Bayern-Gegner Olympique Marseille:Wo die Präsidentin in der Kabine auftaucht

Die großen Gegner hat der FC Bayern vermieden - nun trifft der Rekordmeister im Champions-League-Viertelfinale auf Olympique Marseille. Die Franzosen haben eine große Vergangenheit, aktuell jedoch viele Probleme - und eine ganz und gar ungewöhnliche Frau als Klubpräsidentin.

Johannes Aumüller

Noch nie hat es im Europapokal ein Duell zwischen dem FC Bayern und Olympique Marseille gegeben - dennoch haben die Franzosen beste Erinnerungen an München. Im Mai 1993 feierten sie im Olympiastadion den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, als sie im Champions-League-Finale gegen den AC Mailand 1:0 siegten. Etliche prominente Namen standen damals im Team, etwa Rudi Völler oder

Margarita Louis-Dreyfus

Mächtige Präsidentin: Margarita Louis-Dreyfus.

Didier Deschamps, doch der entscheidende Mann des Klubs saß auf der Tribüne: der zwielichtige Präsident Bernard Tapie, wegen dessen Machenschaften 1993 nicht nur als Erfolgs-, sondern auch als Skandaljahr gilt. Tapie hatte Schmiergelder an den Ligakonkurrenten Valenciennes gezahlt, um seine Mannschaft vor dem Spiel gegen Milan schonen zu können und die fünfte Meisterschaft in Serie nicht zu gefährden. Doch der Betrug flog auf, Marseille verlor den Titel und die Erstliga-Zugehörigkeit. Tapie erhielt eine Gefängnisstrafe.

Nun steht der neunmalige französische Meister erstmals seit 1993 wieder im Viertelfinale des Wettbewerbs, und erneut ist das Interesse für die Vereinsspitze groß. Als vor drei Jahren der Mehrheitseigner und langjährige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfuß starb, gingen die Klubanteile an seine Frau: Margarita Louis-Dreyfus, geborene Bogdanowa, die sie in Marseille MLD nennen und die unter Europas Vereinspräsidenten eine eher ungewöhnliche Erscheinung ist.

Sie stammt aus St. Petersburg, arbeitete als Handelskauffrau und lernte ihren Mann auf hollywoodreife Art im Flugzeug kennen. Sie spricht fünf Sprachen, liebt den Schriftsteller Bulgakow und tritt gerne in pink auf. Und sie täuschte alle, die dachten, dass sie sich aus dem Tagesgeschäft raushalten würde: Sie taucht bisweilen in der Kabine auf und strukturierte das Management schon gehörig um.

Trainer Deschamps hingegen, der im Hinspiel gegen Bayern auf den rotgesperrten Kapitän und Torwart Steve Mandanda verzichten muss, gehörte bislang zu ihren Vertrauten. Doch auch er steht unter Druck: Denn während OM in der Champions League schon Gegner wie Dortmund oder Inter überstand, liegt es in der Liga nur auf Rang acht.

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