Basketballerinnen des FC Bayern:Für die Zukunft unter kleinerem Namen

Der FC Bayern ist vom Aufstieg der eigenen Basketballerinnen in die zweite Liga wenig begeistert und verweigert dem Team das Aufstiegsrecht. Die Spielerinnen sind zu motiviert für noch eine Saison Regionalliga - und wechseln geschlossen zu einem anderen Verein.

Von Katalina Präkelt

Sie hatten die Hoffnung schon aufgegeben. Wieder hatten die Basketballerinnen des FC Bayern eine überragende Saison gespielt, wieder hatten sie sich für die zweite Bundesliga qualifiziert, zum zweiten Mal nacheinander. Doch wieder hatte ihr Verein ihnen das Aufstiegsrecht versagt. Ein Aufstieg werde als wenig sinnvoll erachtet, ließ der Klub wissen, weil beim FC Bayern weder die nachhaltigen Nachwuchsstrukturen noch die erforderlichen Hallenkapazitäten bestünden.

Wenn am Donnerstag die letzten Meldungen für die zweite Bundesliga in der DBBL-Meldestelle in Bergisch Gladbach eingehen, wird der Regionalligameister von 2014 dennoch den Finger heben. Allerdings unter einem anderen Namen, mit einem neuen Logo - und einem neuen Verein. Denn das Team um Trainer Andreas Ebertz wird den zweitgrößten Breitensportverein der Welt verlassen und zum Münchner BC Hellenen wechseln, einem Basketballverein mit 180 Mitgliedern.

"Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt", sagt Ebertz. Frauenbasketball sei kein Zuschauermagnet. Viele Vereine scheuten die Kosten und das Engagement, das mit einem Aufstieg in die Bundesliga verbunden sei. Entsprechend schwierig war die Suche nach einer neuen sportlichen Heimat. Zwei Vereine aus dem Münchner Umland hatten sich bereits gegen eine Aufnahme der Bayern-Frauen entschieden.

Es war unklar, ob die Mannschaft überhaupt bestehen bleiben würde. Der Frust war groß, einige Spielerinnen erwogen, den Sport ganz an den Nagel zu hängen oder sich auf eigene Faust neue Vereine zu suchen. Zu jung, zu motiviert sei das Team gewesen, um noch einmal in der Regionalliga anzutreten, sagt Ebertz. Zumal sie ja wussten, dass selbst der erste Platz wieder nicht zum Aufstieg führen würde.

Anfang Mai traf Ebertz auf Konstantin Kirsch, den Vorsitzenden des BC Hellenen. Ebertz kannte den Verein nur vom Hörensagen. Die Männer des BC spielen in der Bayernliga, die Frauen sind zuletzt in die Bezirksoberliga aufgestiegen. "Natürlich ist es eine große Herausforderung für den BC Hellenen", sagt Kirsch. "Die Anfrage kam völlig unerwartet. Aber wir sehen es auch als Belohnung für die jahrelange ehrenamtliche Arbeit, die wir in den Verein gesteckt haben." Vor fünf Jahren dümpelte die Männermannschaft des BC noch in der Kreisliga herum, eine Frauenmannschaft gab es nicht.

Gekommen um zu bleiben

Die Mehrkosten für eine Bundesligasaison sind erheblich: Selbst ohne Ausgaben für Trainingszeiten und Trainer belaufen sie sich auf mindestens 15 000 Euro - sparsam gerechnet. Viel Geld für einen kleinen Verein, der auf das freiwillige Engagement seiner Mitglieder angewiesen ist. Innerhalb kürzester Zeit zog der BC Hellenen jedoch einen Sponsor an Land, der die Kosten für die kommende Saison übernimmt - eine Aufgabe, an der schon größere Vereine gescheitert sind. Auch der FC Bayern unterstützte den Wechsel, indem er der Übertragung des Aufstiegsrechts bedingungslos zustimmte. "Der FC Bayern freut sich über diese Lösung und wird das Team in der kommenden Zweitliga-Saison organisatorisch unterstützen", teilte Andreas Minges mit, Abteilungsleiter des FC Bayern Basketball.

Ebertz gefällt sein neuer Verein, der sich die Integration verschiedener Nationen auf die Fahnen geschrieben hat. Er ziehe "den Hut vor dem sozialen Engagement". Er kündigt an, verstärkt in die Jugendarbeit investieren zu wollen. Mit Coaching- und Mentoring-Programmen wolle er etwas aufbauen - mit den weiblichen Jugendmannschaften des BC Hellenen, aber auch mit der Stadt München. "Da sehe ich jede Menge Potenzial, von dem wir in Zukunft nur profitieren können", sagt Ebertz.

Zunächst aber muss die nahe Zukunft geplant werden. "Sehr schwer" werde die kommende Saison, räumt der Trainer ein. Sehr viel körperlicher und schneller sei das Spiel in der Bundesliga. "Wir müssen auf eine harte Verteidigung und einen schnellen Angriff setzen. Nur dann haben wir eine Chance." Es gehe um nichts als den Klassenerhalt, und der werde alles andere als ein Selbstläufer. Verstärkungen aus dem Ausland will Ebertz nicht holen. Er setzt auf die Spielerinnen, mit denen er die Meisterschaft und den Bayernpokal gewann. Zudem werde es einige Verpflichtungen von Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung aus dem Münchner Umland geben.

Und wenn das Experiment Bundesliga scheitert? Für Ebertz ist die Antwort klar: Es soll nicht bei einem Ausflug in den kleineren Verein bleiben. "Sollten wir absteigen, hat der BC Hellenen eben eine Regionalligamannschaft. Hier ist jetzt unsere Heimat, hier bleiben wir. Und wir haben jede Menge vor."

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