Bayer Leverkusen:Himmel und Hölle

Europa League - Round of 32 First Leg - Bayer Leverkusen v FC Porto

Die Linie verlassen: Porto-Schlussmann Agustin Marchesin hält den Elfmeter von Kai Havertz, hat sich dabei aber zu früh bewegt - der Strafstoß muss wiederholt werden.

(Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Beim Leverkusener 2:1-Sieg gegen Porto im Europa-League- Hinspiel gibt es gleich zweimal Videobeweis-Konfusion - einmal zur Freude von Kai Havertz.

Trainer Peter Bosz schüttelte an diesem verrückten Europapokal-Abend immer wieder den Kopf und wusste nicht mehr, was da gerade vor sich ging. Beim 2:1-Sieg in der Europa League wurde seinem Team Bayer Leverkusen zunächst ein Tor aberkannt, obwohl Bosz an den Monitoren am Spielfeldrand gesehen hatte, dass der Treffer eindeutig regulär war - und nach längerer Videobeweis-Verwirrung galt das 1:0 (29. Minute) schließlich auch. Später durfte sich sein Spieler Kai Havertz nach einem verschossenen Elfmeter noch einmal versuchen, obwohl Bosz nach eigener Aussage keinen Anlass dafür sah. Und im zweiten Anlauf erzielte Havertz das 2:0 (57.).

Der Videobeweis hatte an diesem Donnerstagabend Premiere in der Europa League, und gleich drehte sich wieder alles um ihn. Bosz ist eigentlich ein klarer Befürworter des Videoentscheids. Doch diesmal war es auch ihm zu viel: "Wir dürfen es nicht übertreiben", sagte der Niederländer, und er gestand auf die Frage, ob er den Strafstoß von Havertz hätte wiederholen lassen: "Nein, hätte ich nicht. Aber ich bin auch kein VAR."

Havertz war der erste Spieler, der in einem Uefa-Wettbewerb einen Elfmeter wiederholen durfte, weil sich der Torhüter zu früh von der Linie bewegt hatte. Doch neben Freude hatte die Entscheidung auf der Leverkusener Bank vor allem großes Rätselraten verursacht: "Wir haben uns alle gefragt, ob wieder derselbe Spieler schießen muss", sagte Bosz: "Ich hatte keine Ahnung." Es hätte ein anderer Spieler schießen dürfen, aber Havertz nutzte seine zweite Chance und zeigte sich erleichtert: "Einen Elfer zu verschießen, ist immer bitter", sagte der 20-Jährige, "aber am Ende ist mir das scheißegal, weil der zweite drin war."

Nicht minder groß war das Rätselraten in der 29. Minute gewesen. Stürmer Lucas Alario hatte den Ball zum 1:0 ins Tor geschossen. "Wir haben alle direkt aufs Tablet geschaut und gesehen, dass es kein Abseits war", erzählte Bosz: "Deshalb waren wir wirklich überrascht, als er das Tor aberkannt hat. Das haben wir dem Vierten Offiziellen dann auch gesagt." Ob sich der Videoassistent die Bilder deswegen noch mal ansah und die revidierte Entscheidung nochmals revidieren ließ, wusste Bosz nicht. Alario hatte tatsächlich in der Mitte knapp vor allen Porto-Verteidigern gestanden - doch ein weiterer Spieler der Gäste hob weit entfernt an der Eckfahne das Abseits auf.

Leverkusens Kapitän Lars Bender fand das emotionale Auf und Ab durch die Video-Eingriffe fast anstrengender als das Spiel: "Da wird man fünf Mal in den Himmel gehoben und kriegt fünf Mal wieder einen auf den Kopf", sagte er, "aber diesmal sind die Entscheidungen zum Glück für uns gefallen." So trübte nur das späte Gegentor die Bayer-Perspektive für das Rückspiel in Porto.

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