FC Bayern in Freiburg:"Ich bin nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert"

SC Freiburg - Bayern München

Trainer Niko Kovac war äußerst unzufrieden in Freiburg.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)
  • Der FC Bayern ärgert sich über ein durchwachsenes Spiel in Freiburg, das den Rekordmeister die Tabellenführung kostet.
  • Besonders Trainer Kovac regt sich auf - er kritisiert die Einstellung seiner Spieler.

Von Matthias Schmid, Freiburg

Niko Kovac war am Samstag der Erste, der nach dem Schlusspfiff die Kabine aufsuchte. Er hatte keine Lust darauf, sich länger als notwendig auf dem Rasen im Freiburger Schwarzwald-Stadion aufzuhalten, er schüttelte nur ein paar Hände. Alles wirkte mechanisch, aufgesetzt irgendwie. Sein Blick war gesenkt, seine Schultern hingen herab, als würden sie von einer unsichtbaren Last heruntergedrückt, als er sich mit schnellen Schritten auf den Weg machte.

Der Bayern-Cheftrainer trug dabei das traurige Antlitz eines Verlierers spazieren, dabei hatte seine Mannschaft nicht verloren, zumindest nicht das Spiel beim SC Freiburg, das 1:1 (1:1) endete. Aber Tabellenführer war der FC Bayern nach dem Schlusspfiff nicht mehr, weil Borussia Dortmund den VfL Wolfsburg mit 2:0 besiegte und vor dem direkten Aufeinandertreffen am nächsten Samstag in München so wieder auf Platz eins kletterte - mit zwei Punkten Vorsprung auf die Bayern.

Wie beim Freundschaftsspiel gegen Wolfratshausen

Als Kovac später wieder in dem engen und kleinen Räumchen auftauchte, wo die Pressekonferenz abgehalten wird, hatte sich seine Laune nicht wirklich verbessert. "Ich bin nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert", gab Kovac zu. Vor allem die Darbietung seiner Spieler in der ersten Hälfte hatte ihn erzürnt, die lasche Einstellung, die eher an ein Freundschaftsspiel gegen den BCF Wolfratshausen erinnerte, als an ein Spiel, in dem es um wichtige Punkte für die Meisterschaft ging. "Entscheidend war, dass wir nicht so ins Spiel reingegangen sind, wie ich mir das vorstelle", echauffierte sich Kovac: "Du musst hierher kommen und den Kampf annehmen."

Für ihn war es deshalb nicht verwunderlich, dass seine Spieler schon nach zweieinhalb Minuten ein Sekundenschlaf befiel, niemand hatte sich für Christian Günter verantwortlich gefühlt, der von links flankte und in der Mitte Lucas Höler fand, der unbedrängt zur Führung einköpfeln konnte. "Wir haben nicht gut verteidigt und haben es nicht geschafft, gemeinsam als Mannschaft ins Gegenpressing zu kommen", kritisierte Kovac und dachte dabei wohl an Spieler wie Jérôme Boateng, der nicht nur Fehlpässe spielte, sondern seinen Gegenspielern nur hinterhertrabte.

Zur vollen Wahrheit gehörte aber auch, dass Freiburg mutig spielte, mit Risiko und Wucht. "Wir sind super ins Spiel gekommen", sagte SC-Cheftrainer Christian Streich. Die Freiburger hatten sogar die große Chance, auf 2:0 zu erhöhen, aber den Schuss von Kapitän Mike Frantz schlug Boateng für den geschlagenen Sven Ulreich im Rückwärtsfallen von der Linie (18.). Für die Bayern war es das erforderliche Signal, sich endlich anzustrengen, eine Art Erweckungserlebnis. Robert Lewandowski glich mit einem hübschen Seitfallzieher (22.) aus. Ein technisch perfektes Tor.

Lewandowski verpasst den Meilenstein

Aber dass danach nicht über die erstaunliche Torquote des Polen gesprochen wurde - es war sein 199. Treffer in der Bundesliga; nur Gerd Müller, Klaus Fischer, Jupp Heynckes und Manfred Burgsmüller haben mehr geschossen - lag daran, dass den Bayern kein weiteres Tor gelang, "obwohl wir drückend überlegen waren", wie Kovac hervorhob. Drei hundertprozentige Gelegenheiten hatte er ausgemacht. Vom eingewechselten Serge Gnabry (71.), Lewandowski (77.) und Leon Goretzka (90.), der an den Pfosten köpfelte.

Mit Blick auf die Tabelle stellte der Bayern-Trainer deshalb ernüchtert fest: "Wir haben zwei Punkte liegen gelassen." Dramatisieren wollte der 47-Jährige das Unentschieden allerdings nicht, man müsse sich keine Sorgen machen, sagte er ruhig. "Aber wir müssen zusehen, dass wir beide Spiele gewinnen", urteilte Kovac. Zunächst am Mittwoch im Pokalviertelfinale gegen den Zweitligisten Heidenheim und dann am Samstag darauf gegen Dortmund.

Vorbereitung auf legendären Schnatterer

Ganz so großväterlich gütig wollte Hasan Salihamidzic das Spiel in Freiburg aber nicht abtun, es waren nicht die ersten Punkte, die die Münchner in dieser Spielzeit gegen Mannschaften wie Augsburg, Düsseldorf und nun zum zweiten Mal gegen Freiburg abgaben, die nicht zum Hochadel im deutschen Fußball gezählt werden können. Der Bayern-Sportdirektor sprach seinen Spielern sogar die professionelle Haltung ab. "Ich bin auch deshalb so enttäuscht heute, weil man von draußen nicht das Gefühl hatte, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollten." Er erwarte deshalb jetzt vor allem gegen Dortmund eine Reaktion. "Wir müssen jetzt gegen den BVB zeigen, dass wir Meister werden wollen", forderte Salihamidzic.

Mats Hummels widersprach seinem Sportdirektor und verwies dezent auf die 26 Torschüsse, die die Bayern in Freiburg hatten. "In der zweiten Hälfte waren wir extrem dominant", fand der Innenverteidiger. Nur die Tore hätten gefehlt. Hummels glaubt deshalb nicht, dass das Spiel "nachhaltig im Kopf hängen bleibt." Wie ernst die Bayern-Profis ihren Beruf nehmen, machte Hummels noch einmal deutlich, indem er erzählte, dass er sich schon einige Spiele von Heidenheim angeschaut habe, wenn auch nicht ganz freiwillig. "Ein guter Freund von mir ist ein großer Heidenheim-Fan", gab Hummels zu. Er kenne sogar einige Spieler. "Vor allem Schnatterer vorne ist legendär."

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