Süddeutsche Zeitung

Bayern-Basketballer besiegen Bamberg:Endgültig bereit für die Playoffs

Lesezeit: 3 min

Ein Basketballkrimi mit allen Feinheiten: Nach zwei hochspannenden Verlängerungen und leidenschaftlichem Kampf schlagen die FCB-Basketballer Meister Bamberg mit 107:103. Das Team von Trainer Dirk Bauermann beweist, dass mit ihm in den Playoffs zu rechnen ist - vor allem ein langer Amerikaner reißt am Ende das Spiel an sich.

Andreas Burkert

Sie konnten gar nicht genug kriegen voneinander. Ein gewöhnliches Basketballspiel dauert ja 40 Minuten, aber das Duell des FC Bayern mit den Brose Baskets aus Bamberg lieferte am Sonntagabend mit seiner dramatischen Ausdehnung den Beleg: Da wächst eine ganz tiefe Freundschaft heran.

Erst nach zwei Verlängerungen bezwangen die Bayern den Titelverteidiger und Tabellenführer 107:103 (78:78, 36:43) - kein schlechtes Signal für ein mögliches Wiedersehen der beiden im Halbfinale der Playoffs. "Ich bin stolz auf die Jungs, wie sie es geschafft haben, nach dem Rückstand noch einmal die Schrauben anzuzuziehen", sagte Bayern-Coach Dirk Bauermann.

Erst zum zweiten Mal trafen die beiden Teams ja aufeinander, doch zwischen dem aufstrebenden Global Player aus der Landeshauptstadt und dem Meister, der seine Vormachtstellung auf vielerlei Ebenen verteidigen will, prickelte es am Sonntag wie zwischen ewigen Rivalen. Daran änderte auch das große Hallo unter guten Bekannten und alten Freunden nichts.

FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß begrüßte Bambergs Manager Wolfgang Heyder herzlich, den er ja einst gern nach München geholt hätte. Heyder wiederum umarmte vor dem ersten Hochball innig Bayern-Coach Dirk Bauermann, mit dem er in Bamberg zwei Meisterschaften feierte. Den intensivsten Empfang erhielt jedoch Steffen Hamann, und zwar von den rund 1000 Bambergern in der mit 6700 Fans wieder mal ausverkauften Halle; auch der Ur-Bamberger Hamann taugt für diese neue Rivalität natürlich als Reizfigur.

Die Playoff-Stimmung setzte dem lärmerprobten Favoriten zu, denn die Baskets starteten fahrig. Das Vollfeld-Pressing der Bayern provozierte drei Ballverluste hintereinander; schon nach 53 Sekunden sah sich Bambergs Cheftrainer Chris Fleming genötigt, eine Auszeit zu nehmen. Viel nutzte es nicht, über 9:0 und 13:3 (3.) setzten sich die Bayern ab. Erst Anton Gavel beendete mit einem Dreier die Enthaltsamkeit der Franken, die am eigenen Brett unzureichend auftraten gegen die prallen Oberarme von Jared Homan und Chevon Troutman.

Aber die Bamberger arbeiteten sich dann doch bald hinein in diese umkämpfte Partie, und zwar mit ihrer großen Stärke, der Verteidigung. Für jeden Wurf hatten die Bayern jetzt ein Gesundheitsrisiko einzugehen, und ihre Wurfquote aus der Distanz kollabierte. Auf der Gegenseite übernahm P.J. Tucker Verantwortung, der in den vergangenen Wochen herausragende Spieler der Liga war in dieser Phase bei seinen Bewegungen in der Zone schwer zu halten und bewies auch sein feines Händchen: Sein Dreier zum 12:15 brachte Bamberg erstmals dicht heran (8.).

Im zweiten Viertel übernahm der Champion rasch die Führung; ein hoher Dreier von Julius Jenkins (22 Punkte insgesamt), der bisher in Bamberg enttäuschte und auch verletzt gewesen war, segelte zum 37:30 durch den Ring. In die Pause ging Bamberg mit einem 43:36 und dem Glauben, trotz einer eigentlich nur soliden Leistung den Rhythmus gefunden zu haben.

Doch die Intensität blieb der Auseinandersetzung erhalten. Und auch die Spannung. Bamberg baute seinen Vorsprung zwar auf 52:38 (23.) aus, doch auch der Gegner beeindruckte mit einer guten Defensivleistung. Er belohnte sich dafür im Angriff, in der 24. Minute sogar mit einer Premiere: Nach sieben Fehlwürfen allein im ersten Abschnitt gelang Demond Greene der erste Münchner Dreier zum 43:54; Robin Benzing legte nach, und ab dem 52:59 war das Spiel wieder offen.

Die Bayern blieben ein extrem zäher Widersacher, das muss man ihnen lassen - und sie behielten nun auch gegen die Bamberger Zonendeckung die Ruhe. Der am Ende unwiderstehliche Jonathan Wallace (20 Punkte) verkürzte aus der Distanz auf 67:72, Je'kel Foster (19) auf 70:72 - und Troutman (20/11 Rebounds) gar zum Ausgleich sowie mit zwei Freiwürfen zum heftig bejubelten 76:74 (39.).

Die Bamberger waren nervös geworden und ihre Wurfauswahl diskutabel, zu sehr verließ sich Flemings Kollektiv nun auf Einzelaktionen. Und von der Freiwurflinie, der einfachsten Übung im Basketball, ging kaum noch etwas - nach der Pause waren es nur noch neun Treffer von 22 Würfen. Vor allem Marcus Slaughter (7 von 17), mit 23 Punkten bester Werfer, zitterte die Hand.

Und so feierten am Ende die Bayern einen Coup: Foster hatte in der Schlusssekunde der regulären Spielzeit zwar die Chance zum Sieg vergeben. Doch in der ersten Verlängerung brachte Wallace die Bayern in die nächste Zusatzschicht, in der dann Homan (21) gleich sechs Punkte am Stück erzielte - der Meister war erledigt und bezwungen.

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Quelle:
SZ vom 16.04.2012
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