Basketballer des FC Bayern München:Geglänzt und doch nur viertelzufrieden

FC Bayern Muenchen v medi Bayreuth - BBL

Robin Benzing vom FC Bayern München setzt sich gegen Kyle Weems (links) and Ronald Burrell (rechts) von Medi Bayreuth durch.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Beim 103:70 gegen Medi Bayreuth demonstrieren die Bayern-Basketballer vor allem in der zweiten Halbzeit, warum sie derzeit die stärkste Mannschaft der BBL sind. Trainer Pesic sieht angesichts der kommenden Aufgaben aber noch Raum für Verbesserung.

Von Joachim Mölter

Fünf Minuten noch zu spielen, die Bundesliga-Basketballer des FC Bayern München hatten bereits 30 Punkte Abstand zwischen sich und ihre Gäste aus Bayreuth gelegt, die Partie war so gut wie entschieden. Aber damit war Svetislav Pesic natürlich keineswegs zu beruhigen. Der Bayern-Coach fuchtelte weiterhin wild mit Händen und Armen, um seine Profis auf dies und das hinzuweisen; erst ganz zum Schluss lehnte er sich an die Werbebande neben der Trainerbank und ließ das Spiel einfach laufen.

Der 64 Jahre alte Pesic ist selten zufrieden mit seinem Werk, und an diesem Sonntagabend war er es definitiv nicht, obwohl seine Mannschaft die Gäste aus Bayreuth vor 5277 Zuschauern mit 103:70 (42:35) Punkten deklassierte und mit nun 8:0 Punkten die Tabellenführung verteidigte vor den ebenfalls verlustpunktfreien Teams aus Oldenburg und Hagen (jeweils 6:0). "Ich bin zufrieden damit, wie wir das dritte Viertel gespielt haben", bilanzierte Pesic und fügte hinzu, "wenn wir zweimal so spielen, können wir sagen, wir sind auf einem guten Weg".

Spiele wie die gegen Medi Bayreuth sind für die Bundesliga-Basketballer des FC Bayern München in dieser Saison nur eine Zwischenstation in einem Entwicklungsprozess. An dessen Ende soll die Meisterprüfung stehen, aber als nächstes wartet erst einmal eine Bewährungsprobe auf internationaler Ebene: am Freitag beim Start in die Euroleague beim polnischen Meister aus Zielona Gora. Im Hinblick darauf fand Pesic natürlich allerhand zu verbessern und zu kritisieren an diesem Sonntag zum Beispiel die ganze erste Hälfte. Die hatten die Bayreuther halbwegs offen halten können, obwohl sie mehr als fünf Minuten gebraucht hatten, um ihren ersten Korb aus dem Feld zu erzielen (zum 6:13).

Im dritten Abschnitt gingen die Bayern aggressiver in die Abwehr

"Wir haben eine solide erste Halbzeit gespielt", mehr nicht, analysierte Bayreuths Trainer Predrag Krunic, dessen Team am Donnerstag in eigener Halle noch souverän 73:49 gegen Braunschweig gewonnen hatte. Der knappe Pausenstand am Sonntag (42:35) lag tatsächlich vor allem daran, dass die Münchner die Partie etwas lässig angegangen waren. "Keine Spannung" habe seine Mannschaft gehabt, schimpfte Pesic später jedenfalls; und mit einer Trefferquote von nur 31 Prozent bei den Zwei-Punkte-Würfen "kann man natürlich nicht zufrieden sein, gerade wenn man zu Hause spielt".

"Das hat uns der Coach in der Pause auch wissen lassen", erzählte nachher Robin Benzing, der erstmals in dieser Punkterunde in der Anfangsformation stand (für den Kollegen Bryce Taylor) und mit seinen elf Punkten einer von gleich sechs Bayern-Profis war, die auf eine zweistellige Ausbeute kamen. Im dritten Abschnitt gingen die Münchner dann in der Abwehr aggressiver ans Werk, getreu der Vorgabe von Svetislav Pesic. "Da haben wir die Kontrolle über unser Spiel verloren", klagte Bayreuths Coach Krunic. Sein Flügelspieler Ronald Burrell (elf Punkte, fünf Rebounds) stimmte zu: "Die Münchner haben großen Druck auf uns gemacht, und wir haben den Ball nicht mehr dahin bekommen, wo wir ihn haben wollten."

Einfache Abspielfehler der Bayreuther (insgesamt 15) führten besonders in dieser Phase zu leichten Punkten für den FC Bayern, und wenn die Münchner mal nicht auf Anhieb trafen, bescherte ihnen ihre Rebound-Überlegenheit(43:30) häufig eine weitere Gelegenheit zum Korbwurf. In den zehn Minuten nach der Pause bauten die Münchner ihre Führung jedenfalls von sieben auf 27 Punkte aus (78:51); minutenlang gewährten sie ihren Gästen zudem nur mittels Freiwürfen ein paar Punkte.

"Heute war es ganz gut"

Auf der anderen Seite vollendeten vor allem die Flügelspieler Boris Savovic (16 Punkte), Chevon Troutman (14) und Nihad Djedovic (13) die meist von Spielmacher Malcolm Delaney (elf Assists) eingeleiteten Spielzüge. Der neue Bayern-Center John Bryant, zuvor zweimaliger MVP der Bundesliga, war diesmal vor allem auf seine Abwehrarbeit konzentriert, nachdem ihm da am vergangenen Mittwoch beim 95:71 in Ludwigsburg wenig gelungen war - was ihm Trainer Pesic auch deutlich mitgeteilt habe, wie der Amerikaner mit einem vieldeutigen Lächeln zugab.

"Aber heute war es ganz gut", fand der 2,11-Meter-Mann: Er sammelte insgesamt 13 Rebounds ein, sechs davon unter dem gegnerischen Brett. Und am Ende kam er sogar noch auf zwölf Punkte, obwohl er von seinen ersten zehn Würfen nur einen getroffen hatte. Aber die Kollegen ermunterten ihn und gaben ihm Vorlagen, so dass Bryant schließlich die Ehre zuteil wurde, den 100. Punkt für die Bayern-Basketballer an diesem Abend zu erzielen: Er tat das mittels seines einzigen Dreiers.

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