Bayern-Gegner Guangzhou:Reger Austausch mit dem Politbüro

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Staatschef Xi Jinping ist ein riesiger Fußballfan, auch andere aus der Führungselite. Denen Freude zu bereiten, öffnet Türen. Xu genießt schon jetzt großen Einfluss. Er ist Mitglied der Konsultativkommission des Nationalen Volkskongresses. Dort steht er im Austausch mit Mitgliedern des Politbüros, dem Machtzentrum der autokratischen Diktatur.

Stufe eins seines Plans hat Xu vollendet: ein internationaler Titel. Dafür zahlt er Lippi zehn Millionen Euro im Jahr. Der Argentinier Dario Conca soll ebenfalls mehr als zehn Millionen kassiert haben. Das Bayern-Spiel ist sein letztes im Dress von Evergrande, wenn es verloren geht. Er verlässt den Klub nach zwei Jahren in Richtung Brasiliens Topklub Fluminense.

Andere Stars stammen aus Brasilien: Muriqui und Elkeson gehören zu den tragenden Säulen und Großverdienern, die maßgeblichen Anteil am Erfolg des Klubs haben. Auch der Ex-Dortmunder Lucas Barrios spielte ein Jahr für den Verein. Der Paraguayer wechselte im Sommer vorzeitig zu Spartak Moskau, wegen eines Streits um Geld. Als Barrios im 2012 zu Guangzhou kam, hätte der Verein eigentlich einen anderen Ausländer abgeben müssen.

Dubiose Zweidrittelmehrheit

Stattdessen beantragte Guangzhou eine Satzungsänderung der Liga, um die Zahl der Ausländer im Kader von fünf auf sieben erhöhen zu können. Die Regel sollte jedoch nur für Klubs der Champions League gelten, also nur für Evergrande. Trotzdem erreichte der Antrag die nötige Zweidrittelmehrheit. "Es bleibt Spekulation, wie Guangzhou die anderen Vereine überzeugt hat", sagt Journalist Li. Spekuliert wird, dass viel Geld geflossen ist, um die Entscheidung zu begünstigen.

Doch Evergrande-Boss Xu wandelt auf einem schmalen Pfad. Das Parteiorgan Volkszeitung kritisierte bereits, dass der chinesische Fußball von den Millioneninvestitionen auf nationaler Ebene nicht profitiere. Ein chinesischer Spitzenklub, der nur wegen seiner Ausländer konkurrenzfähig ist, kann auch Zielscheibe chinesischer Nationalisten werden.

Deshalb hat Unternehmer Xu Stufe zwei seines Plans entwickelt und in Guangzhou im vergangenen Jahr ein Fußballinternat eröffnet. Real Madrid ist als Pate des Projekts. Mehrere Tausend Kinder und Jugendliche sollen dort pro Jahr am Ball ausgebildet werden und ihren Schulabschluss machen können. Langfristig will Xu hier die Talente rekrutieren, die er für den Erfolg braucht.

Bis dahin müssen sich Chinas Fußballer wohl noch eine Weile Hohn und Spott gefallen lassen, sogar die besten von ihnen. Guangzhous Nationalspieler Zheng Zhi, der zu Asiens Fußballer des Jahres gewählt wurde, wird beim Internetportal Tencent im Vergleich mit Philipp Lahm ein einziger Vorteil zugesprochen: beim Foulen. Und Guangzhous Stürmer Gao Lin, ebenfalls Nationalspieler, wird im Duell mit Franck Ribéry ein Kräfteverhältnis von fünf zu 95 Prozent attestiert. Er sei aber besser als Ribéry, wenn es darum geht, den Ball übers Tor auf die Tribüne zu dreschen.

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