Kölns Erfolg gegen Freiburg:Steffen Baumgart, der Tiger im Wohnzimmer

Kölns Erfolg gegen Freiburg: Kölns Spieler nach dem 1:0 gegen Freiburg: Schafft es der FC tatsächlich in den Europapokal?

Kölns Spieler nach dem 1:0 gegen Freiburg: Schafft es der FC tatsächlich in den Europapokal?

(Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

Selbst in der Quarantäne gibt Kölns Trainer keine Ruhe. Weil er den 1:0-Sieg gegen Freiburg aus der Ferne erleben muss, brüllt er halt daheim herum - und plötzlich liegt der FC nur noch zwei Punkte hinter Platz vier.

Von Milan Pavlovic, Köln

Er tigerte durchs Wohnzimmer, er brüllte den Fernseher an, wobei ihm der ebenfalls aufgeregte Familienhund Jory auf den Schultern hing, und er beschimpfte einen seiner Meinung nach schauspielernden Gegenspieler: Kölns extrovertierter Trainer Steffen Baumgart hat in der Corona-Quarantäne sein Wohnzimmer in eine Coachingzone umfunktioniert. Am Ende eines emotionalen, anstrengenden Nachmittags konnte er jubeln: Durch das 1:0 gegen den SC Freiburg kann Baumgarts 1. FC Köln den Blick nach oben wagen.

FC-Abwehrchef Timo Hübers und Torjäger Anthony Modeste hatten kurz nach Abpfiff die Hoffnung geäußert, dass bei den Baumgarts zu Hause "alles heile geblieben ist". Das Video von dort, das die Trainer- Tochter Emilia am Samstagabend bei "Tik Tok" einstellte, ließ daran zumindest leise Zweifel aufkommen. "Ich muss irgendjemanden anbrüllen", rief Baumgart ins Handy einem Assistenten zu. Und er gab Anweisungen wie: "Die sollen nach vorne spielen, auch wenn sie drei Stück kriegen." Einem höchstwahrscheinlich für Freiburg aktiven Spieler rief er via Bildschirm zu: "Komm hoch mit deinem Arsch. Jedes Mal heulst du rum."

Abregen konnte sich Baumgart immerhin schon rund eine Minute vor Ende der Live-Übertragung. "Er hatte eine Zeitverzögerung von etwa 50 Sekunden", verriet Sportchef Jörg Jakobs lachend: "Deshalb stand er in der letzten Minute in Funkkontakt zu unseren Leuten. Als die Nachricht vom Abpfiff kam, konnte er wenigstens die letzten 50 Sekunden entspannt gucken. Das haben wir ihm alle gegönnt."

"Ich hoffe, die Nachbarn beschweren sich nicht", sagt Baumgart. Aber er weiß: "Die meisten sind ohnehin FC-Fans."

Für Baumgart war die Emotionalität während des Spiels nichts Besonderes: "Ich war genauso laut wie immer. Ich hoffe, die Nachbarn beschweren sich nicht", sagte er der Bild. Dem Express erklärte er aber, dass er vor Anwohnerklagen kaum Sorge habe: "Die meisten sind ohnehin FC-Fans." Und er sei eben "nicht der Typ, der still auf dem Sofa sitzt, wenn es um die Jungs geht".

Im Stadion war diesmal Co-Trainer Andre Pawlak der Chef. Die Situation sei "ein bisschen besonders" gewesen, "aber am Ende wissen wir, was wir machen müssen", sagte FC-Torgarant Modeste, der mal wieder seinen Teil zum Erfolg beisteuerte - mit seinem 14. Saisontor (23.). Dabei ging der Plan des Trainerteams voll auf, denn das 1:0 wurde von Youngster Jan Thielmann, 19, im Stil eines Weltklassestürmers eingeleitet.

Er sagte zum Fehlen des Cheftrainers: "Er gibt noch mal das eine oder andere Motivationsquäntchen. Aber das haben wir heute gar nicht gebraucht." Was die Kölner brauchten, waren zwei fabelhafte Paraden von Torwart Marvin Schwäbe - und Hilfe vom Video-Assistenten, der Referee Brych nahelegte, ein vermeintliches Freiburger 1:1 (51.) wegen einer strittigen Abseitsstellung zu annullieren.

Gut zehn Punkte liegt Köln nun vor dem gefürchteten 16. Platz, doch nur zwei Zähler sind es plötzlich zu Platz vier, der für einen Start in der Champions League berechtigen würde. Darüber sprechen will in Köln aber noch niemand. Jörg Jakobs sagte schmunzelnd: "Wir nähern uns der Situation, dass wir sagen können, wir halten die Klasse sicher - und können vielleicht mal über andere Dinge nachdenken."

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