Basketball:Zehn Minuten Schockstarre

BASKETBALL - FIBA EC, Kapfenberg vs Bayreuth KAPFENBERG,AUSTRIA,13.OCT.21 - BASKETBALL - FIBA Europe Cup, Kapfenberg bul; Basketball Medi Bayreuth

Auch die 13 Punkte von Sacar Anim nutzten Gastgeber Bayreuth letztlich nichts, gegen Meister Alba Berlin scheiterten die Oberfranken im Pokal-Viertelfinale.

(Foto: Johannes Friedl/Imago)

Gegen Alba Berlin gerät Medi Bayreuth schon im ersten Viertel entscheidend in Rückstand und scheidet im Pokal-Viertelfinale gegen den deutschen Meister deutlich aus.

Von Christoph Leischwitz

Sie hatten in den vergangenen Wochen mehrmals unter Beweis gestellt bei Medi Bayreuth, dass sie ganz gut improvisieren können. Die Hiobsbotschaft vom Samstag sei dann aber doch zu kurzfristig gewesen, um "noch große Pläne schmieden zu können", wie Trainer Raoul Korner kurz vor dem Pokalspiel gegen Alba Berlin feststellte - weil es schlicht niemanden gibt, der diesen namhaften Ausfall kompensieren konnte. Nachdem Cameron Wells, 33, von Corona genesen war, hatte sich schnell gezeigt, wie wertvoll er für das Team sein kann; so hatte er sich zum Beispiel in der Bundesliga schnell einen zweistelligen Punkteschnitt erarbeitet. Allerdings auch angemerkt, dass er sich gar nicht richtig wohlgefühlt habe, "was die Kondition und die Puste" beträfen. Deshalb wurde eine Untersuchung durchgeführt, und diese ergab nun: Wells hat sich eine Herzbeutelentzündung zugezogen, darf eine Zeitlang nicht einmal trainieren und fällt voraussichtlich bis Weihnachten aus. Die Bayreuther ergaben sich dann im Pokal-Viertelfinale gegen die favorisierten Berliner schnell ihrem Schicksal, die Partie war tatsächlich schon vor dem Ende des ersten Viertels entschieden, als die Gäste in der Oberfrankenhalle nach gut acht Minuten mit mehr als 20 Punkten führten und den Abschnitt 30:8 für sich entschieden.

Bayreuth betrieb fortan Schadensbegrenzung, Korner ließ den gerade erst wieder gesundeten Philip Jalalpoor komplett auf der Bank. Immerhin konnte der Ex-Berliner Kevin Wohlrath, dessen Einsatz gegen Alba fraglich gewesen war, in gut 25 Spielminuten zwölf Punkte erzielen. Die Partie endete trotzdem überdeutlich 57:84 (25:47) zu Ungunsten der Gastgeber "Zu Beginn sah es eher etwas so aus, als wären wir in Schockstarre verfallen", analysierte der österreichische Chefcoach später, "das Team wirkte äußerst verunsichert, als Alba begann zu treffen." In dieser Konstellation, das sei deutlich geworden, könne man die Berliner sicherlich nicht fordern.

Der Ausfall von Topscorer Cameron Wells ist weitaus schlimmer als das Pokal-Aus

Dass Wells nun so lange ausfallen wird, trifft die Bayreuther sicherlich härter als das Ausscheiden im nationalen Pokal. Denn das Ziel, sich in der Bundesliga-Tabelle eine bessere Position zu erspielen als den aktuellen 14. Platz, dürfte erst einmal Priorität haben. Der Frust war schon in der Pressemitteilung des Vereins deutlich herauszulesen, einer Verlautbarung, die normalerweise eher nachrichtlich daherkommt: Angesichts der Ausfallserie, hieß es da, sei alles "auf gut Deutsch gesagt einfach nur zum Sch... brüllen".

Die erste naheliegende Idee: Ein Leistungsträger im Spielaufbau kompensiert den Ausfall mit mehr Einsatzzeit. Routinier Bastian Doreth steht dafür theoretisch auch zur Verfügung. Die ursprüngliche Idee war aber genau das umgekehrte Modell: Wells sollte Doreth entlasten. Der Kader sollte breiter aufgestellt sein als in der Vorsaison, um die Ziele höher stecken zu können. Noch breiter kann er aber nicht aufgestellt werden, wie Korner am Samstag bei Magentasport auch noch einmal betonte: "Es gibt die sportliche Notwendigkeit, und es gibt die finanzielle Nichtmöglichkeit." Und damit sei das Thema mehr oder weniger vom Tisch. Einen Pfeil habe man noch im Köcher - einen Spieler könne man also noch verpflichten in der laufenden Saison. Aber das schon jetzt zu tun, hält Korner für unverantwortlich. Indes übernimmt Doreth ganz aktuell auch noch ganz andere Aufgaben: Der neue Bundestrainer Gordon Herbert nominierte den 32-jährigen Routinier für die anstehenden Spiele gegen Estland und Polen nach zwei Jahren wieder für den Kader der Nationalmannschaft. Am 25. November findet die Partie gegen Estland in Doreths Heimat Nürnberg statt. Aus Bayreuth ist zudem Andreas Seiferth dabei.

Fraglich ist nun, wie viel Energie die Mannschaft noch aufbringen kann, um sich in der Vorrunde des Europe Cups den Gruppensieg zu sichern, womit in der zweiten Runde lediglich einer statt zwei Gruppensiegern als Gegner anstehen würden. Am Mittwoch empfangen die Oberfranken die London Lions in der eigenen Halle (20 Uhr), der Spitzenreiter gewann das Hinspiel mit zehn Punkten Vorsprung.

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