Bayern besiegt Köln 3:0:Jupp Heynckes' erster Titel

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Franck Ribéry fliegt wegen einer Unbeherrschtheit vom Platz, doch Bayern gewinnt trotzdem: Die Münchner beenden die Hinrunde mit einem ungefährdeten 3:0 gegen schwache Kölner. Damit sichert sich der Rekordmeister die Herbstmeisterschaft - und beweist, dass selbst zehn Bayern zu gut für die meisten Bundesliga-Teams sind.

Andreas Burkert, Fröttmaning

Das Jahr ist noch nicht beendet für den FC Bayern, am nächsten Dienstagabend möchten die Münchner in Bochum noch ins Viertelfinale des DFB-Pokals einziehen. Doch ihren Job in der Liga haben sie am Freitagabend gemäß ihren Ansprüchen erledigt: Nach einer Saison ohne Titel beenden sie die erste Halbserie 2011/12 standesgemäß als Tabellenführer, durch den trotz langer Unterzahl ungefährdeten 3:0 (0:0)-Erfolg über den 1. FC Köln kann die Konkurrenz am Wochenende nicht mehr aufschließen.

Bayern-Coach Jupp Heynckes kann sich freuen: Nach dem 3:0 gegen Köln überwintern die Münchner auf Platz eins.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Nur Franck Ribérys Platzverweis trübte die Stimmung bei den Gastgebern, denen angesichts der recht blamablen Vorstellung des 1. FC eine solide Leistung genügte in diesem einseitigen Geduldsspiel. Die Bayern haben damit zum 17. Mal die Herbstmeisterschaft erreicht (ein Punkt hätte dafür schon genügt), was sie laut Statistik dem Gewinn der realen Meisterschale sehr nahe bringt: Nur zweimal, 1971 und 1993, hielten sie im Frühjahr - trotz vorangegangener Dominanz im Winter - nicht die silberne Trophäe in Händen.

"Der FC Köln hat heute Beton angemischt und so defensiv gespielt, wie kaum eine Mannschaft. Nach der gelb-roten Karte von Franck Ribérys wurde es noch schwieriger. Aber meine Mannschaft hat großartig reagiert, hinten kaum etwas zugelassen und vorne die Tore gemacht," sagte Trainer Jupp Heynckes zufrieden.

Der Coach lieferte mit seiner Aufstellung eine Rarität: Sie war diesmal identisch mit der des vorangegangenen Spiels, dem 2:1 in Stuttgart. Erneut stand also Timoschtschuk im defensiven Mittelfeld und nicht Gustavo, rechts hinten verteidigte Rafinha (Boateng saß wegen Erkältung nicht mal auf der Bank), und die offensive Rolle hinter Gomez übernahm Müller.

Die vertraute Konstellation machte sich zunächst nicht bemerkbar im Spiel der Bayern, denen sich eine komplizierte Aufgabe offenbarte: Die Kölner, in den letzten fünf Partien gegen die Münchner unbesiegt und dabei meist gut gefahren mit radikaler Barrikadetaktik, richteten sich vollzählig in der eigenen Hälfte ein. Einzig Lukas Podolski hatte die Mittellinie in Sichtweite, der Rest mauerte in einer linientreuen Fünfer-Reihe oder im Quartett davor.

Der Einzige, den die Kölner so anfangs nicht recht zu fassen bekamen, war Ribéry. Der Franzose wirbelte auf der linken Außenbahn, als wollte er sein reduziertes Weihnachtsgeld durch Kilometergeld aufbessern. Er setzte den ersten Schuss ab (10.) und mit einer Hereingabe Gomez in Szene, dessen Kopfball landete jedoch klar neben dem Tor (14.).

Ribéry verschliss indirekt auch Gegenspieler Brecko, der Rechtsverteidiger des FC musste früh verletzt ersetzt werden. Es folgte eine Viertelstunde ideenloses Spiel in die Breite, und dass die Kölner bei ihren fahrigen Konteransätzen manchmal schon kurz hinter dem eigenen Strafraum scheiterten nutzte den Bayern wenig.

Daniel van Buyten hat dann den Startschuss zu einer wenigstens hektischen Schlussphase des ersten Abschnitts gegeben. Aus 25 Metern trat der Belgier beim Freistoß kernig gegen den Ball, der Gewaltakt geriet zum Desaster für die fränkische Sportartikeldynastie: Die Kugel zerplatzte an einem Kölner Stollen und kreiselte ins Nirgendwo (29.).

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Franck Ribéry bewirbt sich beim 3:0 der Bayern gegen Köln um die Auszeichnung "törichtester Platzverweis der Saison", Daniel Van Buyten zerstört mit Brachialgewalt das Spielgerät und vorne lässt Sturmhoch "Mario" jegliche andere Wetterkapriolen vergessen. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

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Für den nächsten Knall sorgte Ribéry: Nach zwei Unbeherrschtheiten flog er vom Platz (33.). Die Bayern ereiferten sich zu Unrecht über die gelb-rote Kartenserie von Referee Winkmann. Ribéry hatte nach einer Strafraumszene vage Elfmeter gefordert, worüber sich Gegenspieler Sereno wortreich erregte.

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Der Widerpart fühlte sich provoziert, Stirn an Stirn stand sich Ribéry mit dem Portugiesen gegenüber; für den jeweiligen Ansatz einer Kopfnuss sahen beide gelb. Danach beging Ribéry den Fehler, noch einmal Serenos Nachrede zu lauschen - er grapschte dem Kontrahenten zeternd ans Kinn - und durfte deshalb gehen.

Die Münchner befanden sich somit in Unterzahl, aber das triste Geschehen veränderte das bis zur Pause nicht. Die Kölner dachten gar nicht daran, ihre Reihen weiter nach vorne zu ziehen. Dafür reagierte Heynckes mit einem Schachzug, der sich rasch auszahlte: Müller berief er auf Rechtsaußen ab, Robben wechselte rüber auf die linke Bahn.

Über Außen und nicht durch die mit Kölnern verstopfte Mitte sollte Gefahr erzeugt werden, und das gelang: Timoschtschuk öffnete das Spiel mit einem Pass auf Müller, der in den Strafraum eindrang und den Ball gegen Jemal behauptete - nach einem Querpass hatte Gomez leichtes Spiel und erzielte sein 16. Saisontor zum 1:0 (48.).

Auch mit seinem ersten Wechsel lag Heynckes goldrichtig, der für Thomas Müller gebrachte Österreicher David Alaba traf gut zehn Minuten nach seiner Einwechslung zur Vorentscheidung. Ein Eckball sprang durch den Strafraum an allen vorbei, so dass der 19-Jährige plötzlich frei vor Rensing stand und problemlos auf 2:0 erhöhte (63.). In der 88. Minute besorgte Toni Kroos noch das 3:0: feine Drehung, feiner Heber. Und der Ball hielt diesmal auch.

© SZ vom 17.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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