Bayern in der Champions-League-Quali:Beruhigung für den Präsidenten

Beim Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation in Zürich geht es für den FC Bayern um Millionen und sein Image. Doch nervös ist nur die Vorstandsetage. Nicht einmal die Schweizer glauben an die Sensation - auch wenn die Münchner wohl ohne Arjen Robben antreten müssen.

Thomas Hummel

Anbieter von Sportwetten sind gemeinhin nüchterne Zahlenmenschen. Machen sie ein Endergebnis aus, das ganz und gar unwahrscheinlich ist, locken sie mit hohen Gewinnen. Zum Beispiel beim Rückspiel in der Qualifikation zur Champions League an diesem Dienstagabend: Tippt jemand auf ein 3:0 für den FC Zürich gegen den FC Bayern bekommt er bei Oddset das 40fache zurück.

FC Bayern Munich's Schweinsteiger heads the ball as his team mates Lahm and Buyten stand beside during a training session in Zurich

"Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir weiterkommen", sagt Bastian Schweinsteiger (M.) vor dem Rückspiel in Zürich.

(Foto: REUTERS)

Es wird den Herren der Wettquoten dennoch schwerfallen, Leute für so viel Wagemut zu begeistern. Der FC Zürich besiegt den FC Bayern München mit drei Toren Unterschied und wirft den deutschen Rekordmeister aus der europäischen Königsklasse? Es käme einem Wunder gleich - als würde die Maus plötzlich die Schlange fressen. Nicht einmal die Schweizer selbst glauben daran: Sportdirektor Freddy Bickel hatte jüngst erklärt: "Als FC Zürich gewinnst du von 100 Partien eine gegen die Bayern. Die Chance, den FC Bayern zu besiegen, besteht höchstens auf dem Papier."

Unterstützt wird Bickels Ansicht von den Auftritten beider Mannschaften in den vergangenen Tagen. Beim 2:0 im Hinspiel in München stellte sich der FC Zürich auf dem Niveau einer mittelguten Zweitliga-Mannschaft vor, eine brav kämpfende Abwehrtruppe, die dennoch ein paar mehr Gegentore verdient gehabt hätte. Am Wochenende dann verlor der Schweizer Meister am sechsten Spieltag wieder 0:2 zu Hause gegen Xamax Neuchâtel, das in fünf Partien zuvor kein einziges Tor erzielt hatte. "In der Meisterschaft ging das letzte Spiel in die Hose. Wir sind noch dabei, das zu verarbeiten", berichtet Trainer Urs Fischer.

Dagegen der FC Bayern: 5:0 gegen den Hamburger SV. Und selbst wenn der Gegner wohl zum Erbarmungswürdigsten gehörte, was jemals in München kickte, Stimmung und Selbstvertrauen könnten in München nicht besser sein. Die neuerliche Verletzung des allseits beliebten Ivica Olic (Teilriss einer Sehne des Hüftbeugemuskels, zwei Monate Pause) trübt allerdings die gute Laune: "Wenn man so einen langen Leidensweg hinter sich hat, ist so eine Hiobsbotschaft furchtbar", bedauerte Trainer Jupp Heynckes.

Kurz vor dem Spiel meldete sich dann offenbar auch noch Arjen Robben ab. Wie die Bild-Zeitung erfahren haben will, machen Rückenprobleme einen Einsatz des Flügelspielers wohl unmöglich.

Doch auch ohne Olic und Robben traut den Münchnern ernsthaft niemand ein sensationelles Scheitern zu. Auch wenn die Offiziellen pflichtgemäß mit voller Inbrunst ihre Warnungen aussprechen: "Wenn wir den Fehler machen, dass wir arrogant spielen und glauben, dass wir weiter sind, kann es problematisch werden", mahnte etwa Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Die Nervosität der Chefs erklärt sich daraus, dass ein Debakel in Zürich verheerende Folgen hätte für den Klub. Finanziell, weil 25 Millionen Euro allein für die Qualifikation zur Gruppenphase von der Uefa garantiert sind. Bis zum Finale können weitere 30 Millionen Euro verdient werden, auf solche Summen möchte nicht einmal der FC Bayern München verzichten. Fast noch schlimmer wäre aber der seelische Schaden in München. Denn erstens käme für den Elite-Klub ein Ausflug in die Europa League einem Martyrium gleich, zweitens findet bekanntlich das Finale 2012 in der heimischen Arena statt.

Mehmedi: "Ich bin nicht da zum Leibchentauschen"

"Sollte Bayern in einem Jahr, wenn das Finale der Champions League in unserem Stadion stattfindet, nicht dabei sein, wäre das eine Katastrophe für Verein, Spieler, Fans, Image", sagt Präsident Uli Hoeneß. Die stotternde Vorstellung in den ersten 45 Minuten des Hinspiels trieb Hoeneß sogar von der Loge hinab in den Kabinentrakt, was erregte Debatten zur Folge hatte. Der Präsident stellte nun klar: "Ich war nicht in der Kabine", sagte er der Schweizer Zeitung Blick: "Ich habe das in 30 Jahren als Manager nie gemacht, als ich ganz nah dran war. Und werde es auch jetzt nicht machen und die Autorität des Trainers untergraben."

Er sei einfach runtergegangen, weil er Ruhe haben wollte. "Ich war in einem Nebenraum und es war reiner Zufall, dass Arjen Robben dort nebenan auf der Massagebank lag, weil er behandelt wurde", sagte Hoeneß: "So kam es zu unterschiedlichen Aussagen. Aber ich habe nur mit Christian Nerlinger und Hermann Gerland gesprochen, nicht zum Team."

Dass sich die Nervosität in den Vorstandsbüros bis zur Mannschaft durchkämpft, ist aber eher nicht zu erwarten. Die Spieler wissen, dass ihnen gegen die Schweizer bei halbwegs normaler Leistung nichts passieren kann. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir weiterkommen", sagt Bastian Schweinsteiger, der sich auch sicher ist, "dass jeder Spieler weiß, worum es geht".

Und worum geht es den Schweizern? Trainer Fischer übt sich in den üblichen Phrasen: "Wir werden versuchen, das Unmögliche möglich zu machen." Während seine Spieler schon mal gefragt werden, mit wem sie denn gerne ihr Trikot tauschen würden. Die Zeitung Blick erinnert daran, dass einige Male Profis Schweizer Mannschaften nach dem Abpfiff zu ihren Idolen wie Ronaldinho oder Gianluigi Buffon sprinteten, um sich nach einer Niederlage wenigstens ein schönes Andenken zu sichern.

FC-Zürich-Stürmer Admir Mehmedi offenbarte nun: Er wolle mit keinem Bayern-Spieler das Hemd haben. "Ich bin Profifußballer und bin nicht da zum Leibchentauschen."

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