BasketballAuf den Spuren von Nowitzki und Kleber

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„Wenn die aktuelle Saison perfekt läuft und ich mich auch körperlich weiterentwickle, wäre die NBA natürlich eine gute Option“: Hannes Steinbach (links, im Bundesliga-Duell mit Hamburgs Jordan Barnett).
„Wenn die aktuelle Saison perfekt läuft und ich mich auch körperlich weiterentwickle, wäre die NBA natürlich eine gute Option“: Hannes Steinbach (links, im Bundesliga-Duell mit Hamburgs Jordan Barnett). (Foto: Max Vincen/Eibner/Imago)

Von David Kirchner

Dirk Nowitzki, 46, ist nicht nur der bislang beste deutsche Basketballer, er ist auch ein langjähriger Freund der Familie Steinbach aus Moos in Unterfranken. Nowitzki und Vater Burkhard Steinbach, 51, kennen sich aus den Neunzigern, als sie beide für den Zweitligisten DJK Würzburg spielten und im Sommer 1998 den ersten Bundesligaaufstieg der Vereinsgeschichte feierten. Der 20-jährige Dirk Nowitzki wechselte noch im selben Sommer in die nordamerikanische Profiliga NBA, wo er dann bekanntlich 21 Saisons lang für die Dallas Mavericks spielte und 2011 mit ihnen die NBA-Meisterschaft holte. Vor dem American Airlines Center steht Nowitzki als Bronzestatue, einen Nowitzki Way gibt es dort auch.

Burkhard Steinbach blieb in Würzburg, absolvierte dort in elf Jahren 139 Erstligaspiele und wurde als robuster Center zum Publikumsliebling – damals besser bekannt als „Koloss von Moos“. Heute betreibt der ausgebildete Landwirt einen Reiterhof in Geroldshausen bei Würzburg. In seiner Freizeit hilft er als Assistenzcoach beim Nachwuchsteam der Würzburger Bundesligamannschaft aus, das in der drittklassigen ProB spielt. Und da trainierte er unter anderem einen 18-jährigen, 2,04 Meter großen Center, der im vergangenen Sommer mit der U-18-Nationalmannschaft Europameister wurde und spätestens seitdem als eines der größten Talente auf seiner Position in Europa gilt: Hannes Steinbach, seinen Sohn.

Der Sohn wohnt jetzt nicht mehr in Moos, sondern in Würzburg in einer WG, und sagt, er habe „mit Dirk noch nie so richtig über Basketball geredet“. Auch weil er den berühmtesten Basketballsohn der Stadt, wenn überhaupt, nur mal im Sommer sehe, wenn dieser auf Heimatbesuch in Würzburg weilt. „Aber viele Tipps, die von meinem Vater kommen, hat Dirk in seiner Karriere auch angewandt. Die beiden hatten ja damals denselben Trainer.“ Gemeint ist Holger Geschwindner, Nowitzkis Entdecker und Mentor, dessen revolutionäre Idee es war, nicht nur kleinen, sondern auch großen Spielern den Ball in die Hand zu geben, damit diese dribbeln und werfen lernen. Wenn sich für Hannes Steinbach im vollen Trainings- und Spielkalender doch mal die Möglichkeit für ein Individualtraining ergibt, arbeitet er hauptsächlich an seinem Wurf. Der müsse noch konstanter und sicherer werden, so Steinbach, denn: „Ohne Wurf kann man in der NBA heutzutage nicht mehr überleben.“

Steinbachs Stärken sind laut Würzburgs Geschäftsführer Steffen Liebler „sein extrem gutes Timing beim Rebound. Und dass er eigentlich immer klar und aufgeräumt im Kopf ist“

Eigentlich war Steinbach in seiner ersten richtigen Profisaison in Würzburg vor allem als Schlüsselspieler beim Nachwuchsteam, und dann als Ergänzungs- und Entwicklungsspieler bei den Würzburger Profis eingeplant. Von Beginn an dominierte Steinbach in der ProB, legte in elf Spielen durchschnittlich 24,7 Punkte und 13,2 Rebounds auf. Aber als sich Anfang 2025 einige Bundesligaspieler verletzten und weitere wegen einer anhaltenden Krankheitswelle ausfielen, war plötzlich der junge Steinbach gefragt. Coach Sasa Filipovski schenkte ihm in der Bundesliga und in der Champions League das Vertrauen, und Steinbach zahlte es in gut 25 Minuten pro Spiel mit durchschnittlich 11,2 Punkten und 6,3 Rebounds zurück (am Dienstagabend verlor er mit Würzburg allerdings in Athen 77:84). Damit hat er sich endgültig im Profibusiness etabliert.

Fragt man Steffen Liebler, seit 2011 Geschäftsführer bei den Würzburg Baskets, nach Steinbachs Wert, erinnert er sich an eine Spielsituation in den Schlusssekunden des Champions-League- Heimspiels gegen Derthona Basket aus Italien Ende Januar: 70:75 gegen Würzburg, nur noch 30 Sekunden auf der Uhr, da versucht Würzburgs Lukas Wank einen Dreier aus der Ecke, der Ball springt auf den Ring; unter dem Korb setzt sich Hannes Steinbach mit seinen langen Armen gegen drei Italiener durch und tippt den Ball in den Korb. Am Ende gewinnen die Würzburger 80:79. In dieser Situation, so Liebler, zeigten sich die beiden größten Stärken Steinbachs: „Sein extrem gutes Timing beim Rebound. Und dass er eigentlich immer klar und aufgeräumt im Kopf ist.“ Beides habe er auf diesem Niveau sehr selten bei einem 18-Jährigen gesehen.

Mittlerweile hat Steinbach das ein oder andere Interview gegeben, und immer wurde er nicht nur auf den berühmtesten, sondern auch auf den zweitberühmtesten Basketballsohn der Stadt angesprochen. Auf Maximilian Kleber, 33, der ja einst auch seine Karriere in Würzburg begann, um dann nach Stationen in Santiago de Compostela und Bayern München kurioserweise ebenfalls bei den Mavericks zu landen. Dort war er als Defensivspezialist geschätzt, ehe er im Februar nach gut sieben Jahren im Trade mit Luka Doncic zu den Los Angeles Lakers wechselte. Mit Kleber, so Steinbach, habe er mal in Würzburg ein Individualtraining gemacht. „Sehr nett, sehr entspannt“ sei das gewesen, „da hat man aber schon gesehen, wie krass das Level in der NBA ist, wie gut diese Spieler alle sind.“

In Würzburg zweifelt eigentlich keiner daran, dass Steinbach als dritter Spieler der Stadt den Sprung in die NBA schaffen kann. Vorausgesetzt natürlich, dass er weiter an sich arbeitet, fit bleibt, und das nötige Quäntchen Karriereglück auf seiner Seite hat. Die Frage, die sich Steinbach gerade eher stellt, ist, ob sein zukünftiger Weg dorthin eher dem von Kleber oder dem von Nowitzki ähnelt. Ob er sich also in der nächsten Saison noch in Würzburg unter Coach Filipovski, der den Ruf eines exzellenten Talente-Entwicklers genießt, weiterentwickelt, oder ob es ihn schon im kommenden Sommer in die USA zieht. Vielleicht nicht sofort in die NBA, wobei Steinbach das nicht komplett ausschließt: „Wenn die aktuelle Saison perfekt läuft und ich mich auch körperlich weiterentwickle, wäre die NBA natürlich eine gute Option. Aber nur, wenn ich relativ sicher in der ersten Runde von einer Franchise gedraftet würde, die mir auch eine kleine Rolle garantieren kann.“

Er könnte sich eher einen Wechsel an ein US-College vorstellen: „Die Möglichkeit reizt mich sehr.“ Weil er da nicht nur nebenbei studieren, sondern sich auch schon mal an das Leben in den USA gewöhnen könnte. Für später dann.

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