Bayer Leverkusen:Freude am Nachsitzen

Bundesliga - Bayer Leverkusen v 1. FSV Mainz 05

Der Leverkusener Sieggarant: Torschütze Kevin Volland.

(Foto: Martin Meissner/Reuters)

Die Leverkusener haben in der Bundesliga den vierten Platz verpasst, aber noch im DFB-Pokal sowie der Europa League zwei Titelchancen.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Nachsitzen hat einen viel zu schlechten Ruf. Während die meisten Klassenkameraden jetzt in den Urlaub fahren oder träumen, wo sie am liebsten Urlaub gemacht hätten, fängt die Saison für Bayer Leverkusen erst richtig an. Doch tatsächlich geht es nun um die großen Trophäen. Der Werksklub, der nie an eine Chance im Fernduell um Platz vier gegen Gladbach glaubte, muss dabei eine Situation meistern, wie sie hierzulande nur der FC Bayern erlebt: Bevor es in fünf Wochen um internationale Trophäen geht (Bayer in der Europa League, Bayern in der Champions League), steht am kommenden Samstag das Duell um den DFB-Pokal an. Seit 1993 hat Leverkusen keine Trophäe mehr gewonnen, und letztlich ist selbst diese Erinnerung befleckt, weil das 1:0 gegen die Amateure von Hertha BSC alles andere als ein Ruhmesblatt war.

In der Zwischenzeit wurde der Verein so oft Zweiter, dass er sich in die Selbstironie flüchtete und den Begriff Vizekusen schützen ließ. Umso süßer wäre es deshalb, dem großen FC Bayern das Double zu vermiesen. Und Leverkusen hat als eines von ganz wenigen Teams in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich zwei Siege gegen München gefeiert. Man muss ja nicht kleinlich werden und darauf verweisen, wie viele Chancen der Favorit in beiden Fällen ausließ. Vor drei Wochen gab es ein Wiedersehen am Rhein, auch da piesackten die Werkskicker ihre prominenten Gegner - allerdings nur 25 Minuten lang, dann wurde Bayer müde und aus einem 1:0 ein 2:4.

Insofern war es nicht mehr ganz so verwunderlich, wen Trainer Peter Bosz am Samstag beim 1:0 gegen Mainz lange schonte (u.a. Kai Havertz, Moussa Diaby, Charles Aránguiz, Lucas Alario, Edmond Tapsoba) und wen er forderte: Torschütze Kevin Volland, der das Finale ohne Corona-Pause verpasst hätte, wirkte gierig; Lars Bender bekam nach viermonatiger Verletzungspause dringend ernsthafte Spielpraxis, bevor es gegen einen Spieler wie Kingsley Coman geht; und der 17-jährige Florian Wirtz, den manche wegen seiner offensichtlichen Begabung schon "Hawirtz" nennen, kann jede Minute bei den Volljährigen gebrauchen, um zu lernen, wann er welche Idee einstreut. "Das Schöne ist, dass es für uns noch nicht zu Ende ist", sagte Klublegende Rudi Völler: "In einem Spiel können wir versuchen, den Pokal zu gewinnen." Und dann könnte das Nachsitzen für die Europa League leichter fallen.

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