Basketballer in der Einzelkritik:Kernige Duelle mit John Malkovich

Tim Ohlbrecht fliegt wie ein Fußballtorwart, Heiko Schaffartzik versenkt den entscheidenden Dreier, Chris Kaman ist erneut bester deutscher Spieler. Und Dirk Nowitzki? Der pariert sogar gegen einen Helden aus Hollywood. Die deutschen Basketballer beim 70:68 gegen Mazedonien in der Einzelkritik.

Jonas Beckenkamp, München

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Basketballer in der Einzelkritik:Steffen Hamann

Deutschland - Mazedonien

Quelle: dapd

Tim Ohlbrecht fliegt wie ein Fußballtorwart, Heiko Schaffartzik versenkt den entscheidenden Dreier, Chris Kaman ist erneut bester deutscher Spieler. Und Dirk Nowitzki? Der pariert sogar gegen einen Helden aus Hollywood. Die deutschen Basketballer beim 70:68 gegen Mazedonien in der Einzelkritik.

Ist neben Dirk Nowitzki, Sven Schultze und Jan Jagla einer der wenigen Verbliebenen aus der "silbernen Generation", die bei der EM 2005 in Serbien Zweiter wurde. Agiert für einen echten Anführer auf der Spielmacherposition zu abschlussschwach, ist dafür aber als Verteidiger bissig wie ein Rottweiler. Das bekam auch Mazedoniens Bo Mekkaleb zu spüren, der von Hamann beim Fastbreak abgeräumt wurde. Wenn Hamann auf dem Feld war, gewann das deutsche Spiel sichtlich an Struktur. Zweimal tankte er sich sogar bis zum Korbleger durch.

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Basketballer in der Einzelkritik:Jan Jagla

Basketball Supercup 2011 - Deutschland - Belgien 71:65

Quelle: dpa

Stand einst im Schatten von Dirk Nowitzki, weil er genau auf derselben Position agierte. Übernahm in den vergangenen drei Jahren die Führungsrolle und gewann dem DBB wichtige Spiele wie gegen Russland bei der EM 2009 oder gegen Serbien bei der vergangenen WM. Muss sich jetzt, wo Nowitzki und Chris Kaman wieder da sind, hinten anstellen, was ihm wegen geschrumpfter Einsatzzeiten sichtlich schwer fällt. Kaum im Spiel, ein enttäuschender Abend für den Neu-Münchner.

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Basketballer in der Einzelkritik:Johannes Herber

Johannes Herber: Heimlich, still und leise zur Stammkraft

Quelle: dapd

Trägt von allen Nationalspielern die mit Abstand verwegendste Frisur. Spielt mitunter sogar verwegen, vor allem in der Defensive, wo er eine richtige Klette ist. Hielt sich vorne bis auf ein paar geschickt gepflückte Abpraller zurück - scheint sein Aufgabengebiet eher als wuselige Nervensäge in der Abwehr zu sehen. Oder als Trendsetter in Haarfragen.

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Basketballer in der Einzelkritik:Philipp Schwethelm

Mannschaftsvorstellung deutsche Basketball-Nationalmannschaft

Quelle: dapd

Pendelt zwischen den Flügelpositionen und dem Spielaufbau, was ihm eine gewisse Vielseitigkeit verleiht. Demonstrierte in der Vorbereitung bereits seine Wurfkünste, vergab in München jedoch gleich seine ersten beiden Freiwürfe. Durfte wie schon gegen Bosnien viele Minuten als Hamanns Ersatzmann im Ballvortrag ran, was jedoch meistens einen Bruch im deutschen Spiel zur Folge hatte. Versuchte viel, seine Würfe endeten alle am Ring - jedoch plumpste nur einer rein.

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Basketballer in der Einzelkritik:Heiko Schaffartzik

Mannschaftsvorstellung deutsche Basketball-Nationalmannschaft

Quelle: dapd

Hat in der Offensive das, was Hamann fehlt: Scoring-Qualitäten. Dementsprechend saßen auch gleich seine ersten beiden Dreier. Ist der Typ Spieler, der Löcher reißt, der nicht vor Würfen zurückscheut, über die jeder Trainer den Kopf schüttelt. Wirbelt manchmal ein bisschen zu viel, weshalb er wohl nie ein echter Aufbauspieler der alten Schule wie früher Kai Nürnberger werden dürfte. Dennoch: Als Ersatz-Regisseur viel wirkungsvoller als Philipp Schwethelm und letztlich umjubelter Held mit dem entscheidenden Dreier vier Sekunden vor Schluss.

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Basketballer in der Einzelkritik:Sven Schultze

Basketball Supercup 2011 - Deutschland - Türkei 64:52

Quelle: dpa

Motivator und Mentor für die vielen jungen Spieler, dazu ein exzellenter Dreierschütze. Ist mit seinen 33 Jahren einer der ältesten im Team und dürfte mit dem Thema verwegene Haarschnitte bereits abgeschlossen haben. Dies verraten einige dezente, graue Partien an seiner Schläfe. Gegen Mazedonien wenig auf dem Feld, erzielte dafür in der Schlussphase eminent wichtige fünf Punkte. Außerdem ein ausgezeichneter Vordehner beim Warmmachen.

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Basketballer in der Einzelkritik:Tim Ohlbrecht

Basketball-Länderspiel, Deutschland - Mazedonien

Quelle: dpa

Ist ein Typ mit Sprungfedern in den Beinen, der dazu noch passabel werfen kann. Hat seinen NBA-Traum mittlerweile trotzdem ad acta gelegt und konzentriert sich darauf, in der Bundesliga und im Nationalteam seine Flugkünste unter Beweis zu stellen. War in seiner Kindheit Fußballtorwart bei Bayer Leverkusen - vielleicht lernte er das Fliegen ja dort. Vorführen konnte er seine Fähigkeiten in München bis auf einen brachialen Block in der zweiten Halbzeit kaum. Dunkings wie gegen Bosnien? Fehlanzeige.

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Basketballer in der Einzelkritik:Tibor Pleiß

Länderspiel Deutschland - Bosnien-Herzegowina

Quelle: dpa

Ragt bei Betrachtung aus nächster Nähe tatsächlich so weit in die Höhe wie der Münchner Fernsehturm, was bei stattlichen 2,15 Metern Körperlänge auch kein Wunder ist. Wirkte vor zwei Jahren noch wie ein junges Reh im Riesen-Rudel, agiert mittlerweile aber deutlich selbstbewusster, wie er zunächst mit einigen entschlossenen Bewegungen am Brett bewies. Dann jedoch wieder etwas zögerlich und folglich kein großer sportlicher Faktor.

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Basketballer in der Einzelkritik:Robin Benzing

Länderspiel Deutschland - Bosnien-Herzegowina

Quelle: dpa

Irritiert mit seinem braven Babyface stets so manchen Gegner, wenn er kraftvoll zum Korb zieht, tut dies aber noch zu selten. Ist ein Lieblingsschüler von Coach Dirk Bauermann, dem die Entwicklungsfähigkeit des Flügelspielers gefällt. Ist auch deshalb ein hochinteressanter Basketballer, weil er eine seltene Mischung aus Größe, Beweglichkeit und Treffsicherheit mitbringt. Gegen Mazedonien einer der effektivsten Deutschen, vor allem als gefährlicher Schütze von Außen. Hinten könnte er noch beherzter zupacken - und ein paar Nachhilfestunden bei Kollege Kaman nehmen.

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Basketballer in der Einzelkritik:Lucca Staiger

Länderspiel Deutschland - Bosnien-Herzegowina

Quelle: dpa

Ist die Art von Spieler, die in Amerika "Streaky Shooter" genannt werden - wenn's bei ihm läuft, trifft er gerne auch mehrere Dreier hintereinander. So wie bei seinem bisher besten Länderspiel vor zwei Jahren, als er insgesamt 14 Punkte erzielte. Gegner damals: Mazedonien. Schaffte in seiner Jugend einmal das Kunststück, 106 Punkte in einem Spiel zu erzielen, wie der Hallensprecher recherchiert hatte. Nach einem Dreier in der ersten Halbzeit fehlten ihm nur noch 103, um diesen Rekord einzustellen. Ein weiterer Distanzwurf samt Foul und es waren nur noch 99. Dabei blieb es.

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Basketballer in der Einzelkritik:Chris Kaman

Länderspiel Deutschland - Bosnien-Herzegowina

Quelle: dpa

Ist mit seinen 2,13 Metern eine ganz schöne Kante und weiß seine Größe gut einzusetzen. Glänzte einst in der NBA mit ausladender blonder Mähne im Waldbewohner-Stil - schließlich kommt der Mann aus den großen Weiten Michigans. Vielleicht erklärt sich so auch seine stoische Ruhe im Spiel: gutes Händchen beim Wurf, zupackend beim Rebound und mit enormer Präsenz in der Zone. Manchmal sogar so präsent, dass die Mazedonier einfach an ihm abprallten wie lästige Fliegen. Wie in der gesamten Vorbereitung bester Deutscher.

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Basketballer in der Einzelkritik:Dirk Nowitzki

Basketball-Länderspiel, Deutschland - Mazedonien

Quelle: dpa

War in seiner Jugend Tennisspieler und stellte dann glücklicherweise fest, dass der Weg zum Korb deutlich näher ist als der zum Netz. Ist unter all den großen Blonden beim DBB mit Abstand der blondeste und natürlich der, bei dem die Zuschauer am lautesten applaudierten. Kümmerte sich schon beim Aufwärmen beinahe rührend um Lucca Staiger und warf mit ihm Dreier in Serie. Das schien sich gelohnt zu haben: Verwandelte gleich zu Beginn seine ersten beiden Würfe. Lieferte sich anschließend einige kernige Duelle mit dem mazedonischen John Malkovich namens Pero Antic, spielte kluge Pässe oder klatschte seinen Kollegen von der Bank aus zu. Als es dann drauf ankam, griff er wie ein Champion ein: Sein Dreier 30 Sekunden vor Schluss war enorm wichtig.

© sueddeutsche.de/ebc
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