Spahic-Rauswurf in Leverkusen:Skandal zügig abgewickelt

Emir Spahic

Das Bayer-Trikot wird Emir Spahic beruflich nicht mehr tragen dürfen.

(Foto: Marius Becker/dpa)
  • Nach dem Rauswurf von Emir Spahic ist Bayer Leverkusen froh, dass der bosnische Nationalspieler keine Forderungen stellt.
  • Der Prügel-Fußballer wird bereits wieder von Klubs umworben, der Bundesligist dagegen hat ein Problem: Er muss dringend Ersatz suchen.
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Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Am Montag ruhte der Trainingsbetrieb bei den Fußballern von Bayer 04 Leverkusen, der 55. Geburtstag von Sportchef Rudi Völler wurde daher, wie es ihm gefällt, in kleinerem Kreis auf der Geschäftsstelle begangen. Es gab ein festliches Frühstück und viel zu bereden: Ein aufregendes Bundesliga-Wochenende war vorüber, mit jeder Menge neuem Seifenopernstoff aus Hamburg und einem schönen Sieg der eigenen Mannschaft in Mainz. Außerdem trug zur angenehmen Atmosphäre bei, dass es am Montag nichts mehr zum Thema Emir Spahic zu bereden gab. Dieses Themas hatte sich der Klub bereits am Sonntag mit einem amtlichen Kommuniqué entledigt, in dem die sofortige Trennung zwischen Verein und Fußballprofi verkündet wurde.

Dass der Skandal um den bosnischen Nationalspieler so schnell aufgearbeitet werden konnte, lag nicht nur daran, dass sich die entscheidenden Leute im Klub und im aufsichtführenden Bayer-Konzern zügig auf die Konsequenzen geeinigt hatten. Alle Verantwortlichen stimmten überein, dass es nicht zu tolerieren sei, wenn ein Leverkusener Fußballprofi das Leverkusener Ordnungspersonal angreift und niederschlägt: "Das ist etwas ganz anderes als irgendeine Discoprügelei", hieß es. Großen Anteil an der raschen Beendigung der Affäre - von den polizeilichen Ermittlungen wegen Körperverletzung abgesehen - hatte nach Auskunft aus Leverkusen aber auch der Beschuldigte. Spahic habe sich am Tag nach dem Vorfall persönlich bei Trainer Roger Schmidt und den Kluboffiziellen entschuldigt und zugesagt, alle Maßnahmen des Klubs mitzutragen.

Bei Völlers Geburtstag war schon Thema, wer die freie Stelle besetzt

Dass er nicht versuchte, den Fall zu beschönigen und keine Entschuldigungen in Anspruch nahm, wird ihm bei Bayer hoch angerechnet. Ebenso die Tatsache, dass Spahic seine Ankündigung wahrmachte und nicht doch Rechtsmittel gegen die abfindungsfreie Auflösung seines Vertrags bis 2016 einsetzte. Finanzielle Forderungen gegen einen Verein, der Spahic nun aufnehmen könnte (angeblich sollen schon große Klubs aus Istanbul Interesse zeigen), wird Bayer wohl nicht erheben.

In Leverkusen wird Spahic als exzellenter Profi und intelligenter Mensch in Erinnerung bleiben. Aber auch als spezieller und schwieriger Charakter. Nicht nur auf dem Fußballplatz war sein Auftreten umstritten. Am Montag bei Rudi Völlers Geburtstag war das aber schon kein Thema mehr. Dafür geht es jetzt um die Frage, wer die freie Planstelle besetzen wird, denn Spahic hatte ja erst unlängst seinen Vertrag verlängert. Weil man ihn als zuverlässigen Profi schätzte.

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