FC Bayern:Martínez bricht den harten Berliner Widerstand

Bundesliga - Bayern Munich v Hertha BSC

Mann des Tages: Javi Martínez vom FC Bayern.

(Foto: REUTERS)
  • Dank eines Martínez-Kopfballs gewinnt der FC Bayern gegen Hertha BSC und ist nun bis Sonntag punktgleich mit dem BVB.
  • Kingsley Coman muss nur neun Minuten nach seiner Einwechslung verletzt vom Platz.
  • Thomas Müller bekommt zum vierten Mal hintereinander keinen Platz in der Startelf.

Von Martin Schneider

Am Ende konnte man dieses durchaus interessante Fußballspiel zwischen dem FC Bayern und Hertha BSC auf vier Minuten verkürzen. Genauer gesagt auf die Zeit zwischen der 62. und der 66. Minute. In der 62. Minute traf Javi Martínez nach einer wunderbar gezirkelten James-Ecke per Kopf und erlöste damit sein Team, das zuvor eine Stunde lang gegen sehr clever verteidigende Berliner kaum Torchancen hatte. Und in der 66. Minute saß Kingsley Coman auf dem Boden - er schaute geschockt. Nach einem Dribbling setzt er sich einfach auf den Rasen, der Gegner hatte ihn nicht berührt. Für ihn kam Thomas Müller, Coman humpelte zum Spielertunnel und griff sich an den linken, hinteren Oberschenkel. Er hatte nur neun Minuten lang gespielt - er war selbst für Franck Ribéry eingewechselt worden.

Ein erneuter Ausfall von Coman würde Trainer Niko Kovac sehr weh tun - aber erst einmal stand am Ende ein brutal hart erarbeitetes 1:0 der Münchner, die den Abstand auf Borussia Dortmund zumindest für 24 Stunden auf sechs Tore verkürzten. Beide Teams haben, bis der BVB morgen gegen Bayer Leverkusen spielt, 51 Punkte. Der FC Bayern ist nun das, was er seit Wochen will: Er ist dran.

Bei der Aufstellung überraschte Niko Kovac. Im Gegensatz zur Mannschaft, die an der Anfield Road auflief, rückten Jérôme Boateng (Mats Hummels fehlte krank), Ribéry (Coman kämpfte schon in Liverpool mit seiner Verletzung) und der wiedergenesene Leon Goretzka (für Thiago) in die Startelf. Nicht dorthin rückte Thomas Müller. Der saß zum vierten Mal in Serie auf der Bayern-Bank - seit 2009 war das nicht mehr der Fall, ermittelten die Statistikdienste. Was umso erstaunlicher war, weil er in Liverpool rotgesperrt fehlte und eigentlich eine ideale ausgeruhte Alternative gewesen wäre. Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte nur: "James hat in letzter Zeit auf dieser Position gute Spiele gemacht. Müller wird aber auch wieder seine Chance bekommen."

Selke trifft nach elf Minuten - aus klarer Abseits-Stellung

Hertha BSC - in der Vergangenheit bekannt dafür, in der Münchner Arena die eigene Hälfte nicht zu verlassen - begann erstaunlich mutig. Trainer Pal Dardai rechnete sich nach dem Sieg in der Hinrunde und dem knappen Pokalspiel (Bayern gewann erst nach Verlängerung) etwas aus und kündigte an: "Wir versuchen, von Anfang an den Gegner unter Druck zu setzen, weil es nichts bringt, in München nur zu verteidigen." Und genau das tat seine Mannschaft. Hertha attackierte sehr früh und die Bayern waren gezwungen, wie schon in Liverpool sehr oft über Torwart Manuel Neuer zu spielen.

In den ersten zehn Minuten kam bis auf einen geblockten Joshua-Kimmich-Schuss nicht viel zustande. Davie Selke erzielte in der elften Minuten ein Tor - allerdings aus klarer Abseits-Stellung. In der 14. Minute bekam der FC Bayern einen Schreck: Marko Grujic hielt den Fuß über das Schussbein von Robert Lewandowski. Der schrie und fiel. Schiedsrichter Harm Osmers pfiff nicht, aber Kimmich hatte im Anschluss immerhin die beste Bayern-Chance in der ersten Halbzeit, als er freistehend am Tor vorbeischoss. Lewandowski stand wieder auf und konnte zum Glück für Kovac weitermachen. Seit dem Verkauf von Sandro Wagner steht für den Polen kein Ersatz mehr zur Verfügung.

Berlin schaffte es mit laufintensivem Spiel und taktisch klugem Verhalten, das Bayern-Spiel zu sabotieren. Franck Ribéry setzte sich praktisch nie gegen Valentino Lazaro durch, Ondrej Duda nahm Javi Martinez, die erste Anspielstation der Abwehr, oft in Manndeckung. Nach 25 Minuten holte sich Lewandowski den Ball jenseits der Mittellinie und versuchte, alleine durchzustarten. Er scheiterte.

In der 28. Minute klärte Boateng im eigenen Fünfmeter-Raum soeben vor Selke - Salomon Kalou hatte den Ball am zögernden Neuer vorbeigelegt. Der Plan von Pal Dardai ging in der ersten Halbzeit perfekt auf. Hertha war Bayern ebenbürtig. Ein Beleg dafür: Neuer hatte mehr Ballkontakte als Lewandowski.

Es war folgerichtig, dass Kovac nach der Pause Thiago für den nahezu unsichtbaren Goretzka ins Spiel brachte. Und vielleicht lag es daran, aber die Münchner kamen zumindest ein paar Minuten lang besser ins Spiel. Der Ball lief schneller, Bayern stand offensiver - prompt hatte Lewandowski in der 49. Minute nach einem Kimmich-Querpass die erste echte Bayern-Chance seit der 14. Minute. Doch Jarstein parierte.

Aber nach zehn Minuten hatte sich Hertha wieder sortiert, auf Thiago eingestellt (Duda nahm nun ihn in Manndeckung) und hätte eigentlich das 1:0 machen müssen. Nach einer guten Kombination über Duda spielte Berlin Manuel Neuer aus, Selke schoss aufs leere Tor und mit einer artistischen Grätsche - und mit Glück - blockte Kimmich den Ball noch irgendwie um den Pfosten herum. Dann kam Martínez und brach den Berliner Widerstand.

Wie unter Kovac mittlerweile üblich verteidigte Bayern den Vorsprung über die Zeit. Mit eigenem Ballbesitz kam Berlin nicht gut klar - die Münchner setzten keinen Konter ins Ziel. Im Gegensatz zu früheren Heimspielen kassierte der FC Bayern aber auch kein spätes Tor mehr. Spätestens als Karim Rekik eine umstrittene rote Karte sah - er war mit Lewandowski zusammengerasselt, Osmers interpretierte das als Tätlichkeit, Gelb hätte es aber wohl auch getan - war das Spiel zu Ende. Neuer fischte noch zwei ungefährliche Berliner Schüsse aus der Luft.

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