Bayern-Basketballer:Sogar Berni trifft

FC Bayern Muenchen v WALTER Tigers Tuebingen - BBL

Am Ende steht es 105:68: Robin Benzing trifft.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Basketballer des FC Bayern lindern den Schmerz über die Euroleague-Niederlage in Istanbul mit einem traumwandlerisch vorgetragenen 105:68-Sieg gegen Tübingen. In der Bundesliga bleiben die Münchner das Maß.

Aus der Halle von Gerald Kleffmann

Das Gedränge war groß am Stand der Big Reds, wie sich der 2011 gegründete Fanklub der Basketballer des FC Bayern nennt. Jeder griff nun gerne zum Stift, hier, in der heimischen Spielstätte der Münchner, um ein Zeichen zu setzen. Anfang der Woche war Johannes Lischka, 26, ein Gehirntumor entfernt worden, die Operation verlief gut, aber die Gastgeber wollten es sich an diesem Sonntagabend dennoch nicht nehmen lassen, dem deutschen Nationalspieler beste Genesung zu wünschen. Jene zwei Fahnen, auf der viele Anhänger unterzeichnet hatten, wurden vor dem Tip-off der Partie der Bayern gegen die Walter Tigers Tübingen - Lischkas Klub in der Bundesliga - überreicht.

FCB-Geschäftsführer Marko Pesic händigte Vater Martin die Präsente aus, auf denen auch alle Bayern-Profis ihre Signatur platziert hatten, und sprach: ,,Es gibt mehr als Sieg und Niederlage.'' Applaus brandete auf, und alle 5609 Zuschauer standen.

Die neunte BBL-Partie dieser Saison fand trotz der ernsten und stilvoll durchgeführten Aktion natürlich trotzdem statt, und es entwickelte sich ein Duell, das den erwartet eindeutigen Verlauf nahm. "Zwei Punkte aus München mitzunehmen, wäre natürlich verrückt", hatte Tübingens Trainer Igor Perovic vor dem Spiel noch realistisch geäußert. Ja, es wäre schräg gewesen, zu deutlich ist der qualitative Unterschied zwischen beiden Teams.

Die Münchner gingen wie zum Beweis sofort in Führung und zogen ihr Spiel traumwandlerisch durch. Das 105:68 (51:26) war in dieser Höhe absolut verdient. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Svetislav Pesic, "für uns ist nicht nur wichtig, dass wir gewinnen, sondern auch, wie wir gewinnen." Die Anhänger kamen in der Tat auf ihre Kosten.

Der FCB-Coach vertraute zwei Tage nach der 74:84-Niederlage in der Euroleague bei Galatasaray Istanbul auf die Start-Fünf mit Chevon Troutman, John Bryant, Nihad Djedovic, Robin Benzing und überraschenderweise Steffen Hamann, der mit seinem Einsatz Stammkraft Malcolm Delaney nach Wochen der Dauerbeanspruchung eine Verschnaufpause ermöglichte. 7:0 hieß es nach zwei Minuten, und als Troutman, seit Wochen in prächtiger Form, den Ball per Dunk zum 12:3 in den Korb stopfte, nahm das Schicksal seinen Lauf.

Spielzüge in allen Variationen

Einzig Jonathan Wallace, der wie seine Kollegen Aleksandar Nadjfeji und Bogdan Radosavljevic mal für die Bayern gespielt hatte und mit Jubel in der Halle empfangen worden war, konnte mit zwei Dreiern die Tigers halbwegs im Spiel halten. Doch nach dem 26:16 im ersten Viertel drehten die Bayern richtig auf und trugen ihre Kombinationen kompromisslos vor. Während bei den Münchnern neun Spieler mit Punkten zur satten 51:26-Halbzeitführung beitrugen, reüssierten bei Tübingen nur fünf Akteure. Es war längst ein Duell mit ungleichen Waffen, allein unter den Körben dominierte Bayern nach Belieben; die Reboundstatistik von 24:15 (am Ende 48:26) sprach Bände.

Auch das Auftreten von Bryant, in Istanbul einer der Schwächeren gewesen, konnte Pesic gefallen, der Center überzeugte bis zur Pause als bester Werfer (10) und Balleroberer (6 Rebounds); Bryant, der das letzte Viertel für Deon Thompson (13) Platz machte, schaffte letztlich 14 Punkte und war nach Djedovic (18) zweitbester Schütze. Tübingens Kapitän Josh Young (3) und der vielseitige Flügelspieler Tyrone Nash (6) blieben dagegen bis zur Pause mit null Punkten komplett wirkungslos. Es passte ins Bild, dass sogar Maskottchen Berni bei einer Einlage auf dem Skateboard aus der Distanz traf.

Ohne den Basketballkünsten von Matthias Sammer zu nahe treten zu wollen, aber der Sportvorstand der Bayern-Fußballer, der wieder vorbeischaute, hätte auch mitzaubern können (vielleicht zusammen mit Berni als Power Forward), der Sieg wäre nie in Gefahr geraten. 57:30, 67:39, 75:43 - die Volleyballer des Bundesligisten Haching, die zuschauten, bekamen eindrucksvoll vorgeführt, wie dieser neue Bayern-Kader routiniert, als spiele er ewig zusammen, den Tigers keine Chance ließ. Phasenweise wirkte es, als probierten die Münchner Spielzüge in allen Variationen, jeder durfte mal glänzen.

"Heute haben alle eine gute Reaktion gezeigt'', lobte Pesic, "die Spieler waren sehr konzentriert und haben eine tolle Einstellung gezeigt." Nach der verpassten Aufholjagd in Istanbul tat dieses Erfolgserlebnis besonders gut. Zudem, "jeder muss wissen, wir kämpfen um jeden Zuschauer in diesem Fußballland", erinnerte Pesic. Einzig die Tübinger litten an diesem Abend still für sich, wegen Lischka. "Es ist schwer gewesen, jetzt zu spielen", gestand Trainer Perovic mitgenommen. Die Pleite nahm er sportlich - es gibt manchmal mehr als Sieg und Niederlage.

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