FC Bayern in der Einzelkritik:Kung-Fu-Einlage ins Glück

Robert Lewandowski trifft artistisch. David Alaba perfektioniert die Rolle des Unscheinbaren. Und Franck Ribéry vermisst geniale Momente. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

1 / 12

Manuel Neuer

FC Bayern Muenchen v AEK Athens - UEFA Champions League Group E

Quelle: Bongarts/Getty Images

Stemmte seine rosafarbenen Handschuhe des Öfteren in seine Hüften, es war ein Ausdruck größtmöglicher Langeweile. Neuer wollte irgendwie mitspielen, durfte aber nicht, weil die Athener harmloser waren als die Freizeitmannschaft aus Untermenzing. Und wenn sich dann doch mal die Gelegenheit bot, mitwirken zu dürfen, hetzte er wie ein kleiner Bub im Garten nach jedem Ball. Fangen musste er auch mal einen, ein von Boateng abgefälschtes Schüsschen, aber erst nach 65 Minuten - und auch nur ein einziges Mal.

2 / 12

Joshua Kimmich

FC Bayern Muenchen v AEK Athens - UEFA Champions League Group E

Quelle: Bongarts/Getty Images

Verteidigte wieder hinten rechts in der Viererkette. Klappte viel besser als zuletzt sein Ausflug gegen Freiburg ins Machtzentrum, machte keine gravierenden Fehler. Aber auf einen plötzlichen geistreichen Einfall Kimmichs, so definiert der Duden das Wort "Geistesblitz", wartete man vergeblich. Schlug viele Freistöße, Flanken und auch Eckbälle, einer führte zum 2:0 durch Lewandowski.

3 / 12

Mats Hummels

Bayern München - AEK Athen

Quelle: dpa

Hat manchmal Geistesblitze in Interviews ("Wir haben auswärts meiner Meinung nach in Holland kein schlechtes Spiel gemacht"). Hummels machte dahoam gegen Athen kein schlechtes Spiel, aber auch kein gutes. Köpfelte einmal einen Ball aus zwei Metern zum Gegenspieler, Hummels stand dabei im eigenen Strafraum, hätte auch schiefgehen können. Muss genauso wie Botang um seinen Stammplatz am Samstag in Dortmund bangen.

4 / 12

Jérôme Boateng

FC Bayern Muenchen v AEK Athens - UEFA Champions League Group E

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hatte in der ersten Hälfte etwas, das man einen plötzlichen geistreichen Einfall nennen darf. Ließ einmal einen Ball seines Gegenspielers unverschämt lässig durch die Hosenträger passieren, im eigenen Strafraum wohlgemerkt, er wusste ja, dass hinter ihm Manuel Neuer stand und schon sehnsüchtig auf den Ball wartete. Ansonsten erinnert im Herbst 2018 nicht mehr viel an den Boateng vom WM-Sommer 2014, als er keinen Zweikampf verlor. Schlägt heute zum Beispiel harmlose Bälle lieber ins Aus, als sie unverschämt lässig abzulaufen und zum Mitspieler zu passen.

5 / 12

David Alaba

Champions League - Group Stage - Group E - Bayern Munich v AEK Athens

Quelle: REUTERS

Spielte laut Aufstellungsbogen der Uefa tatsächlich mit, perfektionierte aber die Rolle des Unscheinbaren, hatte weder Geistesblitze noch andere Ein- oder Ausfälle. Sogar sein Kumpel Ribéry wunderte sich bisweilen, warum der Österreicher nicht anspielbar war. Hatte seine beste Szene beim Warmschießen, als er einmal die Latte traf.

6 / 12

Javi Martínez

-

Quelle: AFP

Auffällig waren nur seine rosafarbenen Schuhe, brachte sonst auffällig unauffällig sein Tagwerk zu Ende. Auf der Sechser-Position gerade uneingeschränkte Autorität im Bayern-Spiel. Was nicht unbedingt für das Bayern-Mittelfeld spricht, das durchaus mehr Geistesblitze vertragen könnte.

7 / 12

Leon Goretzka

-

Quelle: AP

Traf einmal die Latte, wie Alaba leider nur beim Warmschießen. Perfektionierte die Rolle des Unscheinbaren, aber bei ihm wusste man, dass er mitspielt, weil er einmal einen Ball aus einem Meter unbedrängt zum Gegenspieler passte und ein anderes Mal mit einem ganz ansehnlichen Volleyschuss am Athener Torhüter scheiterte.

8 / 12

Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v AEK Athens - UEFA Champions League Group E

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die naheliegende Frage zu Thomas Müller lautete: Hat seine Ehefrau Lisa ihr Handy nach einem der meist diskutiertesten Posts auf Instagram in letzter Zeit ("Mehr als 70 Minuten, bis der mal nen Geistesblitz hat") diesmal zuhause gelassen? Hat es ihr der FCB sogar nahe gelegt? Nicht unbedingt super fand Müller den Einwurf seiner Frau gegen Trainer Kovac. Nicht unbedingt super war auch Müllers Leistung gegen Athen. Musste diesmal nicht bis zur 70. Minute warten, um mitspielen zu dürfen. War ziemlich aufgedreht, aber auch wenig erfolgreich.

9 / 12

Franck Ribéry

-

Quelle: AFP

Ist schon länger auf der Suche nach seinen fußballerischen Geistesblitzen. Er rennt und rackert, aber das Geniale fehlt genauso wie das Tempo, das Verwegene und Überraschende. Einmal dribbelte er wie früher in den Strafraum, wartete auf den perfekten Schussmoment, traf dann allerdings nur das Bein eines Atheners.

10 / 12

Serge Gnabry

Bayern München - AEK Athen

Quelle: dpa

Bekam Szenenapplaus, weil er einmal eine astreine Grätsche in der eigenen Hälfte vollführte. Blöd war nur, dass er eigentlich für seine plötzlichen geistreichen Einfälle, für seine Dribblings in Höchstgeschwindigkeit bezahlt wird und nicht für seine Jürgen-Kohler-Gedächtnis-Momente. Spielte seine Schnelligkeit viel zu selten aus.

11 / 12

Robert Lewandowski

FC Bayern Muenchen v AEK Athens - UEFA Champions League Group E

Quelle: Bongarts/Getty Images

Gab sich selber die Vorlage zum 1:0, die er dann sicher verwandelte. War kein Geistesblitz, sondern nur das Resultat eines Foulelfmeters, und weil Lewandowski davor von seinem Gegenspieler gehalten worden war, bekam er auch noch den Assist dafür gutgeschrieben (wenn auch etwas glücklich). Rannte gegen Athen viel, mitunter tauchte er sogar auf dem Flügel auf, kann sich von dort aber nicht die Bälle so zuspielen, dass er sie in der Mitte selbst verwandelt. Aber ziemlich beweglich in den unteren Extremitäten ist er dafür, fast wie Jackie Chan, mit einer bemerkenswerten Kung-Fu-Einlage spitzelte Lewandowski den Ball zum 2:0 über die Linie.

12 / 12

Einwechselspieler

Champions League - Bayern Munich Training

Quelle: REUTERS

Rafinha: Durfte noch ein paar Minuten für Ribéry mitspielen, hatte weder plötzliche geistreiche Einfälle noch irgendwelche sonstigen Ausfälle.

Renato Sanches: Durfte noch ein paar Minuten für Gnabry mitspielen, hatte weder plötzliche geistreiche Einfälle noch irgendwelche sonstigen Ausfälle.

Sandro Wagner: Durfte noch in der Nachspielzeit für Lewandowski mitspielen, hatte weder plötzliche geistreiche Einfälle noch irgendwelche sonstigen Ausfälle.

© SZ.de/chge
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: