Bundesliga:Neues Geld ärgert altes Geld

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Robert Lewandowski von München in Aktion gegen Tyler Adams (re.) von Leipzig. (Foto: dpa)

RB Leipzig wird frech, das reicht zwar nicht - doch die Münchner müssen wachsam bleiben: Einfach die besten Leipziger wegzukaufen, wird nicht funktionieren.

Kommentar von Christof Kneer

Die Bayern waren im Spiel gegen Leipzig gerade am Ball, als das Los gezogen wurde. Joshua Kimmich spielte gerade einen Pass, als Schalke 04 von den zuständigen Stellen als Viertelfinal-Gegner im DFB-Pokal ermittelt wurde, und man muss sagen: Das hätte man sich aus bayerischer Sicht auch leichter vorstellen können. Einerseits. Andererseits kann man den Pokal ab dem Viertelfinale ja wie ein Turniertableau lesen: Wenn wir den nächsten Gegner überstehen, wer könnte dann der übernächste sein? Im vorliegenden Fall könnte man also spekulieren: Frankfurt? Leverkusen? Düsseldorf? Okay. Und sonst?

Nein, in Dortmund kann der FC Bayern im Pokal nicht mehr stolpern, und an Leipzig müssen die Bayern auf ihrem Weg nach Berlin auch nur noch geografisch vorbei. Beide sind ausgeschieden. Es ist aus Sicht des Fußballlandes aber immerhin ein Fortschritt, dass man Tabelle und Tableau im Februar schon wieder als vergleichende Lektüre liest: Da sind die großen Bayern, und wo sind die anderen? Es ist noch nicht lange her, da war die Tabelle um diese Jahreszeit eher was für Mathematiker: Wie viele Punkte Vorsprung würden die Bayern am Ende der Saison haben, 10 oder 20 oder 100?

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Ja, der FC Bayern ist am Ende eines Zyklus angelangt, Ribery und Robben haben die Stadt verlassen, selbst Uli Hoeneß spielt nicht mehr jedes Wochenende über 90 Minuten, und der Trainer der Bayern ist jetzt ein Mann, bei dem die Reporter früher die Pressekonferenzen geschwänzt haben, wenn er als Co-Trainer der Nationalelf angekündigt war. Wäre das nicht eine prima Gelegenheit, sich die einschlägigen Trophäen ausnahmsweise mal selber unter den Nagel zu reißen?

Das neue Geld der Leipziger wehrte sich und wurde frech

Vor Weihnachten haben sich die Fans des FC Bayern ernsthaft Sorgen gemacht, und die Sorgen wurden nicht kleiner, als die Rivalen angehende Weltstars wie Haaland (Dortmund) und Olmo (Leipzig) verpflichteten, während bei den Münchnern als kleinster gemeinsamer Renner ein Mensch namens Odriozola herauskam. An diesem Sonntagabend, als sich die Leipziger samt Olmo zum Topspiel in München vorstellten, hatte sich die Versuchsanordnung auch dank der Arbeit des ehemaligen DFB-Co-Trainers Hansi Flick aber schon wieder verändert: Aus Sicht der Leipziger ging es nicht mehr darum, den Bayern in ihrem Umbruchjahr vorübergehend zu enteilen; es ging schon wieder darum, einen Ausreißversuch des Rekordmeisters zu verhindern.

Vor allem in der zweiten Halbzeit entwickelte sich dabei ein Spiel, das die aktuelle Lage an der Spitze der Liga stellvertretend abbildete: Das neue Geld der Leipziger wehrte sich und wurde frech, das alte Geld der Bayern fühlte sich herausgefordert und versuchte, seinen Status zu verteidigen. Die Bayern haben in jeder Hinsicht viele Jahre Vorsprung auf Dortmund und auf Leipzig sowieso, dennoch zeigen ihnen Spiele wie diese zumindest eines: dass sie wachsam bleiben und richtige, moderne Entscheidungen treffen müssen. Einfach nur die besten Leipziger wegzukaufen, wird nicht funktionieren. Geld braucht Leipzig eher keines.

© SZ vom 10.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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