Union Berlin:Der Sonntag, an dem alles misslingt

Union Berlin: Einigermaßen ratlose Berliner nach dieser schmerzhaften 0:5-Niederlage.

Einigermaßen ratlose Berliner nach dieser schmerzhaften 0:5-Niederlage.

(Foto: Ina Fassbender/AFP)

Union Berlin geht gegen Bayer Leverkusen regelrecht unter: Die Mannschaft kassiert gleich fünf Gegentreffer - und verliert damit auch die Tabellenführung an den FC Bayern.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Als Europa-League-Teilnehmer haben die Fußballer von Union Berlin in der Bundesliga die Ehre, häufig sonntags zu spielen. Diese Dramaturgie passte bislang ebenso unverhofft wie perfekt zu der Tabellenführung, die die Berliner seit Mitte September zuverlässig verteidigen konnten. Der Klassenbeste trat oft zum Schluss auf, und bis Sonntag waren die Berliner gut zurechtgekommen mit dem Druck, die Ergebnisse der Konkurrenten dann bereits zu kennen.

So hatten sie am siebten Spieltag den Spitzenplatz mit einem Sonntagssieg von Borussia Dortmund zurückerobert, am neunten Spieltag sonntagabends vom SC Freiburg und am zwölften Spieltag sonntags vom FC Bayern. Aber an diesem Sonntag war alles anders. Und wie!

Die Münchner hatten auch diesmal tags zuvor vorgelegt, was für die Unioner aufs Neue bedeutete, dass sie bei Bayer Leverkusen hätten gewinnen müssen, um in der achten Woche nacheinander die Tabellenführung zu verteidigen. Doch diesmal gelang ihnen das nicht, mehr noch: Alles misslang. Sie kassierten fünf Gegentreffer sämtlich in der zweiten Halbzeit und verloren mit einer kapitalen 0:5 (0:0)-Niederlage auch den Platz an der Sonne nach zwei Monaten an die Bayern. "Always look on the bright side of life", sangen die Union-Fans trotzig.

Groß war indes die Freude bei den Leverkusenern. Sie verließen durch den Sieg den drittletzten Platz. Nach sechs sieglosen Pflichtspielen in Serie unter dem neuen Trainer Xabi Alonso durften sie nach einem Monat wieder einen Erfolg feiern.

Es bedurfte der Pause, um Bayers Lebensgeister zu wecken

Als die Unioner am 11. September mit einem 1:0-Sieg in Köln erstmals Tabellenführer geworden waren, stand in ihrem Tor anstelle des verletzten Frederik Rönnow der Ersatzmann Lennart Grill. Dass der 23-Jährige für den erneut verletzten Rönnow auch diesmal Unions Tor hütete, war umso bemerkenswerter, als er ja eine Leihgabe von Bayer Leverkusen ist. Vielleicht hatten seine ehemaligen Kollegen anfangs deswegen Hemmungen, bis zur Pause jedenfalls wurde es nicht ein einziges Mal heiß für Grill.

Zwar spielten die Leverkusener ohne ihren verletzten Mittelstürmer Patrik Schick, aber auch von Moussa Diaby oder Adam Hlozek ging in der ersten Halbzeit keine Gefahr aus. "Leverkusen ist eine Mannschaft mit Kreativität und Witz", hatte Unions Trainer Urs Fischer vor dem Spiel mahnend gesagt, aber Leverkusens Humor war anfangs tiefschwarz und benötigte am Sonntag Zeit sich zu entfalten.

Es bedurfte der Pause, um Bayers Lebensgeister zu wecken, jedenfalls bereitete Kerem Demirbay mit der ersten Ecke des Spiels das 1:0 vor. 53 Sekunden nach Wiederanpfiff schoss Robert Andrich trocken ein und jubelte wegen seiner Union-Vergangenheit wie ein Baum - nämlich gar nicht.

Zehn Minuten später verschuldete just der unglückliche Grill das 0:2, als er weit vor seinem Tor einen Pressschlag gegen Leverkusens Jeremie Frimpong verlor. Der Ball prallte zu Diaby, der das 2:0 erzielte (56.) und zwei Minuten später mit dem 3:0 bereits alles klarmachte. Nun zeigte sich das Ketchupflaschen-Prinzip. In letzter Zeit hatte Bayer nur spärlich getroffen, jetzt entlud sich der Druck massiv binnen weniger Minuten. In der 67. Minute demütigte Hlozek die Unioner mit dem 4:0, in der 76. Minute finalisierte Mitchel Bakker mit dem Treffer zum 5:0-Endstand.

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