Süddeutsche Zeitung

Bayern-Basketballer unterliegen Bamberg:Nicht gut genug für Freak-City

Zur großen Rivalität fehlt noch ein wenig: Obwohl die Bayern-Basketballer gegen Tabellenführer Bamberg eines ihrer besseren Auswärtsspiele zeigen, verlieren sie am Ende 77:89. Der deutsche Meister agiert über weite Strecken abgezockter als der Aufsteiger - und beweist, dass die Bayern derzeit kein Titelkandidat sind.

Jonas Beckenkamp

Wenn es nicht gerade um Basketball geht, ist die Stadt Bamberg ein beschauliches Plätzchen. Wer durch die engen Gassen der pittoresken Altstadt schlendert, kann sich wohl kaum vorstellen, dass dieser sportverrückte Ort an Spieltagen der heimischen Brose Baskets zur "Freak City" mutiert. Bambergs Basketballfans zählen zum Lautesten, was Nordbayern neben diversen Autobahnen zu bieten hat - das durfte an diesem Abend auch der FC Bayern feststellen.

Zum ersten Mal gastierte das von Uli Hoeneß geförderte Projekt in einem BBL-Spiel in der Heimat jener Basketball-Freaks, die ihre stimmungsvolle Arena nicht umsonst "Frankenhölle" getauft haben. Dass das fachkundige Publikum dem Aufsteiger mit dem vielen Geld nicht unbedingt gewogen sein würde, war also vorhersehbar. Und so grölten, trommelten und peitschten die Bamberger ihr Team in einer aufreibenden Begegnung zu einem verdienten 89:77 (47:33)-Sieg, während die Gäste auswärts erneut nicht gewinnen konnten.

Das Duell des deutschen Meisters gegen den Emporkömmling aus dem Süden versprach schon vor dem ersten Korbwurf reichlich Brisanz: Im besten Fall soll aus dieser Paarung in den kommenden Jahren eine Rivalität erwachsen, die den Basketball in Deutschland auf ein neues Level hievt. Doch dazu schienen die Münchner aufgrund ihrer Auswärtsschwäche (nur ein Sieg in der Hinrunde) bisher noch nicht bereit.

"Es ist sicher ungewohnt für die Basketballer des FC Bayern, dass dieser Klub so polarisiert. Jeder gibt 120 Prozent gegen sie. Das erleben wir auch, aber wir sind daran gewöhnt", hatte Bambergs Geschäftsführer Wolfgang Heyder unter der Woche gesagt - und damit vielleicht den entscheidenden Unterschied zwischen beiden Mannschaften angesprochen. So groß der FCB im Fußball auch sein mag, im Basketball stecken die Bayern gemessen an den Bambergern noch in der Babystube.

Immerhin erwischten die Münchner dieses Mal einen trefflichen Start: Zwei schnelle Dreier von Flügelspieler Demond Green und die umsichtige Spielorganisation von Kapitän Steffen Hamann führten zu einem 14:6-Vorsprung. Bamberg schien zunächst beunruhigt, was sich vor allem in Form einer katastrophalen Trefferquote (eins von neun zu Beginn) offenbarte. Erst als der Meister mehr Präzision in seine Aktionen brachte, schrumpfte die Führung der Gäste - doch ein Dreier zum Viertelschluss von Jonathan Wallace besiegelte das zwischenzeitliche 25:19 für den FCB. Nicht wenige der Bamberger Freaks in der Halle verstummten ob des forschen Auftritts des Aufsteigers.

Es entwickelte sich eine temporeiche, intensive und taktisch interessante Partie. Während die Bayern ihren Systembasketball auf Distanzwürfe und Eins-gegen-Eins-Situationen auslegten, versuchten es die Franken mit schnellem, variablem Spiel. Das Ergebnis: Zunächst stand es 29:29, dann besorgte der kleine Bamberger Zocker Anton Gavel mit zwei umjubelten Dreiern die erste richtige Führung für das Heimteam (39:31) - die Bayern wirkten plötzlich verwundbar, weil neben ihrer akuten Abschlussschwäche nun auch noch ihre Abwehr löchrig agierte.

Die Baskets nutzten die Münchner Trägheit mit effektivem Teamplay: Der orange Ball flitzte durch die Hände der Bamberger Akteure und auch wenn es bisweilen etwas chaotisch aussah, landete er zumeist bei einem der vielen freistehenden Schützen. Während die Gäste zunehmend die Kontrolle verloren, trafen beim Meister in dieser Phase fast alle Spieler - zur Halbzeit beklatschten die 7000 Zuschauer in der Halle siegessicher das 47:34 für ihre Mannschaft.

An der Bamberger Überlegenheit änderte sich zunächst auch im zweiten Durchgang wenig. Sie erhöhten in der Defensive den Druck, was auf Münchner Seite eine Serie von unkoordinierten Angriffen zur Folge hatte. Obwohl Dirk Bauermanns Team angeführt vom stark verbesserten Ex-Bamberger Steffen Hamann (insgesamt 18 Punkte) kämpfte, pendelte der Rückstand stets zwischen zehn und zwölf Punkten. Daran änderten auch einige wütende Schubsereien und Dunkings des Münchner Centers Jared Homan unter den Körben nichts. Vor dem Schlussabschnitt hieß es 67:55.

Die Bayern spielten wahrlich nicht schlecht, doch irgendwie schienen die souveränen Bamberger immer eine Antwort zu haben, wenn es doch einmal annähernd enger wurde. In den letzten Minuten stemmte sich der Aufsteiger noch einmal willensstark gegen die Niederlage, doch es half nichts: Mehr als couragiert Mitspielen war an diesem Abend bei der 77:89-Pleite für die Münchner nicht drin.

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