Basketballer des FC Bayern:"Mir ist aufgefallen, dass wir nichts draufhaben"

Klub-Präsident Uli Hoeneß gibt dem entlassenen Trainer Bauermann die Schuld an der Auftaktniederlage der Bayern-Basketballer: Beim 60:81 werden die Münchner von den Baskets Oldenburg phasenweise vorgeführt - die Bayern geben nicht das Bild einer Mannschaft erster Güte ab.

Andreas Burkert

FC Bayern Basketball - Uli Hoeneß beim Spiel gegen EWE Oldenburg

Ernüchtert: Uli Hoeneß beim Spiel des FC Bayern gegen Oldenburg.

(Foto: dpa)

Vormittags war Uli Hoeneß mit den Fußballern aus Minsk zurückgekehrt, vom 1:3 gegen Borissow; die erfolgreichste Abteilung des FC Bayern bescherte dem Präsidenten eine erste Enttäuschung und eine Debatte zwischen Trainer und Sportchef. Da traf es sich gut, sich am frühen Abend etwas bei der zweiten ambitionierten Sparte des Klubs ablenken zu können, bei den Basketballern, die gegen Oldenburg in die neue BBL-Saison starteten.

Doch hinterher war Hoeneß noch sprachloser als tags zuvor in Weißrussland: Der favorisierte FC Bayern, bei dem Hoeneß vor sechs Tagen Trainer Dirk Bauermann gefeuert hatte, verlor die Premiere des neuen Coachs Yannis Christopoulos nach ernüchternder Leistung 61:80. Die Bayern waren chancenlos.

Entsprechend konsterniert sah Hoeneß aus, als er sich nach der Sirene erhob. Nachdem er sich ein wenig gesammelt hatte, gab er nicht Christopoulos, sondern dessen Vorgänger die Schuld für den blamablen Auftritt. "Mir ist aufgefallen, dass wir nichts draufhaben", sagte er, "das ist auch der Grund, warum wir mit der Arbeit von Dirk Bauermann unzufrieden waren." Des weiteren analysierte er unvermindert spitz: "Wir waren schlecht von der Freiwurflinie und bei Dreiern - das ist Übungssache, da wurde zu wenig gearbeitet."

Der Name Bauermann, den die Bayern vor gut zwei Jahren als renommiertes Gesicht ihrer Kampagne verpflichtet hatten, war zuvor nur im Kleingedruckten aufgetaucht. Das Programmheft erwähnte ihn auf Seite drei beiläufig, der Hallensprecher verlas eine Viertelstunde vor Spielbeginn eine kurze Danksagung- in einem Atemzug mit der Erwähnung von Jonathan Wallace und Darius Hall, zwei Spielern, die ebenfalls nicht mehr an Bord sind.

Doch so ist der Schatten Bauermanns für den bisherigen Assistenten Christopoulos natürlich nicht klein zu kriegen. Und als sich der 38-jährige Grieche zur Pause zur Kabine bewegte, wirkte er bereits sehr nachdenklich. Denn nach seinen ersten 20 Spielminuten als Chefcoach führte der Gast 40:28, wobei ihm dafür eine mittelprächtige Vorstellung in einer auf äußerst bescheidenem Niveau dümpelnden Partie genügte.

Vielleicht dachte der Coach nicht nur an die Probleme, die seine Männer da schon offenbart hatten: das zusammenhanglose Passspiel, die Wurfschwäche. Christopoulos dürfte ebenso den Gedanken gestreift haben, dass sein Debüt zugleich Ausgangspunkt intensiver Münchner Aktivitäten auf dem Trainermarkt sein könnte.

Keine Mannschaft erster Güte

Als die Bayern so kurz vor dem BBL-Start Bauermann entließen, hatten sie dessen Co-Trainer mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestattet und mit der Zusicherung, bei ihrem Vorhaben handele es sich keineswegs um einen Irrtum. Doch angesichts der zeitweiligen Vorführung durch Oldenburg dürften nun sehr wohl auch intern Debatten über einen weiteren Wechsel auf der Trainerposition bevorstehen.

FC Bayern Muenchen v EWE Baskets Oldenburg - Beko BBL

Enttäuscht: Jared Homan beim Spiel gegen die Baskets Oldenburg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Auf 50:30 (24.) und 63:33 (28.) zogen die Baskets davon, fast kampflos ergaben sich die Münchner in dieser Phase nicht nur am Brett, wo Oldenburgs Center Ronald Burrell abräumte. Die diesmal nur 4800 Zuschauer in der Halle pfiffen verärgert.

Das packte die Bayern dann doch an der Ehre. Mit einem 16:2-Lauf verkürzten sie zu Beginn des letzten Viertels auf 48:65, Spielmacher Tyrese Rice glückten einige Aktionen und gab sich als derjenige zu erkennen, der wenigstens halbherzig aufbegehrte. Doch diese Partie war nicht mehr zu gewinnen, dafür machten die Baskets einen zu harmonischen Eindruck.

Die Bayern wiederum gaben, mal abgesehen von ihrer nicht zu leugnenden Nervosität, nicht das Bild einer Mannschaft erster Güte ab. Unschlüssig wirkt nun auch der neue Kader, in dem unverändert verlässliche Distanzschützen fehlen und wo gerade der technisch limitierte Brettcenter Jared Homan auf hohem Niveau an Grenzen stößt.

Die beiden deutschen Nationalspieler Robin Benzing (7:41) und Jan Jagla (12:12) erhielten in der Rotation, wie unter Bauermann, die wenigsten Minuten; allerdings drängten sie sich für mehr auch nicht auf: zusammen zwei Punkte. Vom Kapitän des israelischen Nationalteams, Yotam Holperin (3 Punkte), gingen keine für das Gefüge wichtigen Impulse aus; Steffen Hamann, 31, Bauermanns langjähriger Mann des Vertrauens, werden derartige Einflüsse nicht mehr zugetraut.

Man müsste sich schon sehr täuschen, wenn das Talent dieser Münchner Mannschaft für einen Titelgewinn reichen sollte. Und käme es bei den Bayern zu einer neuen Saison mit Enttäuschung, wird dies erneut Fragen nach der Verantwortung nach sich ziehen. Nur, Bauermann ist jetzt weg.

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