Stefan Kuntz hat nicht nur gute Erinnerungen an Spiele gegen den FC Bayern. Einmal knickte der Europameister von 1996 vor einer Partie in München um - als er aus dem Bus stieg: Bänderverletzung! Oft jedoch gewann Kuntz als Aktiver gegen die Bayern, 1991 schnappte er ihnen als Kapitän mit dem 1. FC Kaiserslautern die Meisterschaft weg. Mittwochabend tritt der FCK als krasser Außenseiter im Pokal in München an. Kuntz, mittlerweile Vorstandsvorsitzender der Lauterer, wurde soeben 50 Jahre alt - so alt wie die Bundesliga, deren Torschützenkönig er 1986 und 1994 war.
Über 400 Gäste hatte der FCK ins Fritz-Walter-Stadion zur Jubelfeier eingeladen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gehörte ebenso zu den Gratulanten wie FCK- Legende Horst Eckel, viele Manager-Kollegen aus der Bundesliga oder alte Bochumer Weggefährten wie Rolf Schafstall und Uwe Leifeld. "Ich wünsche mir mehr Gründe zur Freude als zum Traurigsein", sagte Kuntz. Die Angestellten des FCK schenkten ihrem Chef eine DVD mit allen Toren, die er in der Bundesliga erzielt hat - immerhin 179 in 449 Spielen.
Der Abstieg in der vergangenen Saison war eine der traurigen Geschichten. Kuntz stand wegen verfehlter Personalpolitik stark in der Kritik, erst auf einer turbulenten Mitgliederversammlung konnte das Fanvolk beruhigt werden. Doch so richtig verarbeitet wird dieser bittere Abstieg erst sein, wenn der angestrebte Wiederaufstieg gelingt.
FC Bayern in der Einzelkritik:Wie Schneemänner in eisiger Kälte
Manuel Neuer gibt am Ende sogar den Stürmer, Jérôme Boateng zeigt, dass er den Ball bis zum Ural bolzen kann - ehe ihm ein kurioses Unglück passiert. Und Thomas Müller hat nicht gerade seinen allerkreativsten Tag. Die Bayern beim 1:2 gegen Leverkusen in der Einzelkritik.
"Wir sind auf einem guten Weg", findet Trainer Franco Foda. Seine Elf ist in der Liga noch ungeschlagen und hinter Braunschweig und Hertha BSC Dritter. Foda wurde beim FCK als Spieler ausgebildet und war zuletzt sechs Jahre Trainer bei Sturm Graz. Er löste Krassimir Balakov ab, den vielleicht größten Fehlgriff von Kuntz.
Foda kennt den Klub und die Pfälzer Mentalität, er will eine Mannschaft sehen, die nach vorne spielt. Die Spieler dazu hat er, der aktuelle Kader wirkt stärker als der im Vorjahr in Liga eins. Kuntz vollzog den großen Schnitt: 17 Spieler gingen, 16 kamen, darunter Prominente wie die Stürmer Albert Bunjaku (Nürnberg) und Mohamadou Idrissou (Frankfurt) und die Mittelfeldspieler Alexander Baumjohann (Schalke) und Mimoun Azaouagh (Bochum).
Wahl zum Weltfußballer des Jahres:Und jährlich grüßt der Messi
Spanien dominiert die Wahl zum Weltfußballer 2012: Sieben Spieler des Europameisters sind dabei, unter den 23 nominierten Profis spielen elf bei den Klubs Real Madrid und FC Barcelona. Mit Mesut Özil und Manuel Neuer stehen auch zwei Deutsche zur Wahl.
Möglich war dies, weil der FCK außer für Idrissou (450 000 Euro) keine Ablösen zahlen musste. Für verkaufte Profis wie Trapp, Tiffert, Sahan, Kirch, Vermouth kassierte der Klub hingegen etwa 3,7 Millionen Euro. Mit Langzeitverträgen ausgestattete Enttäuschungen wie Shechter (Swansea) und Sukuta-Pasu (Graz) wurden ausgeliehen und von der Lohnliste genommen.
Dennoch ist der wirtschaftliche Druck groß. Die Stadionmiete für die WM-Arena von 2006 beträgt unabhängig von der Liga 3,2 Millionen Euro pro Jahr plus Betriebskosten. Der Zuschauerschnitt lag in Liga eins bei 44 000 Zuschauern, geplant sind nun 35 000, bislang kamen im Schnitt nur rund 31 500. Dennoch ist die Stimmung optimistisch, da das Team Willen zeigt und die Fans diesmal hinter der Personalpolitik stehen. Dass Foda verstärkt den Nachwuchs fördert, kommt auch gut an. Dominique Heintz ist Stammspieler in der Innenverteidigung. In Bewegungsablauf und Spielweise erinnert der 19-Jährige frappierend an Holger Badstuber vom FC Bayern.
Vorige Saison war der FCK-Angriff mit 23 Toren in 34 Spielen Zielscheibe üblen Spotts, nun zittern die Zweitligaabwehrreihen vor Bunjaku (bisher sechs Tore) und Idrissou (sieben Tore). Allerdings fehlt Kapitän Bunjaku in München verletzt. Der lebenslustige Idrissou übertrage sein Selbstbewusstsein auf die Kollegen, sagt Foda. Allerdings eilt dem 32-Jährigen der Ruf voraus, nur dann eine Stimmungskanone zu sein, wenn er spielt.
Stiege er mit dem FCK auf, wäre es der vierte Klub, mit dem er dies schafft. Hoch in Liga eins will auch Baumjohann, 25, weder bei Bayern noch in Schalke gelang ihm der Durchbruch. Foda wollte ihn unbedingt, Baumjohann schlug deshalb einige Erstligaangebote aus. In Kostas Fortounis, 20, und Ariel Borysiuk, 21, hat Baumjohann zwei spielstarke Talente an seiner Seite. Der Aufstieg scheint mit diesem Kader eher möglich zu sein als ein Sieg in München.