Bayer Leverkusen in der Bundesliga:Große Lücke hinter Trizekusen

Bayer 04 Leverkusen - Hannover 96

Wieder gewonnen: Leverkusens Heung Min Son und Sidney Sam beim Sieg gegen Hannover 96.

(Foto: dpa)

Bayer Leverkusen kann als einzige deutsche Fußballmannschaft mit den besten europäischen Teams mithalten: dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Der Werksklub macht alles richtig - auch wenn er nun nicht mehr Vizekusen, sondern Trizekusen heißt.

Ein Kommentar von Christof Kneer

Zum Ende seiner Dienstzeit hat Wolfgang Holzhäuser eine beeindruckende Selbstanzeige verfasst. An diesem Montag wird der langjährige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen zum letzten Mal ins Büro einrücken, er wird das mit der Demut eines Mannes tun, der sich zwei schwere Managementfehler nicht verzeiht. Man sei sich mit Mesut Özil und Ilkay Gündogan einst handelseinig gewesen, gestand Holzhäuser, aber ihm habe dann der Mut gefehlt, die Ablösesummen zu bewilligen.

Das würden andere Vereine bestimmt auch ganz gerne: Fehler machen, mit denen man dem FC Bayern und Borussia Dortmund gefährlich werden kann. Der Blick auf die Bundesliga-Tabelle zeigt, warum sie bei Bayer 04 lässig mit den eigenen Misserfolgen kokettieren können. Weil diese angeblichen Misserfolge bedeuten, dass sie als einzige deutsche Fußballmannschaft mit den beiden besten europäischen Fußballmannschaften mithalten können: mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund, den amtlich beglaubigten Champions-League-Finalisten.

Bayer Leverkusen ist der rechnerisch beste Drittplatzierte, den die Bundesliga nach sieben Spieltagen je erlebt hat, das ist der Fakt dieses Wochenendes. Sechs Siege und eine Niederlage, das gab es auf diesem Tabellenplatz in 50 Jahren Ligageschichte noch nie. Die Liga muss sich jetzt entscheiden, ob sie das tröstlich findet, weil Bayern und der BVB nicht wie befürchtet alleine enteilen - oder ob sie es eher bedrohlich findet, weil Leverkusen einfach mit enteilt.

Sechs Punkte beträgt der Abstand auf Platz vier, und der Graben zwischen den oberen Drei und den unteren Fünfzehn wird eher größer, wenn man sich überlegt, wer ihn theoretisch überspringen könnte. Schalke, Gladbach? Möglich. Ansonsten? Hm.

Die Vizekusener gewinnen nie etwas? Dieser Branchenspott ist im Grunde widerlegt. Zwar ist Bayer jetzt nur noch Trizekusen, aber das ist das Beste, was sich in dieser Liga im Moment erreichen lässt. Leverkusen ist deutscher Meister hinter Bayern und Dortmund. Sie haben sich vielleicht Özil und Gündogan nicht getraut, aber sie hatten André Schürrle, und sie haben Lars Bender, Bernd Leno, Sidney Sam, Heung-Min Son.

Sie bieten sich als Nische an für Talente, die zu gut sind für den Rest der Liga, aber (noch) nicht gut genug für die Spitze Europas. Von den Zuschüssen des Bayer-Werks lassen sie sich nicht zu einer Prahl- und Protzpolitik verführen, ihre Masche ist das stille Scouting. Sie arbeiten wie Mainz oder Freiburg, nur mit mehr Geld.

Im überbreiten Mittelfeld der Liga sind viele Klubs mit sich selbst beschäftigt, jeder wälzt seine eigenen Sorgen. Wohl dem, den nur ein paar Gedanken an längst entgangene Transfers plagen.

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