Bastian Schweinsteiger:Letzte Ehrenrunde

Bastian Schweinsteiger beendet seine große Karriere. Sie endet in einem halbleeren Stadion vor lila Sitzschalen in Orlando - doch es sind ganz andere Bilder, die für seine Laufbahn stehen.

Von Sebastian Fischer

Die letzten Bilder einer großen Karriere waren die eines kleinen Fußballspiels. Lila Sitzschalen waren auf den Fernsehbildern der Begegnung zwischen Orlando City und Chicago Fire zu sehen, so wenige Zuschauer waren im Stadion. Um so wenig ging es für beide Teams, die Playoffs hatten sie am letzten Spieltag der Major League Soccer (MLS) ja längst verpasst. Doch für einen Fußballer auf dem Rasen ging es um sehr viel. Bastian Schweinsteiger, 35, spielte noch einmal 93 Minuten lang, als Innenverteidiger, wie er es in dieser Saison für Chicago meistens getan hat. Er trug 55 erfolgreiche Pässe zum 5:2 seiner Mannschaft bei, gewann die meisten seiner Zweikämpfe, schoss sogar dreimal aufs Tor. Dann ging er zum letzten Mal in seinem Leben als Fußballer vom Rasen.

"Liebe Fans, nun ist die Zeit gekommen: ich werde meine aktive Karriere zum Ende dieser Saison beenden", teilte Schweinsteiger am Dienstag, zwei Tage nach dem Spiel, in den sozialen Netzwerken mit, und dass der Beitrag innerhalb weniger Minuten auf diversen Kanälen mehr als 100 000 Menschen gefiel, deutete natürlich nur an, dass diese Karriere vielen Fans viel bedeutet hat. "Ich danke euch und meinen Mannschaften FC Bayern, Manchester United, Chicago Fire und der deutschen Nationalmannschaft - ihr habt mir diese für mich so unglaubliche Zeit ermöglicht", schrieb er. Und: "Mein Abschied als aktiver Spieler stimmt mich ein bisschen wehmütig."

Dass er "ein bisschen" schrieb, das lag vielleicht auch an den vergangenen drei Spielzeiten, in denen er mit Chicago nur einmal die Playoffs erreichte und sofort ausschied, die sportlichen Argumente für eine Fortsetzung seiner Karriere waren zuletzt rar. Aber die Bilder, die für seine Laufbahn stehen, sind keine vor lila Sitzschalen: Schweinsteiger, wie er mit blutendem Gesicht 2014 als Vize- Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister wird, 121 Länderspiele bestritt er insgesamt; oder Schweinsteiger, wie er 2012 im Champions-League-Finale einen Elfmeter an den Pfosten schießt und ein Jahr später mit dem FC Bayern ins Finale zurückkehrt und Borussia Dortmund schlägt. Acht Meisterschaften gewann er mit den Münchnern, siebenmal den DFB-Pokal.

Von den Menschen in seiner Heimatstadt hat er sich schon im vergangenen Jahr verabschiedet, für ein Testspiel trug er nochmals das Bayern-Trikot, die Arena war ausverkauft. Er lief eine Ehrenrunde und sagte: "Ich bin einer von euch, und ich werde immer einer von euch bleiben."

Bundestrainer Joachim Löw kannte Schweinsteigers Entscheidung wohl noch nicht, als er am Dienstagmittag sagte: "Wenn er aufhört, wird eine Persönlichkeit gehen, die der deutsche Fußball nicht oft erlebt hat." Er sagte auch: "Für ihn haben wir immer einen Platz." Schweinsteiger schrieb: "Dem Fußball werde ich treu bleiben."

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