Zukunft des Klubfußballs:"Ich liebe die Bundesliga. Aber man muss kompromissbereit sein"

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Rummenigge und Watzke äußerten sich am Sonntag ähnlich zur Zukunft des europäischen Klubfußballs.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Die Klub-Chefs Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke sehen kaum Möglichkeiten, Champions-League-Spiele am Wochenende zu verhindern.
  • Man müsse kompromissbereit sein, sagte Dortmunds Vorstandsvorsitzender Watzke.
  • Rummenigge äußerte sich zudem kritisch zum DFB und zur Nationalmannschafts-Führung um Joachim Löw.

Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke sehen trotz eines klaren Bekenntnisses zur Fußball-Bundesliga kaum Möglichkeiten, die Einführung von Champions-League-Spielen am Wochenende langfristig zu verhindern. Beide betonten, dass sie diese Entwicklung nicht gut fänden, sich aber einer Mehrheit schlecht verweigern könnten. "Ich liebe die Bundesliga. Aber man muss im Dialog mit anderen natürlich kompromissbereit sein. Du kannst dich gegen alles wenden und einsetzen, aber in letzter Konsequenz bist du dann nicht mehr mit dabei. Das kann auch nicht unser Interesse sein", sagte Borussia Dortmund Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Sonntag in der Sendung "Wontorra" bei Sky.

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge warb für eine Reform der Champions League unter dem Dach der Uefa und versprach, sich für die Interessen der Bundesliga einzusetzen. "Wenn ich gefragt werde, dann werde ich für den deutschen Weg einstehen", sagte er. Viel Hoffnung hat Rummenigge, der Ehrenpräsident der European Club Association ist, die die Reform vorantreibt, aber offenbar nicht. "Ich glaube schon, dass in Deutschland viel mit Tradition argumentiert wird. Das ist in anderen Ländern anders. Dort wird mehr aus geschäftlicher Sicht auf den Fußball geguckt", sagte Rummenigge. Im März hatten sich ECA-Vertreter mit der Uefa zu ersten Sondierungsgesprächen für eine Champions-League-Reform von 2024 an getroffen.

Ein Plan ist eine dreistufige Königsklasse als Ligensystem mit Auf- und Abstieg und deutlich mehr Spielen für jeden Teilnehmer. ECA-Chef Andrea Agnelli von Juventus Turin hatte wenig später Wochenendspiele ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Dies hatte DFL-Chef Christian Seifert schon im Januar als "rote Linie" bezeichnet.

Rummenigge schießt gegen den DFB

In der Diskussion um die Neustrukturierung des Deutschen Fußball-Bundes kritisierte Rummenigge Interimschef Rainer Koch und die Vertreter der Landesverbände scharf. Unter dem früheren Verbandschef Wolfgang Niersbach habe man ein "Superverhältnis" zwischen Profi- und Amateur-Vertretern gehabt. "Mit dem Duo Reinhard Grindel und Rainer Koch ist da Gift reingeflossen, das ist nicht von Reinhard Grindel passiert", sagte Rummenigge.

Zu viel sei unter dem gescheiterten DFB-Präsidenten Grindel und seinem Stellvertreter Koch zugunsten der Amateur-Fraktion verändert worden. Das Problem des DFB sei nicht nur Grindel gewesen. "Gewählt haben den Präsidenten immer die Vorsitzenden der Landesverbände. Da ist viel Unsittliches passiert in den letzten Jahren", sagte Rummenigge ohne Details zu nennen. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke räumte der Amateur-Abteilung das Recht ein, auch künftig "richtig repräsentiert zu sein". Die operative Führung des Verbandes müsse aber durch einen hauptamtlichen Geschäftsführer erfolgen, der durch einen Aufsichtsrat kontrolliert werde.

In diesem Zusammenhang stellte Watzke die Frage, wie "die Verwaltung des DFB aufgestellt" sei und ob dort "nicht mehr im Argen" liege. Ohne den Namen von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius zu nennen, stellte Watzke damit dessen Arbeit als bislang wichtigsten hauptamtlich angestellten DFB-Repräsentanten infrage. Vor einer Personaldebatte um die Grindel-Nachfolge forderten beide Club-Chefs eine Festlegung auf eine neuen Verbandsstruktur. Eine Diskussion im Stile "Deutschland sucht den DFB-Präsidenten", bezeichnete Watzke als "peinlich".

"Wie bei James Bond"

Rummenigge äußerte sich zudem in Richtung die Nationalmannschafts-Führung um Bundestrainer Joachim Löw wegen der Art und Weise der Ausbootung von Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng. Die Zeitspanne zwischen den Länderspielen im November und März hätte man "intelligenter und sympathischer nutzen können, um das besser vorzubereiten", sagte Rummenigge.

Von Löws Entscheidung, künftig auf das Weltmeister-Trio von 2014 zu verzichten, sind beim FC Bayern alle überrascht worden. "Auf einmal stand Oliver Bierhoff in meinem Büro. Das kam mir vor wie eine James-Bond-Aktion, das war für alle nicht so toll", sagte Rummenigge.

Die Münchner wollen Arjen Robben und Franck Ribery nach dieser Saison einen würdigen Abschied bereiten. "Wir möchten das ganz zielbewusst anders machen, als der DFB das mit unseren drei Nationalspielern vor Kurzem gemacht hat", sagte Rummenigge und ergänzte: "Wir werden mit den beiden Spielern ein Abschiedsspiel machen, weil sie es verdient haben."

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