Süddeutsche Zeitung

Champions League:Drei Spiele, null Punkte, viel Enttäuschung

Von Javier Cáceres, Madrid

Am Ende sanken die Spieler von Bayer Leverkusen im Stadion von Atlético Madrid auf den Rasen. Mehr aus Enttäuschung, denn vor Erschöpfung, so jedenfalls wirkte es nach 90 Minuten plus fünf Minuten Nachspielzeit. 0:1 verlor Leverkusen bei der Mannschaft von Diego Simeone, durch ein einsames Tor des eingewechselten Stürmers Alvaro Morata (78.). Die Rheinländer kassierten damit im dritten Spiel der Gruppe D der Champions League die dritte Niederlage. Das Aus in der Königsklasse darf damit als unumgänglich angesehen werden.

In der Geschichte des wichtigsten Wettbewerbs des europäischen Klubfußballs gelang es bislang nur Newcastle United in der Saison 2002/03, nach drei Startniederlagen noch die nächste Runde zu erreichen. Die Trendwende müsste radikal erfolgen, im Rückspiel am 6. November am Rhein sind die Gastgeber zum Siegen gezwungen. Leverkusens Manager Rudi Völler warb um Realismus in der Gruppe mit Juventus Turin und Lokomotive Moskau. "Unser Ziel muss es jetzt sein, Dritter zu werden, auch wenn rechnerisch noch alles möglich ist", sagte er - denn das würde es erlauben, im neuen Jahr immerhin noch in der Europa League zu spielen. "Ich bin ein Kämpfer", erklärte Trainer Peter Bosz.

Die Partie war insgesamt von einer bemerkenswerten Kalorienarmut. Die Leverkusener wirkten anfangs zwar etwas explosiver als die Gastgeber, spielten temporeich, wenn sie es mal schafften, die erste Pressinglinie Atléticos zu überwinden. Aber abgesehen von einem Schuss von Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger (10.) kamen sie kaum zu Chancen - obwohl Atlético wegen einer Verletzung von Jose Maria Gimenez früh die Innenverteidigung umbauen musste (14.); er wurde durch Mario Hermoso ersetzt.

Bei Atlético fehlt sogar der vorletzte Pass

Das Problem der Gäste: "Der letzte Pass, der schwerste Pass im Fußball, hat bei uns gefehlt", sagte Bosz später. Auf der anderen Seite hatte Leverkusen aber kaum Schwierigkeiten, Atlético vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Das Mittelfeld der Spanier war weitgehend inexistent - bei ihnen haperte es nicht nur am letzten, sondern auch am vorletzten Pass. Überdies wurde der Portugiese Joao Felix, ein 127 Millionen Euro teurer Sommereinkauf, schmerzlich vermisst. Leverkusens Torwart Lukas Hradecky fiel im Grunde nur dann auf, wenn er versuchte, den Ball mit den Füßen zu spielen. Das änderte sich nach der Pause. Atlético mengte etwas mehr Angriffslust in die Rezeptur und gönnte sich einige Szenen. Mittelstürmer Diego Costa kam sechs Meter vor dem Leverkusener Tor frei zum Kopfball, verzog aber deutlich (58.). Kurz danach wechselte Simeone in Alvaro Morata einen weiteren Stürmer ein - und damit den Sieg. Denn Morata erzielte sein erstes Champions-League-Tor für Atlético. Nach einer Flanke von Renan Lodi stieg er am ersten Pfosten zum Kopfball hoch; Torwart Hrdacky konnte nur noch eine schwache Hand an den Ball bringen. Trainer Bosz suchte die Wende, brachte die südamerikanischen Stürmer Paulinho und Lucas Alario. Doch weil dabei nicht mehr heraussprang als eine sterile Belagerung des Strafraums von Atlético, blieb es beim 1:0 der Madrilenen, die vom Achtelfinale träumen können.

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SZ vom 23.10.2019/tbr
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