Champions League:Ein Wettbewerbsvorteil für die Bayern

ESP: FC Barcelona, Barca Bayern Munich. UEFA Champions League. Manuel Neuer of FC Bayern Munich and Philippe Coutinho of

Auseinander entwickelt: Der FC Bayern, links Manuel Neuer, überragt Teams wie den FC Barcelona mit Philippe Coutinho, rechts, der einst für die Bayern spielte.

(Foto: PRESSINPHOTO/Imago)

An Europas Spitze abgehängt? Die Münchner liefern die Gegendarstellung zur These ihres eigenen Trainers. Der FC Bayern hat nicht nur Barcelona etwas voraus, sondern auch den wirtschaftlich potenteren Klubs.

Kommentar von Christof Kneer

Als Karl-Heinz Rummenigge noch für den FC Bayern verantwortlich war, also kürzlich, da gab er ein Interview, in dem er sich mit einem düsteren Satz zitieren ließ. "Der deutsche Fußball", meinte Rummenigge (und darunter hat er's ja nie gemacht), der deutsche Fußball also müsse aufpassen, "international nicht abgehängt zu werden". Nicht viel später saß der neue Trainer des FC Bayern, Julian Nagelsmann, auf einem Pressepodium und sagte, ja, es bestehe "die Gefahr, international abgehängt zu werden". Er reibe sich "schon ab und an die Augen", was da auf dem Transfermarkt passiere, er hoffe, dass der europäische Fußballverband das genau beobachte. Die Uefa müsse schließlich ein Interesse daran haben, "dass es ein Wettbewerb bleibt".

Als die hochherrliche Uefa-Champions-League nun in ihre neue Runde gestartet ist, gab es tatsächlich einen Verein mit dem Kürzel FCB, der so abgehängt wirkte wie ein Hobbyradler auf den Passstraßen einer Tour-de-France-Etappe. Die Verhobbyradlerung des glorreichen FC Barcelona ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass es für ambitionierte Gegner fast schon irreführend ist. Woher sollen die Bayern wissen, wie schwer ihr schöner 3:0-Sieg wiegt, wenn er doch nur gegen den FC Barcelona zustande kam? Ähnliche Fragen stellen sich der deutschen Nationalmannschaft, wenn sie gegen Liechtenstein gewinnt.

Eines allerdings darf man nach dem ersten internationalen Auftritt mit dem neuen Trainer schon festhalten: So abgehängt wie der FC Barcelona ist der FC Bayern jedenfalls nicht.

Andere spekulieren, der FC Bayern schafft Fakten

In Wahrheit muss man in dieser frühen Wettbewerbsphase noch gar nicht in die Tiefen des Spiels hinunterleuchten, fürs Erste reicht ein Blick auf die Personaltableaus. Der FC Barcelona präsentierte alte Meister wie Piqué, Busquets und Alba, die das meiste hinter sich haben, und junge Begabungen wie Gavi, Balde oder Demir, die womöglich einiges vor sich haben. Was dieser Abend ausstrahlte, war allerdings: Die Meister sind nicht mehr gut genug, und die Begabungen sind es noch nicht. Dagegen der FC Bayern: Seine Meister (Lewandowski, Müller, Neuer) sind definitiv gut genug, genauso wie seine Begabungen (Davies, Musiala), und verbunden werden die Generationen von Mittzwanzigern, von denen einige schon zum Meister taugen (Kimmich, Goretzka), während andere auf gutem Weg sind, den Begabungsverdacht loszuwerden (Sané, Süle).

Womöglich schickt sich der FC Bayern gerade an, eine Gegendarstellung zur Abgehängt-These des eigenen Trainers einzureichen. Zwar haben die Münchner bis zum Transferschluss am 31. August weder ein Emirat noch einen Oligarchen verpflichtet, sie bleiben weiterhin angewiesen auf das, was mal ihr Festgeldkonto war, und ob das gegen die spektakulär bezuschussten Klubs aus Paris, Chelsea, Manchester und Liverpool reicht, ist mindestens offen - dennoch deutet sich im Quervergleich bereits an, dass die Bayern mit einem erheblichen Wettbewerbsvorteil ins Rennen gehen. Nicht nur, dass ihr Kader inzwischen einigermaßen ausbalanciert wirkt; er ist vor allem fertig und, mit punktuellen Veränderungen, über Jahre gewachsen.

Bei Real Madrid wird spekuliert, ob im nächsten Sommer vielleicht Haaland und Mbappé kommen, aber es ist ein Traumsturm im Konjunktiv. Die Bayern spielen ihren Fußball im Indikativ. Sie haben den Vertrag mit Joshua Kimmich verlängert, Leon Goretzka ist als Nächster dran, und Robert Lewandowski hat soeben angedroht, er wolle noch einige Jahre spielen.

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