Bayer Leverkusen:Mut für Turin

FC Augsburg - Bayer Leverkusen

Allen Grund zu feiern: Leverkusens Torschützen Kevin Volland (oben) und Kai Havertz (Nummer 29).

(Foto: Stefan Puchner/dpa)

"Wir können mit sehr viel Selbstbewusstsein auftreten, weil wir in der Bundesliga geliefert haben": Nach dem 3:0 gegen Augsburg ist Leverkusen am Dienstag in der Champions League gefragt.

Von Anna Dreher

Diese Szene in der 76. Minute des Bundesligaspiels zwischen dem FC Augsburg und Bayer 04 Leverkusen am Samstagnachmittag hätte eine unbedeutende bleiben können. Ihren Unterhaltungswert hätte sie behalten, durch einen gewissen Slapstick-Anteil, der ihr innewohnte: Wie der Ball lange durch die Luft über dem Rasen der Augsburger Arena flog und flog und schließlich auf dem Rücken von Kai Havertz landete.Dass zumindest von den Augsburgern trotzdem keiner lachte, lag an der Vollendung dieser Angriffsvariante durch Kevin Volland.

Als Volland, 27, den Ball nach dem Zuspiel von Havertz' Rücken annahm, dachte Tomas Koubek noch, dass es am besten sei, ihm entgegen zu laufen. Aber Augsburgs Torhüter drehte schnell um, hastete eilig nach hinten - um trotzdem beobachten zu müssen, wie Vollands Schuss aus 25 Metern in hohem Bogen über ihn hinweg zum 2:0 über jene Grenze flog, die er bewachen wollte. Spätestens da war klar, dass dieses Spiel keine Wendung mehr nehmen würde. Und dass das 3:0 (1:0) beim FC Augsburg vor allem dazu dienen würde, das Selbstbewusstsein der Leverkusener aufzubauen vor dem Champions-League-Auftritt bei Juventus Turin am Dienstag, der wenige Minuten nach dem vierten Saisonsieg des Tabellenfünften Thema war.

"Am Dienstag braucht es Mut", sagte Volland. "Wir müssen in unseren Köpfen wissen, was wir können. Aber wir können mit sehr viel Selbstbewusstsein auftreten, weil wir in der Bundesliga geliefert haben." Volland selbst ist einer der Hauptverantwortlichen für diesen Selbstvertrauens-Boost, dessen Dosis in Augsburg nochmal erhöht wurde. Vorrangig von ihm. Volland spielte den Ball in der 84. Minute im richtigen Moment zu Nadiem Amiri, der sah Havertz und der wiederum die ideale Lücke zwischen Torwart und linkem Pfosten zum 3:0, das Leverkusen auch in der 17. Bundesliga-Begegnung für Augsburg unbezwingbar machte. In Führung waren die Gäste durch Florian Niederlechner gegangen, der im Kopfballduell mit Sven Bender ins eigene Tor traf (35.) und später seinen Frust so formulierte: "Da verliert keiner einen Ball von denen, Havertz, Volland, Baumgartlinger, die haben eine brutale Ballsicherheit."

Volland war in der vergangenen Saison bereits Leverkusens Top-Scorer

Es gab kaum eine Offensivaktion, an der Volland an diesem Tag nicht beteiligt war, mit vier Torschüssen versuchte er es am häufigsten, Havertz war an zwei Vorlagen beteiligt, Sven Bender fühlte sich am auffälligsten mit dem Spielaufbau betraut. Es war keine spektakuläre Darbietung der überlegenen Mannschaft von Trainer Peter Bosz - aber eben eine auf hohem Niveau solide. "Das war das erste Mal diese Saison, dass eine Mannschaft versucht, uns so unter Druck zu setzen. Das haben wir nicht erwartet, damit hatten wir anfangs Schwierigkeiten", sagte Bosz über die zwischenzeitlich gar nicht ungefährlichen, temporeichen Gegenstöße der Augsburger. Und: "Ich bin nicht überrascht von der Leistung meiner Mannschaft. Alles, was ich heute gesehen habe, wusste ich schon."

Er bezog das natürlich vorbildlich auf alle seine Spieler. Aber er dürfte gedanklich auch Vollands Namen dabei unterstrichen haben, der seine Offensivqualitäten verlässlich zeigt. Dass Leverkusen sich diese Saison überhaupt mit Gegnern wie Lok Moskau, Juventus Turin und Atletico Madrid messen kann, liegt ja nicht zuletzt an ihm. Mit acht Toren und sieben Vorlagen ist Volland der zweitbeste Scorer der vergangenen Bundesliga-Rückrunde und der mit 14 Toren und zwölf Vorlagen insgesamt beste Scorer seines Vereins gewesen. In dieser Saison steht bei beiden Kategorien bereits jeweils die Zahl 3. "Wenn ich die Chance habe, Tore zu machen", sagte Volland, "dann versuche ich es natürlich." Und so banal dieser Satz auch klang, so essenziell wird sein Inhalt für Bayer Leverkusen noch sein.

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