Bayern besiegt Dortmund im Supercup:Wichtig fürs Münchner Ego

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Bayern gewinnt dank einer überzeugenden Darbietung 2:1 gegen den BVB. Es ist zwar nur der Supercup, aber zwei Wochen vor Saisonbeginn beenden die Münchner nach zuletzt fünf Pleiten die schmerzliche Negativserie gegen den Rivalen. Besonders in der ersten Halbzeit funktioniert die Offensive schon recht gut - doch wenn es wirklich um etwas geht, dürfte es nicht so leicht werden.

Andreas Burkert

Trainer Jupp Heynckes gestikulierte und zeterte an der Linie, als befände sich der FC Bayern in der 88. Minute eines Champions-League-Endspiels. Die Dortmunder wiederum verfluchten den Referee wegen eines vermeintlichen Handspiels im Strafraum von Bayern-Kapitän Philipp Lahm. Und nach dem Abpfiff umarmten sich die Menschen in der Münchner Arena, als sei schon wirklich etwas gewonnen.

Da schau' her, der erste Pokal: Die Bayern gewannen durch ein 2:1 den Supercup. (Foto: dpa)

Dabei handelte es sich hier nur um den sogenannten Supercup, den man auch gewinnen kann, wenn man in der Vorsaison national zweimal Zweiter wurde. Doch die Münchner Emotionen nach dem 2:1 (2:0) am Sonntagabend, ihre kleine Feier im Konfettijubel belegte: Dieser unwichtige Pokal hat einen Wert für sie.

Denn natürlich ist diese Partie wichtig gewesen für das Münchner Ego. Fünfmal hintereinander hatte ihnen die Borussen zuletzt die lange Nase gezeigt, mit der Krönung des Double-Gewinns im Mai durch ein furioses 5:2 im Berliner Pokalfinale. Eine solche Serie hat die Bayern noch nie begleitet, und im Verbund mit dem Elfmeter-K.o. des Champions-League-Endspiels ist dieser ausgewachsene schwarz-gelbe Komplex Auslöser gewesen für das Revirement in der Abteilungsleitung (Sammer für Nerlinger) und namhafte Ergänzungen (Mandzukic, Pizarro, Dante).

Von einem "Ernstfall" sprach Präsident Uli Hoeneß vor dem Wiedersehen mit dem BVB, er selbst dokumentierte die Dringlichkeit des Termins: Nach den ausgiebigen Feierlichkeiten von Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der am Wochenende mit Freunden in Biarritz den 70. Geburtstag beging, kehrte er pünktlich vom Atlantik zurück in den Fröttmaninger Stadionsessel, wo es ihn nicht lange hielt.

Denn die Bayern begannen, als würde bei diesem Kick ein Punktepolster für die Liga vergeben. Nach drei Minuten setzte Thomas Müller bereits zum eingesprungenen Kopfball an, nach weiteren sechs Minuten traf Neuzugang Mario Mandzukic zur Führung, und nach elf Spielminuten führten die Bayern 2:0 dank Müller. Die Bayern wirkten viel flexibler als manches Mal in der Vorsaison. Arjen Robben und Franck Ribéry rochierten und verließen ihre Außenposten; Müller, diesmal auf seiner favorisierten Position hinter der Spitze, hatte als Anspielstation und Ballschlepper im offensiven Mittelfeld gute Szenen.

Die Borussia dagegen verharrte in Agonie, behäbig versahen Jürgen Klopps Männer ihren Dienst. Zwar pressten sie bei Münchner Ballbesitz wie üblich, doch in Verlegenheit gerieten die Bayern dabei selten. Bei eigenem Ballbesitz schlug nicht nur Ilkay Gündogan lange Bälle ins Nirgendwo, und Marco Reus, der neue Fußballer des Jahres, fiel beim Pflichtspiel-Debüt für Dortmund erst durch seinen Ballverlust vor dem 0:2 auf. Diese Szene dürfte Heynckes doppelt erfreut haben. Denn es war Luiz Gustavo, der den Ball eroberte und ihn vorantrieb zum Gegenstoß.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Ungeheuer, Tänzer und Superschnürer

Beim 2:1-Sieg der Münchner im Supercup gegen Borussia Dortmund glänzt Jérôme Boateng mit neuem Schuhwerk, Manuel Neuer bekommt für eine Schunkeleinlage Szenenapplaus und Mario Mandzukic gibt dank unauffälligerer Haarpracht das bessere Kopfballungeheuer als Dante. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Benedikt Warmbrunn

Die Bayern kämpfen ja immer noch mit sich, ob sie für Gustavos defensive Mittelfeldposition viel Geld für den Spanier Javi Martinez (Bilbao) ausgeben wollen; zumal Bastian Schweinsteiger noch nicht fit ist, er trainierte am Samstag zwar wieder mit nach einer Bänderdehnung, fehlte aber im Kader. Die Achse mit Gustavo, Ballverteiler Toni Kroos und davor Müller behauptete sich diesmal jedoch gut gegen das Dortmunder Mittelfeld. "Ich denke, dass wir mit dem jetzigen Kader in die Runde starten werden", sagte Trainer Jupp Heynckes später, als er auf Martinez angesprochen wurde.

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Ein Gewinner des Abends ist selbstredend Mario Mandzukic gewesen, trotz einiger Ballverluste. Bei seinem Debüt traf der Ersatz des verletzten Mittelstürmers Mario Gomez und bereitete nach Gustavos Ballgewinn per Steilpass auf Robben auch das 2:0 vor: Der spielstarke Holländer lief auf Roman Weidenfeller zu, trat die Kugel aber gegen den Pfosten - wo Müller abstaubte. BVB-Coach Klopp sah sich das alles missmutig an der Außenlinie an, weil seine Abwehr die in der Vorbereitung offenbarten Schwächen fortsetzte. Vor dem 0:1 hatten sich Mats Hummels und Neven Subotic nach Ribérys Hereingabe aufeinander verlassen. Und als die Bayern nach der Halbzeit die Partie kontrollierten, erwies sich das Dortmunder Gegenpressing lange als inkonsequent.

Es bedurfte schon eines Eckballs, um Lewandowski die erste Chance zu ermöglichen (48.). Bei hohen Bällen wirkte Heynckes' Innenverteidigerduo Boateng/Dante nicht sicher, und für die vakante Linksverteidiger-Rolle bleibt Mittelfeld-Talent Emre Can, 18, eine seltsame Notlösung.

Deckungsschwächen brachten dann auch den BVB wieder ins Spiel. Nachdem es Lewandowski nach der besten Kombination noch hinbekommen hatte, das verwaiste Bayern-Tor zu verfehlen (67.), nutzte der Pole Dantes Stellungsfehler (75.). Julian Schieber wäre fast das 2:2 geglückt (78.). Die Gäste drängten nun mit Macht und belegten spät: Auch sie wollten dieses unwichtige Spiel doch ungern verlieren.

© SZ vom 13.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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