Deutscher Kader für Basketball-WM:Selbst Nowitzki schwärmt

Basketball Leipzig 16 09 2018 European Qualifier World Cup Qualifier Deutschland GER Israel IS

Antreiber: Dennis Schröder (links) soll mit seinen Qualitäten den Stil der deutschen Basketballer bei der Weltmeisterschaft prägen.

(Foto: Sascha Fromm/imago)
  • Bundestrainer Henrik Rödl nominiert einen "sehr, sehr spannenden Kader" für die WM in China.
  • Er bescheinigt seiner mit fünf NBA-Profis bestückten Auswahl sogar das Potenzial für eine Medaille.
  • Auch Dirk Nowitzki schwärmt von der Breite des deutschen Kaders.

Von Joachim Mölter

Der unverwüstliche Dirk Nowitzki wird auch bei der kommenden Basketball-WM in China wieder im Einsatz sein, allerdings nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft - aus der ist er ja schon vor vier Jahren zurückgetreten, nach der Heim-EM in Berlin. Im vergangenen Frühjahr hat der mittlerweile 41-Jährige seine Profikarriere nach 21 Jahren bei den Dallas Mavericks dann komplett beendet, aber so abrupt will er sich nun auch wieder nicht verabschieden von seinem Sport. Also hat er sich gern einspannen lassen als weltweiter WM-Botschafter, so kann er aus der Nähe noch mitverfolgen, was seine Nachfolger treiben. "Wir haben da eine super Truppe", findet Nowitzki, "ich glaube, es ist sogar die tiefste, die die Nationalmannschaft je hatte."

Bundestrainer Henrik Rödl hatte jedenfalls eine noch nie dagewesene Auswahl bei der Nominierung seines vorläufigen WM-Aufgebots, das er am Donnerstag in Hamburg präsentierte. Mit 16 Spielern startet der 50-Jährige am Montag in Trier in die Vorbereitung, aber bloß zwölf darf er beim Turnier in China (31. August bis 15. September) einsetzen. Rödl sprach von einem "sehr, sehr spannenden Kader" und versicherte: "Wir haben vor niemandem Angst. Wir werden mit breiter Brust überall reingehen. Wie weit uns das trägt, wird sich dann zeigen."

Rödl stehen fünf Akteure aus der amerikanischen Profiliga NBA zur Verfügung, so viele wie keinem Bundestrainer vor ihm. Die etablierten Profis hatte er von vornherein gesetzt - Spielmacher Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder) sowie die Flügelspieler Maxi Kleber (Dallas Mavericks) und Daniel Theis (Boston Celtics). Dabei soll vor allem Schröder das Team anführen. "Er ist auf seiner Position einer der Besten der Welt", sagt Rödl: "Er hat eine Qualität, die unseren Spielstil prägen wird. Er ist der Mann, der sehr, sehr wichtig ist für uns."

Dazu kommen nun die NBA-Neulinge Isaac Bonga und Moritz Wagner (beide gerade von den Los Angeles Lakers zu den Washington Wizards gewechselt), allerdings ohne Garantie auf einen Stammplatz, wie Rödl mitgeteilt hatte: "Sie müssen sich noch beweisen." Zwei Jahre NBA-Erfahrung bei den Chicago Bulls hat im Übrigen auch Paul Zipser, der zuletzt in der spanischen Liga war und aktuell vereinslos ist.

Der Basketball-Bundestrainer leistet sich einen Luxus

Eine Absage hat der Bundestrainer nur vom jungen Center Isaiah Hartenstein, 21, bekommen. Der 2,13-Meter-Mann hatte sich jüngst in der Summer League der NBA - einer Spielrunde vor allem für Nachwuchskräfte - eine Fußverletzung zugezogen, die er auskurieren will. Hartenstein arbeitet ja noch an seinem Durchbruch in der stärksten Liga der Welt, und die Houston Rockets haben ihm für kommende Saison eine größere Rolle in Aussicht gestellt. Dafür will der in Eugene geborene Deutsch-Amerikaner lieber nichts riskieren.

Trotz dieses Ausfalls leistet sich Rödl den Luxus, auf ebenso erfahrene wie groß gewachsene Männer zu verzichten. Tibor Pleiß vom Euroleague-Finalisten Anadolu Efes Istanbul und der inzwischen in China bei Guangxi Weizhuang tätige Maik Zirbes, beide 29, schafften es nicht in den erweiterten Kader. In dem steht in Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau) nur ein klassischer Center. Aber die nominellen Power Forwards Maxi Kleber und Danilo Barthel haben bewiesen, dass sie zumindest für kurze Zeit auch als Center agieren können; die Kollegen Wagner sowie Johannes Thiemann können zur Not ebenfalls aushelfen.

Die einzige Überraschung im Kader ist der soeben vom FC Bayern München zu den Löwen Braunschweig gewechselte Karim Jallow. Der 22-Jährige hat gerade einmal fünf Länderspiel-Einsätze zu Buche stehen, gehört als Shooting Guard freilich zu einer Spezies, die in der Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) nicht ganz so häufig vorkommt wie die des Power Forwards. Aber da hat ja auch Dirk Nowitzki eine Vorbildfunktion.

Der gebürtige Würzburger war im Übrigen maßgeblich an der bislang einzigen WM-Medaille des DBB beteiligt, beim Bronzegewinn 2002 in den USA. Damals war auch Rödl noch aktiv, der Jüngste der Europameister von 1993. "Ob wir in der Spitze so gut sind und uns mit Mannschaften messen können, die in der Vergangenheit die Medaillen gewonnen haben, wird die Zukunft zeigen", sagte Rödl am Donnerstag: "Ich glaube, dass wir das Potenzial dazu haben - aber das müssen wir jetzt natürlich auch beweisen."

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