Bayern-Basketballer gegen Real Madrid:Chancenlos gegen das Überfallkommando

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Einbruch nach der Pause: Die Basketballer des FC Bayern verlieren in der Euroleague bei Real Madrid nach einer guten Hälfte noch deutlich mit 87:111. Nur ein Auszug aus der Statistik spendet Trost.

Von Joachim Mölter

Die Basketballer des FC Bayern München haben in der Euroleague-Zwischenrunde ihre erste Niederlage erlitten - und das Wort "erlitten" trifft es ganz gut. Was das 87:111 (47:48) am Mittwochabend beim spanischen Meister Real Madrid so schmerzhaft machte, war der Umstand, dass die Münchner das Geschehen eine Halbzeit lang ausgeglichen gestalten konnten und sogar die Hoffnung auf eine Überraschung weckten.

Dann aber ergaben sie sich fast widerstandslos der Angriffswucht des in dieser Saison unbesiegten spanischen Rekordmeisters. Der verdrängte mit dem dritten Erfolg im dritten Spiel der Top-16-Runde die bislang zweimal siegreichen Münchner von der Tabellenspitze der Gruppe E. Vor rund 8000 Zuschauern im Palacio de Deportes war Malcolm Delaney (23 Punkte) bester Werfer für die Münchner; auf Seiten Madrids waren der frühere NBA-Profi Rudy Fernandez (24) und Regisseur Sergio Rodriguez (19) am erfolgreichsten.

"Real ist der Favorit", hatte FC-Bayern-Trainer Svetislav Pesic vor der Partie gesagt, "trotzdem hast du immer eine Chance - aber du musst gegen Real viel mehr Energie aufbringen als sonst." Die Spieler schienen die Worte ihres Trainers verinnerlicht zu haben, er hatte sie ja nach dem 96:92 gegen Braunschweig in der Bundesliga am Sonntag mächtig geschimpft wegen ihrer laschen Einstellung.

Über Rebounds zu neuen Chancen

In Madrid begannen die Münchner hingegen höchstkonzentriert und energiegeladen. Angetrieben von Spielmacher Delaney sorgten Lucca Staiger, Robin Benzing sowie John Bryant sogar für eine frühe Führung (16:9/7. Minute) - bis dahin hatte der FC Bayern auch schon neun Rebounds eingesammelt. Das entsprach ganz Pesics Philosophie: sich über eine starke Abwehrarbeit Selbstvertrauen für den Angriff zu holen, über Rebounds zu neuen Chancen zu kommen.

Allerdings offenbarten die Münchner im ersten Viertel schon ihre große Schwäche - die mangelnde Ballsicherheit: Allein in den ersten zehn Minuten verloren sie sechs Mal den Ball. Am Ende summierten sich die Missgeschicke auf 18, das ist zu viel gegen eine Mannschaft wie Real Madrid, die solche Ballgewinne mit einer fast hundertprozentigen Sicherheit durch Gegenstöße zu schnellen Körben nutzt.

Den Münchnern gelang es zwar, ihren Vorsprung bis zur ersten Viertelpause (24:17) zu wahren. Doch mit zunehmender Spieldauer und zunehmender Treffsicherheit der Real-Profis gerieten sie in Bedrängnis. Mitte des zweiten Viertels hatten die Gastgeber wieder aufgeschlossen und ihre Gäste sogar kurzzeitig überholt (32:28/14.); bis zur Pause stemmten sich die Münchner noch gegen die Wende des Spiels, vor allem Lucca Staiger mit zwölf Punkten, alle per Dreier, und Robin Benzing mit zehn.

Schlichtweg überwältigt

Nach dem Wechsel demonstrierten die Madrilenen dann aber, warum sie als derzeit beste Mannschaft Europas gelten: Fernandez, Rodriguez, Sergio Llull, der alte Felipe Reyes und der junge Nikola Mirotic bildeten eine Art Überfallkommando, das die Münchner schlichtweg überwältigte: Innerhalb von wenigen Minuten machte Real aus einem 48:47 (20.) ein 73:55 (26.).

Die Mannschaft kam dabei nach Belieben zum Erfolg - per Distanzwurf oder mit dem Zug zum Korb. Die Münchner bäumten sich kurz auf und verkürzten auf 64:75 (28.) - aber Real nutzte jede Chance, die die immer schwächer werdende Bayern-Defensive bot, ging mit 21 Punkten Differenz ins Schlussviertel (89:68) und verwaltete diesen Vorsprung bis zum Ende.

Der einzige Trost für die Münchner dürfte sein, dass sie sich immerhin besser geschlagen hatten als der deutsche Meister Brose Baskets Bamberg. Der hatte in der Vorrunde 58:98 in Madrid verloren, also sogar mit 40 Zählern Unterschied.

© SZ vom 16.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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