Bayer Leverkusen: Michael Ballack:Nur zweite Wahl

Michael Ballack will spielen, doch Trainer Jupp Heynckes lässt ihn nicht. Spekulationen, der Nationalspieler könnte sich in Richtung Wolfsburg verabschieden, werden jedoch heftig dementiert.

Philipp Selldorf

Joachim Löw hat noch ein paar Tage Zeit, die erste Bewährungsprobe für seine Elf steht erst am 9. Februar an, wenn sich das DFB-Team in Dortmund mit Italien misst. Aber das Thema kommt unweigerlich auch auf ihn zu, spätestens wenn er den Kader fürs Testspiel nominiert. Zuerst muss sich aber Jupp Heynckes damit beschäftigen, und der Bundestrainer wird sich nicht zuletzt nach den Beschlüssen seines Leverkusener Kollegen richten.

Bayer 04 Leverkusen  - Borussia Dortmund

Noch immer auf der Leverkusener Bank: Michael Ballack.

(Foto: dapd)

Es geht natürlich um Michael Ballack, 34, den der Tatendrang wieder auf den Rasen treibt, nachdem seine Rückkehr in die Bundesliga während der Partie in Hannover am dritten Spieltag der Hinrunde jäh beendet wurde. Die Frage, die in Leverkusen nicht nur die Offiziellen beschäftigt, lautet, wie sich Ballacks Wünsche und Heynckes' Pläne in Einklang bringen lassen.

Am Dienstag hatte der Nationalspieler a. D. den ersten Testlauf über die volle 90-Minuten-Strecke ohne Schaden oder rauchenden Motor überstanden, er durfte mit seiner Leistung zufrieden sein und war es auch. Beim 3:0 gegen den VfL Bochum schoss er das 1:0 und lieferte einen engagierten Auftritt.

Den nächsten Einsatz möchte er gern am Sonntag beim Punktspiel in Mönchengladbach folgen lassen. "Natürlich bin ich dazu bereit", erklärte er auf entsprechendes Befragen. "Aber das muss der Trainer entscheiden, er ist ja sehr erfahren. Aber wenn man wieder kann, will man auch spielen."

Der erfahrene Trainer gab jedoch zu erkennen, dass er in Sachen Ballack nicht ganz so sehr von Tatendrang erfüllt ist. "Natürlich hat man gesehen, dass er noch einiges aufzuarbeiten hat", sagte Heynckes und bat ansonsten darum, sich weitere Erörterungen sparen zu dürfen.

Sein Dilemma ist offensichtlich: Auch ohne Ballack hat er schon zu viele Spieler für zu wenige Plätze im rückwärtigen Mittelfeld.

"Du lieber Gott"

Er will den Kapitän Simon Rolfes aufstellen, den er besonders schätzt; er will aber auch den fleißigen Lars Bender berücksichtigen, von dem er viel hält. Und natürlich will er nicht auf den großen Spielerkämpfer Arturo Vidal verzichten, der sich zu einem der wertvollsten Bayer-Profis entwickelt hat.

Auch Rudi Völler sieht das Dilemma, aber er sieht kein Problem darin. "Kennt man ja", sagt er, "am Anfang der Runde ist das Gerangel immer groß, und da gibt es dann beim einen oder anderen lange Gesichter. Aber jetzt fällt Tranquillo Barnetta fünf, sechs Wochen aus, Lars Bender fehlt am Sonntag auch. Glauben Sie mir: Wir werden noch mehr Ausfälle haben."

Auch deshalb steckt er im Zwiespalt, wenn er den möglichen Wechsel von Stürmer Patrick Helmes nach Wolfsburg bewerten soll. "Wir brauchen jeden Spieler seines Kalibers", sagt Völler, verweist aber auf die finanzielle Komponente: "Wir sind nicht Bayern München." Helmes hat offenbar Sympathien für einen Umzug zum VfL, weil er in Leverkusen nicht mehr auf volle Einsatzzeiten vertrauen darf. Jetzt wird spekuliert, ob sich ihm Ballack vielleicht sogar anschließen könnte, bevor die Wechselfrist endet.

Im Sommer lag ihm ja auch eine bestens dotierte Offerte aus Wolfsburg vor, und immer noch sucht Dieter Hoeneß einen namhaften Mittelfeld-Vorarbeiter. "Du lieber Gott", kommentiert Völler solche Gedankenspiele, "das kann ich mir nicht vorstellen. Er ist ja noch gar nicht richtig angekommen bei uns."

Der Sportchef glaubt nicht, dass es zum Konflikt mit Heynckes kommt, wenn Ballack wieder richtig fit ist und das Argument der Genesungsfrist wegfällt. "In ein paar Wochen sind wir von englischen Wochen umzingelt - und auf einmal hat man einen Engpass an Spielern", prophezeit er.

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