Müller schwärmt von der Neuausrichtung, "wir haben richtig Spaß und ziehen durchs Zentrum ein ordentliches Kombinationsspiel auf, auch mit Lewandowski." Dem Führungstreffer durch Lewandowski ging allerdings kein hübscher Spielzug voraus, sondern ein pragmatisch getretener Eckball von Kimmich. Der Ball traf den Hinterkopf von Lewandowski so glücklich, dass er von da über das Linie flog. Und auch sein zweiter Treffer war keiner, den die Zuschauer lange in Erinnerung behalten werden, es war sogar noch nüchterner als das erste.

Lewandowski stand halt da, wo ein Stürmer stehen muss, er ahnte als einziger Spieler, dass der Distanzschuss von Leon Goretzka nicht im Tor, sondern an der Latte landen würde. Also lief er instinktiv zwei, drei Schritte Richtung Tor, um den Ball mit dem Innenrist über die Linie zu bugsieren. Apropos Gerd Müller: Es war Lewandowskis 42. Doppelpack in der Bundesliga, nur Müller hat einen besseren Wert (55).

Lewandowski ist nach aufgeregten Wochen wieder mit sich im Reinen. Wer ihn aber ein wenig nerven wollte, musste ihn nur nach der deutschen Meisterschaft fragen und danach, ob die Münchner nun eine Aufholjagd auf den Tabellenführer Borussia Dortmund starten wollen. "Wir müssen an uns denken und unseren Siegtrend fortsetzen", entgegnete der Stürmer, "das ist unser Job, wir haben schon einen zu großen Abstand und zu viele Punkte verspielt."

Neun Punkte mehr hat der BVB als München. Aber an diesem Abend war der Rückstand auf Dortmund kein Thema für Lewandowski und den FC Bayern. "Wir haben heute Weihnachtsfeier", rief Müller noch, bevor er das Stadion verließ. Robert Lewandowski folgte ihm, gemächlich und lächelnd.

© SZ vom 09.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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