FC Bayern:"Die beste Leistung in dieser Saison"

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Bayerns Linksverteidiger David Alaba freut sich mit den Mitspielern über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0. (Foto: AP)
  • Der FC Bayern freut sich über ein 4:0 in Hannover, Niko Kovac lobt seine Mannschaft.
  • Auch Innenverteidiger Mats Hummels darf wieder von Anfang an spielen.
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Von Thomas Hahn, Hannover

Sören Storks ist ein Schiedsrichter mit gutem Gefühl für den Augenblick. Am Samstag war er beim Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und dem FC Bayern im Einsatz. Umsichtig leitete er die einseitige Partie, die sich schnell zu einer bitteren Verlusterfahrung für die Heimmannschaft entwickelte. Der FC Bayern gewann 4:0, er blieb bis zum Schluss dominant und torfreudig, Hannovers Spieler hingegen quälte ihre Aussichtslosigkeit in der Dezemberkälte vor 49 000 Menschen im ausverkauften Heimstadion. Und so kam es ihnen sehr entgegen, dass Storks auf die Nachspielzeit verzichtete und das Leiden der 96er nach exakt 90 Minuten beendete.

Matt und niedergespielt blickten sie auf den letzten Tabellenplatz, auf den sie nun zurückgefallen waren. "Wir waren chancenlos", klagte Trainer André Breitenreiter, während sich sein Kollege Niko Kovac beim FC Bayern über "die beste Leistung in dieser Saison" freute. Breitenreiter schien tatsächlich froh zu sein darüber, dass Storks die Begegnung nicht länger als nötig hatte laufen lassen.

Vor dem Spiel fiel der erste Blick auf die Abwehrreihe des FC Bayern. Spielte Mats Hummels? Oder würde Kovac ihn wieder draußen lassen und damit den Eindruck verstärken, dass der Weltmeister von 2014 aus Sicht des Trainers nicht mehr ganz auf der Höhe ist? Die Bayern wirkten ohne Personalwechsel zuletzt wieder stabiler, Hummels saß gleichzeitig auf der Bank. Ein Zusammenhang? Kovac verkaufte Hummels' Nichtberücksichtigung als ein Stück Rekordmeister-Realität ("Du musst bei Bayern damit rechnen, dass du auch mal auf der Bank sitzt").

Sofort setzt Bayern ein Zeichen

Aber in Hannover ersparte er sich und dem Verteidiger weitere Spekulationen. Hummels stand in der Startelf. Jérôme Boateng, ein weiterer Weltmeister, nahm auf der Bank Platz. Auch die zuletzt eingewechselten Kingsley Coman und Thiago spielten von Anfang an; für Thiago rückte Joshua Kimmich von der Sechser-Position zurück auf seinen Stammplatz am rechten Flügel.

André Breitenreiter war während der Woche damit beschäftigt gewesen, seinen Leuten die Angst vor der Aufgabe zu nehmen. Das Bayern-Spiel verkaufte er als eine Art Mutprobe ohne Risiko. Eine Niederlage sei "das Normalste der Welt", sagte er. Ob das wirklich ein kluger Dreh war, einen Heimmisserfolg als erwartbares Ereignis zu beschreiben? Hannovers Spieler vermittelten auf dem Rasen jedenfalls von der ersten Minute an das Gefühl, dass sie gar nicht erst an ihre Chance glaubten.

Mit großer Selbstverständlichkeit übernahmen die Bayern die Kontrolle und setzten sofort ein Zeichen. Ein Abpraller fiel Joshua Kimmich vors Schussbein. Der zielte richtig, und schon nach wenig mehr als einer Minute schlug der Ball links unten im Hannoverschen Tor ein. Breitenreiter rügte eine ganze Kette früher Unaufmerksamkeiten in seiner Mannschaft und sagte: "Wenn man schon nach 1:10 Minuten in Rückstand gerät, dann verleiht das dem Gegner Flügel." - "Das erleichtert vieles", bestätigte Kovac.

Hannover 96 kam kaum aus der eigenen Hälfte, und der FC Bayern machte das, was man halt so macht als unterforderter Rekordmeister: Kombinierte sich lässig Richtung Strafraum, erarbeitete sich Chancen, legte nach. Nach 29 Minuten schlug der Ball rechts oben im Tor von Hannover 96 ein: David Alaba war der Absender dieses 20-Meter-Dropkicks. "Schönes Tor", urteilte der Schütze selbst.

Kurz vor der Pause bedrohte ein Kopfball des 96-Stürmers Hendrik Weydandt das Bayern-Tor. Ansonsten wirkte das Heimteam derart harmlos, dass man sich fragen konnte, ob Breitenreiter die Möglichkeit eines 96-Torerfolgs überhaupt in seiner Tagesstrategie vorgesehen hatte. Und nach der Pause wurde nichts besser. Im Gegenteil. Schwerfällig begleiteten die Hannoveraner die Balltänze der Bayern. Vor allem Kimmich genoss seine Freiheiten und nutzte sie zu zwei Torvorlagen. Serge Gnabry (53.) und Robert Lewandowski (62.) vollendeten.

Die 96-Fans vertrieben sich den Frust über das 0:4 mit munteren Gesängen, die Bayern kreiselten ungestört weiter durchs Mittelfeld und in den Strafraum hinein. Mit etwas mehr Präzision und weniger Schnörkeln hätten sie ihre Gastgeber noch heftiger demütigen können. Breitenreiter wirkte niedergeschlagen, als er sagte: "Wir haben uns zu wenig gewehrt." Schnell abhaken war für ihn das Gebot des Augenblicks. Der Abstiegskampf spitzt sich für Hannover vor Weihnachten zu. Am Mittwoch muss die Mannschaft nach Freiburg, am Samstag kommt Düsseldorf.

Beim FC Bayern hingegen war die Welt in Ordnung. Zumindest bei denen, die sich nach der Partie äußerten. Mats Hummels ging wortlos an den Reportern vorbei. Er hatte gut gespielt, allerdings waren die Hannoveraner Stürmer so schwach, dass sich seine Leistung fast der Bewertung entzog. Er wird gespannt warten, ob er nur für den Einsatz beim Abstiegskandidaten gut genug war oder ob er auch am Mittwoch beim wichtigen Spiel in Leipzig mitmachen darf.

Aber sonst war der FC Bayern froh über sich und seinen erbarmungslosen Umgang mit den Schwächen der 96er. "Ein rundum gelungenes Spiel" hatte Stürmer Thomas Müller erlebt. Niko Kovac vergab ein "großes Kompliment" an seine Mannschaft und lobte deren Spielfreude, Geschlossenheit und Zweikampfverhalten. Für Kovac hätte die Begegnung ruhig ein paar Minuten länger dauern dürfen.

© SZ vom 16.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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