FC Bayern in der Einzelkritik:"Fonsi" kickt kernig und erwachsen

Der umgeschulte Linksverteidiger gewinnt seine Duelle. Alaba darf gern wieder in die Innenverteidigung. Und Lewandowski hat den 50-Tore-Kolben angeschmissen. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

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Manuel Neuer

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Bei ihm gelten Gegentore ja eigentlich nur, wenn er nicht den Reklamier-Arm hebt, also quasi nie. Kassierte in Frankfurt trotzdem ungeheuerliche fünf Stück, was bei ihm letztmals im Pleistozän vorgekommen sein muss. Musste lediglich ein paar Rückpässe verarbeiten und konnte seinen Reklamier-Arm ausgiebig schonen. Ein bissl kalt war's halt, aber dafür hatte er gute Sicht auf dieses aus seiner Warte wunderbare Spiel. Und Frankfurter gingen ihm diesmal auch nicht auf die Nerven.

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Benjamin Pavard

Bundesliga - Bayern Munich v Borussia Dortmund

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

Hat keinen Reklamier-Arm, dafür aber einen ganz feinen rechten Fuß, mit dem er Lewandowski wie ein Strandfußballer das 1:0 auf den Kopf chippte. Hielt sich ansonsten zurück, sein Tagwerk bestand ja eher darin, den Samtfüßen Götze, Hazard und Brandt ihre Schnixereien zu untersagen. Das gelang ihm vortrefflich. Es ist manchmal so einfach, wenn Abwehrspieler einfach körperlich robust zu Werke gehen.

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Javi Martínez

-

Quelle: Christof Stache/AFP

Für ihn erfanden Fußballpoeten einst den Begriff "Wellenbrecher", doch mittlerweile zerschellen an ihm immer seltener gegnerische Angriffswogen. Half erneut in der Innenverteidigung aus, denn sonst hätte Flick wohl den Busfahrer nominieren müssen. War der Herr der weiten Bälle, schickte sie wie ein Armbrustschütze in alle Richtungen, und wenn es sein musste, schraubte er seinen langen Körper in Dortmunder Angriffe (wie bei Alcácers Jahrtausendchance). Sendete ein paar deutliche Lebenszeichen: Hat sein Tief offenbar überwunden und könnte bald wieder hinaus auf die hohe See - Wellen schwappen ja noch genug heran in dieser Saison.

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David Alaba

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Auch bei ihm ist die Position des Innenverteidigers eher keine artgerechte Haltung, aber was soll man machen, wenn alle anderen irgendwelche rote Karten ausbaden oder Aua haben. Erfüllte seine Aufgabe aufmerksam, spurtete zu allen Krisenherden wie sonst nur der Mull und war immer leiwand unterwegs. Erinnerte mit seinem Stellungsspiel und seiner Antizipation an sehr gute Innenverteidiger und darf in dieser Rolle gerne wieder kommen - wenn's die anderen zwickt.

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Alphonso Davies

Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: Matthias Balk/dpa

Spielt mit der Euphorie eines 19-Jährigen und mitunter auch mit altersgerechter Naivität. Hätte sich bei seinem Transfer nach München wohl nie träumen lassen, dass er mal zum Linksverteidiger umgeschult wird, aber was will man machen, wenn Juan Bernat...nunja. Gewann seine ersten Duelle mit Jadon Sancho, was wichtig war, denn der BVB probierte alles über seine Seite. Gewann auch alle Duelle danach, weshalb Sancho bald ausgewechselt wurde (Höchststrafe!). Machte ein kerniges, erwachsenes Spiel. Michael Zorc hätte es wohl Männerfußball genannt, was dieser "Fonsi" zeigte.

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Joshua Kimmich

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Will endlich staatsmännischer auftreten, doch manchmal hudelt und schludert er noch immer, weshalb im Zentrum zuletzt einige Wellen durchbrachen. Diesmal einer der grimmigsten Münchner und in einigen Bodenduellen sehr engagiert. Nahm sich die Freiheit, auch mal völlig humorlos Richtung Autobahnausfahrt zu klären, was die Hinterleute tatsächlich entlastete. Wenn er so spielt, glänzt zwar nicht alles, aber es kommt halt keiner durch. Wertvoll, auch wenn nicht alles funktionierte.

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Leon Goretzka

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Quelle: Christof Stache/AFP

Ist unter Flick plötzlich Stammspieler und besetzte mit seinen Sieben-Meilen-Schritten die Achterposition. Verursachte mit einem frühen Fehlpass Grummeln auf den Rängen, aber die Misstöne verstummten bald, denn auch er lieferte einen seriösen, spielintelligenten Auftritt ab. In der Offensive oft mit dabei, wenn es mit Wumms in den Sechzehner ging - eine Qualität, die ihn etwa von Thiago unterscheidet. In ihm stecken verborgene Stürmergene (und hinten war gegen diesen BVB ohnehin nichts zu tun).

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Thomas Müller

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Quelle: Matthias Schrader/AP

Noch ein Profiteur von Kovacs Abschied, denn bei Flick gilt offenbar wieder: Müller spielt auch dann, wenn nicht "Not am Mann" ist. Schlich auf seinen gewohnt unergründbaren Wegen durch die Mitte, wo er Freiheiten genoss wie sonst nur beim Ausritt daheim im Voralpenland. Nutzte die Dortmunder Totalverweigerung für einige Läufe, sein bester führte schließlich nach Rückfrage in Köln zum 2:0. Bereitete auch das 3:0 kunstvoll vor. Ist aktuell sowas von gesetzt in dieser Mannschaft - ein Witz, wie schnell es manchmal gehen kann.

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Serge Gnabry

Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: Matthias Balk/dpa

Neben Axel Witsel der gelockteste Fußballer auf dem Feld und auch einer der formstärksten. Pflückte mit elitärer Technik lange Bälle aus der Luft, zeigte ein paar Pirouetten und präsentierte den Zuschauern die ganze Kunst des Abstaubertores. Sein erstes wurde wegen Abseits aberkannt, aber beim zweiten klappte es dann nach Videobeweis. Hätte fast noch einen dritten Versuch ins Tor gegrätscht, aber seine Beine waren einfach zu kurz. Hätte er nur lange Beine wie Haare gehabt.

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Kingsley Coman

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Quelle: Matthias Schrader/AP

Bei ihm sieht es immer so aus, als habe er einen Turboknopf im Oberschenkel. Muss gar nicht dribbeln, sondern den Ball einfach nur vorbeilegen und ein bisschen rennen. Für Dortmund ein ums andere mal zu schnell mit seiner Dynamik, weshalb auf der linken Seite einiges los war. Schoss zweimal deutlich daneben - beim zweiten Mal sogar so weit, dass die U-Bahn-Fahrer in Fröttmaning sich ducken mussten, um nicht getroffen zu werden. Ist wirklich sehr, sehr schnell, das muss man ihm lassen.

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Robert Lewandowski

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Trifft in dieser Saison mit der Verlässlichkeit eines alten Diesels. Hat den 50-Tore-Kolben längst angeschmissen und rattert durch jede Abwehr. Wobei Dortmunds Versuche beim 1:0 eher wenig mit echter Abwehrarbeit zu tun hatten. Bewies seine außergewöhnliche Motorik mit einer Ballannahme, die so noch nie ein Mensch zustande gebracht hatte und wartet nun auf einen Anruf der Typen vom Guinnessbuch der Ballannahmen. Seine anstehende Leisten-OP muss ein schlechter Scherz sein. Dieser Mann braucht keine OP, er ist ein verdammter Titan, siehe Treffer zum 3:0 - sein 16. Saisontor. Und noch ein Rekord: Noch nie traf ein Bundesligaspieler an jedem der ersten elf Spieltage

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Einwechselspieler

Bayern Muenchen v Olympiacos FC: Group B - UEFA Champions League

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Coutinho: Bekam seine Streicheleinheiten auch noch, als Flick ihn für Gnabry ins Spiel warf. Stand beim 3:0 immerhin in der Nähe des Geschehens und war beim 4:0 ebenso mit dabei. Ist aktuell eher keine Stammkraft, kann aber gut Außenrist.

Thiago: Auch eingewechselt. Auch ungewohnt. Zurzeit sind eben nicht die Künste des großen Thiago gefragt, sondern das Standardwerk des Fußballs. Flick gab ihm immerhin 20 Minuten. Geschickter Trainermove - und er lohnte sich: Zwang Hummels zum Eigentor zum 4:0.

Ivan Perisic: Braucht keine Streicheleien. Kommt rein, macht sein Ding, ist zufrieden. Beim 4:0 zudem unmittelbar beteiligt.

(Archivbild)

© SZ.de/chge
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