Basketball-WM:Das sind die deutschen Riesen für China

Gleich fünf NBA-Profis, Talent wie nie zuvor und ein Würzburger von den Dallas Mavericks, der nicht Nowitzki heißt - aus diesem Kader muss der Bundestrainer zur WM noch vier Basketballer streichen.

Von Jonas Beckenkamp

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Dennis Schröder, 1,85 Meter, 25 Jahre

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Quelle: AP

Vor einigen Jahren wäre der erstgenannte deutsche Ober-Basketballer noch Dirk Nowitzki gewesen, aber diese Zeiten sind endgültig vorbei. Das Team hat längst einen neuen Anführer und der heißt Dennis Schröder. Kaum ein Basketballer aus Europa ist so flink auf den Beinen, keiner windet sich so geschickt zum Korb und umkurvt die langen Kerle im Gestrüpp der Zone. Schröder ist gereift, er ist kürzlich Vater geworden und spielt seit einem Jahr in der NBA bei Oklahoma City Thunder. Seine Rolle bei der WM ist klar: Wenn Deutschland Punkte braucht, wenn es eng wird oder wenn sonst nichts geht, muss er den Ball haben. Im Idealfall sollte Schröder aber auch gestalten - neben Körben umfasst sein Anforderungsprofil auch Führungsqualitäten. Ein paar Ballverluste weniger wie zuletzt im Nationalteam wären auch von Vorteil.

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Daniel Theis, 2,03 Meter, 27 Jahre

Fred VanVleet, Daniel Theis

Quelle: dpa

Schröders bester Kumpel beim DBB ist Daniel Theis - die beiden verbindet schon ihr Herkunftsort Braunschweig. Und sie verbindet mittlerweile ein mehr als solides Engagement in der NBA. Hat sich dort die besten Spitznamen aller DBB-Profis erarbeitet: "Theis Theis Baby" und "Vanilla Theis". Der bewegliche Power Forward geht bei den Boston Celtics bald in sein drittes US-Jahr, was ein wenig überrascht, wenn man an seine Tage in Deutschland zurückdenkt. In Braunschweig, Ulm und danach in Bamberg glänzte er mit Dunkinglust und guten Händen, über die Zeit hat er sich auch einen sehr ordentlichen Wurf antrainiert. Aber für das Spiel in Amerika sprachen ihm viele die Länge und das offensive Reservoir ab. Mit 2,03 Metern ist er als NBA-Center das, was dort als "undersized" gilt. Zu klein, um es mit den 2,16-Meter-Kolossen aufzunehmen. Doch Theis ist ein Kämpfer und Wühler, einer, der seine Finger überall dazwischen hat - und er zeigte bereits bei der vergangenen EM, dass er ins Nationalteam gehört. Er ist einer der fähigsten Verteidiger im Team.

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Maxi Kleber, 2,11 Meter, 27 Jahre

Los Angeles Lakers - Dallas Mavericks

Quelle: Reed Saxon/dpa

Der beste deutsche Ringbeschützer ist vielleicht er: Maxi Kleber, der wie Dirk Nowitzki aus Würzburg stammt, ebenso bei den Dallas Mavericks spielt und sogar dieselbe Position (Power Forward) bekleidet wie der große Blonde. Doch da enden schon die Gemeinsamkeiten. Klebers große Qualität sind seine ewig langen Arme, sein Timing bei Block und Rebound, sowie seine Antizipationskünste in der Abwehr. Wo er sich aufbaut, kann es dunkel werden für allzu freche Eindringlinge. Ausgebildet wurde er einst im Frankenland, ehe er sich beim FC Bayern für die NBA empfahl. Kleber kann Dreier treffen, er beherrscht die Kunst des "Druckkorblegers" (Dunk) und er kennt mittlerweile das physische Spiel der Amerikaner. Bei der WM wird er viel Spielzeit bekommen, denn die Deutschen brauchen seine herausragende Physis.

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Isaac Bonga, 2,03 Meter, 19 Jahre

NBA: Summer League-Atlanta Hawks at Washington Wizards

Quelle: USA TODAY Sports

Ebenso in Washington aktiv ist neuerdings Isaac Bonga, Wagners Teamkollege in der NBA. Vom Westerwald über Frankfurt bis zu den Lakers war er zuvor einen weiten Weg gegangen - was nicht ganz überrascht, schließlich besitzt er mit 2,03 Metern eine riesige Spannweite für einen Mann auf der Aufbau- oder Flügelposition. Das Erstaunlichste bei ihm: Er ist gerade mal 19 Jahre alt. Bonga, dessen Eltern aus dem Kongo stammen, gilt als Prototyp des modernen Basketballers. Lang, beweglich, spielintelligent. Das Einzige, was ihm noch fehlt, ist ein stabiler Wurf von außen. Sollte er es in den endültigen WM-Kader schaffen, wäre das Turnier für ihn ein weiterer Schritt in seinem Ausbildungsprozess. Mehr als Ergänzungsspieler dürfte er aber nicht werden.

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Paul Zipser, 2,03 Meter, 25 Jahre

Chicago Bulls - Cleveland Cavaliers

Quelle: dpa

Seine Zeit in der NBA ist schon wieder vorbei, dabei ist Paul Zipser gerade erst 25. Zwei Jahre durfte er sich bei den Chicago Bulls versuchen - vor allem aus seiner ersten US-Saison sind durchaus gute Momente in Erinnerung geblieben (etwa, als er recht erfolgreich gegen LeBron James verteidigte). Letztlich hatte er bei den Bulls aber das Pech, in einem phasenweise chaotischen Klub zu spielen. Seine Fähigkeiten hängen sehr mit seiner Fitness zusammen. Zuletzt plagten ihn oft Wehwehchen, ein Ermüdungsbruch im linken Fuß samt OP ließ ihn fast ein Jahr aussetzen, ehe er in Spanien wieder Freude am Basketball fand. Ist Zipser gesund und voller Selbstvertrauen, kann er eigentlich alles: Dribbeln, werfen, körperlich dagegenhalten, über Ringniveau fliegen - seine Vielseitigkeit ist wertvoll. Seine Krankenakte leider beträchtlich. Beim FC Bayern versucht er kommende Saison einen Neustart.

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Johannes Voigtmann, 2,11 Meter, 26 Jahre

Basketballprofi Voigtmann: Wechsel-Entschluss fiel gegen NBA

Quelle: dpa

Er ist wohl Deutschlands allererste Option als Center. Johannes Voigtmann, gebürtig aus Thüringen, hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Er gilt als beweglicher "Big Man", der mit seinem Auge und seinem sicheren Wurf das Spiel in die Breite ziehen kann. Gerade diese Fähigkeit ist aktuell sehr gefragt im Basketball, da Spieler wie Voigtmann mit ihrer Präsenz Räume für andere Werfer schaffen. Nach zwei beeindruckenden Jahren beim spanischen Spitzenklub Vitoria ergab sich für den 26-Jährigen in diesem Sommer eine NBA-Chance, doch er lehnte ein Angebot aus Washington letztlich ab, um zu ZSKA Moskau zu wechseln. Voigtmann will lieber spielen und Erfahrung sammeln, als in den USA auf der Bank zu hocken. Das ehrt ihn. Bei der WM dürfte er sogar häufig von Anfang an spielen, weil er der einzige echte Center im Kader ist. Fraglich ist nur, wie er sich gegen die Weltelite unter den Körben behauptet.

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Danilo Barthel, 2,08 Meter, 27 Jahre

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Quelle: Matthias Balk/dpa

Auch der Kapitän des FC Bayern darf bei der WM nicht fehlen - und das ist nicht etwa Uli Hoeneß (li.), sondern Danilo Barthel. Sein Spiel bestimmt seine Physis, sein cleveres Verhalten in Korbnähe und seine Wettkampfhärte. Barthel ist es aus der Euroleague gewohnt, sich gegen Europas Wandschränke durchzuwühlen, zudem hat er bereits einige Jahre Nationalmannschaft erlebt und bringt eine positive Mentalität mit. Gerade wenn es nicht läuft, kann man auf ihn zählen, denn er macht gerne die Dinge, die einfach aussehen, in Wahrheit aber viel Kraft kosten. Blocks stellen, Ellbögen einsetzen, auf den Beinen bleiben, Rebounds pflücken. Barthel ist ein Allrounder mit unendlicher Energie - er kann viele Dinge gut, nur der Dreier ist nicht unbedingt sein Ding.

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Robin Benzing, 2,08 Meter, 30 Jahre

Basketball: Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Dreier schießen kann er dafür umso besser: Robin Benzing hat in jedem Fall keine Angst vor den großen, den entscheidenden Würfen. Dafür ist der Kapitän schon viel zu lange dabei. Schon in Nowitzkis Spätphase beim DBB hatte er einige prächtige Momente im Nationalteam (etwa bei der EM 2011), immer wieder suchte das Team seither seinen Drang und seine Beweglichkeit. Beim FC Bayern war er irgendwann ein wenig zermürbt worden vom Systembasketball Svetislav Pesics, doch seit er München verlassen hat, ist er wieder besser geworden. Jetzt kehrt Benzing nach Saragossa zurück, wo er bereits zwei Spielzeiten verbrachte. Er ist groß genug, um in Korbnähe gefährlich zu sein, aber auch wurfstark, um sich außen zu positionieren. Und er hat sich persönlich so sehr weiterentwickelt, dass die jungen Spieler mittlerweile auf ihn hören. Das einst große Talent Robin Benzing ist erwachsen geworden - er dürfte als großer Flügelspieler durchaus viele Minuten bekommen. Nur in der Verteidigung könnte er eine Schwachstelle sein.

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Niels Giffey, 2,00 Meter, 28 Jahre

Niels Giffey

Quelle: dpa

Der Kapitän von Alba Berlin schloss bei seinem Heimatverein erst kürzlich einen Rentenvertrag ab. Giffey (die aktuelle Bundesfamilienministerin ist seine Tante) und Berlin, das wird wohl noch lange so bleiben. In der Ferne war er ja schon, als er am College sogar zwei Meisterschafften mit Connecticut holte. Damals spielte Giffey sehr erfolgreich vor Millionen Fernsehzuschauern beim Riesenspektakel "March Madness" in den USA mit. Heute ist er ein verlässlicher Mann auf dem Flügel. Einer, der die fundamentalen Dinge des Spiels beherzigt. Konstanz, Abwehrarbeit, Sprungwürfe, Teambasketball. Im Nationalteam zählt er zu den erfahrenen Jungs, schließlich bestritt er schon mehrere Turniere. Einer der besseren Distanzschützen im Team von Bundestrainer Rödl.

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Maodo Lô, 1,91 Meter, 26 Jahre

Maodo Lo

Quelle: dpa

Es lohnt sich, seinen Werdegang zu kennen: Sohn einer Berliner Künstlerin, College in New York, NBA-Ambitionen, dann aber der Weg nach Bamberg und zum FC Bayern, wo er Meisterschaften und Pokal gewann. Maodo Lô ist der Ersatzmann für Dennis Schröder, er wird bei der WM dann hereinkommen, wenn Deutschlands Antreiber eine Pause braucht. Die Frage ist, welcher Lô in China auftreten wird: Der leicht phlegmatische Lô, der manchmal abtaucht - oder jener, der mit seinen Dreiern, seinem Biss und seinem Tempo den Gegner überrumpeln kann. In München hat er es noch nicht dauerhaft in die erste Fünf geschafft, weil die Konkurrenz zu stark ist. Beim DBB gäbe es hinter Schröder einiges an Spielzeit - wenn Lô sein ganzes Potenzial zeigt.

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İsmet Akpınar, 1,90 Meter, 24 Jahre

Deutschland - Griechenland

Quelle: Nicolas Armer/dpa

Ersatz-Regisseur könnte ansonsten auch er werden, schließlich zeigte İsmet Akpınar fast die komplette WM-Qualifikation über ansprechende Leistungen. Im Grunde geht sein Aufstieg zu Deutschlands zweit -oder drittbestem Spielgestalter schon bis zur EM 2017 zurück, wo er furchtlos seine Würfe suchte. Aus Hamburg ging er einst nach Berlin, um bei Alba zu wachsen, dann entwickelte er sich in Ulm Jahr für Jahr weiter, ehe er nun zu Beşiktaş in die Türkei wechselt. Akpınar bringt etwas mehr Konstanz als Maodo Lô, ist dafür aber nicht so stark darin, sich eigene Chancen zu kreieren. Gilt deswegen noch als Wackelkandidat im Kader, in dem kaum Platz sein wird für drei reine Point Guards.

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Johannes Thiemann, 2,05 Meter, 25 Jahre

Basketball Deutschland - Ukraine

Quelle: Daniel Löb/dpa

Seine Fähigkeit ist es, im Gewühl immer irgendwie Lösungen zu finden. Johannes Thiemann ist vielleicht der fleißigste Arbeiter im Team. Ein vor allem offensiv unterschätzter Basketballer, der immer wieder gute Momente auf dem Parkett zustande bringt. In Berlin hat er bei Alba seine Nische gefunden, nachdem er sich in Ludwigsburg nach oben gearbeitet hat. Seine Welt sind die Duelle am Brett, die physischen Elemente des Spiels, das ehrliche Schieben und Bälle verwerten. Im Grunde kann man so jemand immer gebrauchen - es sei denn, man kann talentiertere Spieler in den endgültigen Kader berufen. Thiemann gilt als Streichkandidat - wohl auch, weil er nicht groß (2,05 Meter) genug ist, um als echter Center zu agieren und nicht versiert genug, um außen zu spielen.

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Andreas Obst, 1,91 Meter, 23 Jahre

Basketball Leipzig 16 09 2018 European Qualifier World Cup Qualifier Deutschland GER Israel ISR; Andreas Obst

Quelle: imago/Camera 4

Ein sogenannter "Shooter" ist Andreas Obst, der mit dem wohl feinsten Wurfhändchen aller Nationalspieler ausgestattet ist. Der Dreier ist seine Spezialität, einmal verwandelte in der Bundesliga gleich sieben Stück in einer Partie. Wegen seiner besonderen Begabung aus der Ferne hat der frühere Spanien-Profi gute Chancen, in China dabei zu sein. Auf Weltniveau wird es wichtig sein, auch mal einen Distanzschützen wie ihn von der Bank zu bringen. Und wenn man ehrlich ist, gibt es nicht viele solcher Dreier-Spezis im deutschen Team. Obst wird es recht sein, er absolvierte die gesamte Quali mit dem DBB, sammelte in Galicien bei Obradoiro seine Erfahrungen in der starken spanischen Liga und versucht nach der WM einen Neubeginn in Ulm. Er ist ja erst 23.

© SZ.de/schm/cat
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