Am Sonntagnachmittag haben die Basketballer des FC Bayern das Dutzend vollgemacht: Womit nicht die Anzahl der Erfolge gegen den ewigen Rivalen Alba Berlin gemeint ist; da liegen die Münchner nach dem 99:86 nun mit 36:27 Siegen weit vorn. Die Rede ist vom zwölften Auftritt im SAP Garden, der mit 11 200 Zuschauern erneut ausverkauft war. Eigentlich tragen die Münchner nur Euroleague-Spiele dort aus, Bundesliga (BBL) spielen sie im 6400 Zuschauer fassenden BMW Park. Der vierte Vergleich mit den Berlinern in der laufenden Saison war indes das erste BBL-Spiel im neuen „FCB-Garten“.
Die Duelle gegen Berlin ziehen nach wie vor die Massen an, auch wenn sie sportlich an Brisanz eingebüßt haben – zu weit sind die Münchner dem ewigen Konkurrenten entrückt. Am Sonntag zeigten sich die Berliner aber nicht willens, klein beizugeben, sie waren gleichwertig, führten zur Pause 41:38, hielten das Spiel bis in die Schlusssekunden offen und zwangen die Bayern beim 80:80 in die fünfminütige Verlängerung.„ Ich hatte den Eindruck, sie haben nichts zu verlieren. So haben sie auch gespielt“, erklärte Oscar da Silva, der in der Overtime entscheidende Rebounds sammelte und sein Punktekonto auf elf nach ben schraubte,
Im Schlussviertel verdreht sich Center Devin Booker das Knie, eine Diagnose steht noch aus
Und das, obwohl den Berlinern in Gabriele Procida, Martin Hermannsson, Matt Thomas und Justin Bean vier wichtige Akteure verletzungsbedingt fehlten. Dass das Alba-Team mit Charakter und Kampfgeist gesegnet ist, hatte es schon vergangenen Donnerstag mit einem 93:87-Erfolg gegen Maccabi Tel Aviv in Belgrad gezeigt. Auch die Bayern hatten in der europäischen Königsklasse zuletzt auswärts gewonnen, 97:82 in Kaunas. Welche Möglichkeiten FCB-Trainer Gordon Herbert hat, zeigte sich am Sonntag erneut, als er nach fünf Minuten in Andreas Obst, Zugang Justus Hollatz und Johannes Voigtmann drei Weltmeister von der Bank brachte.
Dennoch legten die Gäste vor, William McDowell White (23 Punkte) traf aus der Distanz und Tim Schneider (20) aus dem Feld verlässlich. Die Bayern agierten lange in einer Art Schonmodus, zum Ärger des Trainers: „Die ersten 25 Minuten haben mir gar nicht gefallen“, sagte Herbert, erst danach sei es besser geworden. Verständlich war es allemal, schließlich stehen schon am Dienstag (Mailand) und am Donnerstag (Villeurbanne) zwei wichtige Euroleague-Partien an, erklärtes Ziel der Münchner sind die Playoffs. Trotzdem konnte der Gastgeber immer dann zulegen, wenn es unbedingt nötig war: Vor allem in der fünfminütigen Verlängerung taten sich Topscorer Carsen Edwards (30 Punkte) und Andreas Obst (14) hervor.
Trotz des knappen Sieges und der Verteidigung der Tabellenführung in der BBL gab es schlechte Nachrichten für die Münchner: Drei Minuten vor dem Ende verdrehte sich Devin Booker das Knie und musste vom Feld geführt werden, der Center wäre kaum zu ersetzen. FCB-Geschäftsführer Marko Pesic möchte erst die Kernspin-Untersuchung abwarten, gab aber zu, dass „ein Ausfall ein herber Rückschlag wäre“.
Alba steht in der Bundesliga nur auf Rang 14 und kämpft um die Playoffs, in der europäischen Königsklasse sind sie abgeschlagenes Schlusslicht. Auch die Berliner müssen zweimal während der Woche international antreten: Doch im Gegensatz zu den Bayern, die um ihren Center bangen, hofft Berlin auf Rückkehrer aus dem Krankenstand.