FC Bayern:Kovac ist der Chef-Versteher

Testspiel Hamburger SV - FC Bayern München

Trainer Niko Kovac ist das Menschliche wichtig - aber auch die Disziplin beim FC Bayern.

(Foto: dpa)
  • Niko Kovac hat vor dem ersten Ligaspiel gegen Hoffenheim eine kleine Antrittsrede beim FC Bayern gehalten.
  • Besonders um Stürmer Robert Lewandowski hat er sich in der Vorbereitung gekümmert.

Von Jonas Beckenkamp

Der Saisonstart des FC Bayern findet am Freitag um 20:30 Uhr statt, möglicherweise auch um 20:31 Uhr, wenn der Schiedsrichter ein wenig trödelt mit dem Anpfiff der Partie gegen Hoffenheim. Trainer Niko Kovac, 46, hat also noch etwas Zeit, sich zu überlegen, wen er in seine Startformation beruft - und wer auf die Bank muss.

Auch unter dem neuen Coach gilt ja die verblüffend einfache Regel des Fußballs, dass eine Mannschaft auf dem Feld zu elft antritt. Nur welche elf? Natürlich habe er "schon ein bisschen was im Kopf", sagte Kovac an diesem Donnerstag bei der abschließenden Fragerunde vor dem Auftakt in diese Bundesliga-Saison. In Kovacs Trainerhirn könnte etwa Serge Gnabry eine Rolle gespielt haben: Der Neue aus Hoffenheim ist verletzt - er fällt wegen muskulärer Probleme aus. Der Rest trudelt gesund in den Startblöcken ein, oder zumindest banktauglich, wie der zuletzt angeschlagene James.

Dass der FC Bayern trotzdem voller Selbstbewusstsein und Vorfreude in diese Saison geht, das strahlte Kovac auf der Pressekonferenz an der Säbener Straße höchstselbst aus. Es mag angenehmere Auftaktgegner geben als die widerspenstigen Hoffenheimer, deren Trainer Julian Nagelsmann "ja schon einige gute Ergebnise gegen Bayern erzielt hat", wie Kovac zu berichten wusste. Aber vor der TSG ist diesen Münchnern nach sechs Meisterschaften in Serie sicher nicht Bange, das sollte klar sein. Schon gar nicht vor ersatzgeschwächten Hoffenheimern, die vor allem die Ausfälle von Nadiem Amiri, Benjamin Hübner und Kerem Demirbay schmerzen.

Kraftstrotzdene Bayern bauen auf Kovacs Spirit

Die Bayern nehmen diese Saison voller Konzentration in Angriff, sie wirken seriös eingestellt, kraftstrotzend und mit Ausnahme der Pokalqual in Drochtersen (1:0) auch hungrig auf mehr. Diese Einstellung hat auch mit Kovac zu tun, der sich bisher Mühe gibt, seine Prinzipien in der neuen Heimat an den Mann zu bringen: "Ich kann vieles erzählen, aber die Umsetzung ist die Schwierigkeit", meinte er mit einem entspannten Grinsen, "letztlich müssen wir versuchen, Freude, Leidenschaft und Teamspirit in Einklang zu bringen", nur dann könne "etwas entstehen".

Dass etwas enstehen wird, gilt als beschlossen, eine Niederlage zum Start wäre in etwa so undenkbar wie eine plötzliche Meisterschaft des TSV 1860 München. Dass dazu auch Stürmer Robert Lewandowski seinen Beitrag leisten muss, ist allen Beteiligten klar. Wobei es aktuell vor allem Kovac ist, der Lewandowski seine Wertschätzung entgegenbringt. Nach dessen Klageworten wegen fehlender Unterstützung seitens der Vereinsbosse Hoeneß und Rummenigge hat Kovac die Chance ergriffen und ein erstes Trainer-Statement gesetzt: Er hat Lewandowski unter vier Augen besänftigt und ihm gesagt: "Ich verstehe dich."

Man merkt Kovac an: Solche kleinen Gespräche sind ihm wichtig, er achtet auf die Zwischentöne und schätzt den offenen Dialog. "Ich kann nicht bewerten, ob Lewy zuletzt Unterstützung erhielt, weil ich da noch woanders war", erklärte er mit Blick auf seine Frankfurter Zeit, "aber aus seiner Sicht ist es eben so, dass er das nicht gespürt hat." Deshalb habe man sich unterhalten und seither scheint die seelische Unversehrtheit des Polen einigermaßen wieder hergestellt. Lewandowski sei frisch im Kopf, er habe außerodentlich gut trainiert, in der Vorbereitung bereits vier Mal getroffen und sei überdies gewillt, alles für die Bayern zu geben, so sein Chef-Versteher Kovac.

Kritik wie in Lewandowskis Fall "sachlich vorzutragen" sei schließlich legitim - und überhaupt: Man habe sich auf "äußerst inspirative Weise" unterhalten, unter Menschen, nicht als Trainer-Spieler-Gespann. So geriet Kovacs Bundesliga-Antrittsrede ein wenig zur Werbeveranstaltung in eigener Sache, ohne dass der Kroate damit allzu aufdringlich wirkte. Er war selbst Fußballprofi, auch beim FC Bayern, weshalb er die Spitzfindigkeiten des Geschäfts kennt. Seine eigene Denkweise sei ihm wichtig, versicherte Kovac und zu der gehört auch die Erkenntnis, dass es ruhig ein wenig spannender zugehen darf in der Liga, damit der Wettbewerb am Leben bleibt.

"Dass wir den Titel holen wollen, ist klar", sagte er, "aber ich freue mich auch über Konkurrenz. Das kann uns nur helfen, vor allem, was unsere internationalen Spiele betrifft." Hoffenheim kommt da im Grunde als idealer Gegner daher - um 22:18 Uhr oder vielleicht auch 22:21 Uhr - je nach Ereignislage - weiß man am Freitag auch mehr darüber, was Kovac im Kopf hatte bei seinem Bundesliga-Debüt mit den Bayern.

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