Champions League:Eine Dekade geprägt vom FC Bayern

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Am 25. Mai 2013 holten die Münchner - hier Bastian Schweinsteiger mit dem Pokal - zuletzt den Champions-League-Titel.

(Foto: Andrew Yates/AFP)

Die spanischen Klubs waren in den vergangenen Jahren erfolgreicher. Doch die Münchner können nun eine Pointe setzen am Ende eines Jahrzehnts, das auch das ihre war.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Nirgendwo sonst wird die ewige Was-wäre-gewesen-wenn-Frage so oft gestellt wie im Fußball. Sie ist Kern dieses Sports, weil im Vergleich zum Handball die Tore nicht inflationär fallen; sie sind, gemessen an der Betriebsspielzeit, eher selten - die Ausnahme bilden bisweilen 8:2-Siege gegen Barcelona. Der FC Bayern hat sich diese hypothetische Frage häufig gestellt zwischen 2010 und 2020. Es sind die Eckpunkte einer Zeit, in der die Münchner im Weltfußball dominant mitwirkten, deutsche Titel via Stempelkarte abholten, jedoch international nicht gar so viele Pokale einstrichen, wie bei Ausreizung all ihrer Kapazitäten möglich gewesen wäre. Was wäre gewesen, wenn Schweinsteiger im Finale 2012 gegen Chelsea im Elfmeterschießen nicht den Pfosten getroffen hätte? Oder was, wenn Thomas Müller im Halbfinale 2016 gegen Atlético Madrid beim Strafstoß nicht am Torwart gescheitert wäre?

Solche Schlüsselszenen mit ewigem Erinnerungswert haben sie in München so einige gesammelt. Auch deshalb waren die Spanier zwischen 2010 und 2020 eindeutig erfolgreicher - das Real Madrid des Cristiano Ronaldo gewann vier Mal die Champions League, dem FC Barcelona des Lionel Messi gelang dies zwei Mal. Und dennoch können die Münchner jetzt selbst die Pointe setzen am Ende einer Dekade, die ganz sicher auch die ihre war.

Eingeleitet wurde sie unter dem knorrigen Feldherrn Louis van Gaal mit einer Finalniederlage 2010 gegen Inter Mailand (0:2). Gekrönt wurde sie durch den Wembley-Sieg 2013 unter Jupp Heynckes gegen Borussia Dortmund (2:1). Nun wird sie in jedem Fall abgerundet am Sonntag ab 21 Uhr im Duell mit der Prominentenelf aus Paris. Unter Hansi Flick, jenem leisen Befehlshaber, der einem alten Prinzip binnen weniger Monate einen modernen Geist einhauchte: dass nämlich die Mannschaft, nicht der Übungsleiter, der Star sein sollte. Vier Finalteilnahmen, zwei Titel, das könnte jetzt die Bilanz der Münchner Dekade sein. Es wäre die zweitbeste der Klubhistorie des FC Bayern. Nur in den Siebzigern war die Gerd-Müller-Mannschaft mit ihrer Landesmeister-Trilogie 1974, 1975, 1976 erfolgreicher.

Allerdings war trotz des optisch klaren 3:0 gegen Olympique Lyon lange vieles nur rudimentär zu erkennen, was die Münchner zuletzt so stark gemacht hatte, Gruppendynamik und Griffigkeit. Sogar die Schicksalsfrage zum Was-wäre-gewesen-wenn stellten am Ende die Franzosen: 59 Sekunden nur lagen zwischen dem scharfen Pfostenschuss von Toko Ekambi und dem 1:0 von Serge Gnabry, dem Wegweiser nach 18 Minuten. So war die schlingernde Dramaturgie vor dem Finale auch eines: eine akute Warnung.

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