Basketball:"Wir sollten uns nicht als Besiegte fühlen"

02.10.2020, Euroleague, FC Bayern Basketball vs Olympia Milano, im Bild: Malcolm Delaney (Milano), Wade Baldwin (FCB Ba

Erfolgreichster Werfer der Münchner beim Saisonauftakt: Wade Baldwin (Mitte) kam am Freitagabend auf 18 Punkte.

(Foto: Philippe Ruiz/imago images)

Trotz der knappen Niederlage sehen die Basketballer des FC Bayern den Euroleague-Auftakt gegen Mailand als verheißungsvollen Neubeginn.

Von Joachim Mölter

In den Aufgängen zu den Tribünen des Audi Domes hängen immer noch die Werbeplakate vom Frühjahr für das Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga: FC Bayern vs. Alba Berlin, 24. März, 20.30 Uhr. Zu dieser Partie kam es dann nicht mehr, weil die Saison kurz davor wegen der Corona-Pandemie unterbrochen wurde; auch beim später anberaumten Finalturnier im Juni begegneten sich die Teams nicht, weil Titelverteidiger FC Bayern bereits im Viertelfinale ausschied und Alba so den Weg zur nationalen Meisterschaft freimachte.

Das nächste Gipfeltreffen der führenden deutschen Klubs ist nun für Freitagabend angesetzt - 9. Oktober, 20 Uhr, allerdings in Berlin und in der Euroleague. Und der im Frühjahr noch im FC-Bayern-Trikot abgebildete Maodo Lo wird dann im Dress von Alba auflaufen.

Der neue FC-Bayern-Trainer Andrea Trinchieri empfahl seinen Spielern nach dem 79:81 verlorenen Saisonauftakt gegen Armani Exchange Mailand am Freitagabend schon einmal, "die ganze Frustration darüber, wie wir das Spiel heute beendet haben, als positive Energie einfließen" zu lassen in das Duell mit Alba. In der Tat war die Pflichtspielpremiere der runderneuerten Münchner Mannschaft ja ein verheißungsvoller Neubeginn gewesen nach der enttäuschenden Spielzeit 2019/20. Die FC-Bayern-Basketballer zwangen die enorm verstärkten und sogar als Titelanwärter gehandelten Mailänder zumindest in die Verlängerung. "Es hätte auch anders ausgehen können", gab Armani-Coach Ettore Messina hernach zu. Und der gebürtige Mailänder Trinchieri fand: "Wir sollten uns heute nicht als Besiegte fühlen."

Gestützt auf eine bereits erstaunlich gut funktionierende Defensive hielten die Münchner das Geschehen jedenfalls stets offen, mehr als fünf Punkte ließen sie ihre Gäste nie davonziehen. Am Ende der üblichen 40 Minuten und erneut kurz vor Schluss der fünfminütigen Extraschicht waren sie sogar vorne, kassierten aber einmal den Ausgleich durch einen Korbleger von Routinier Sergio Rodriguez und das andere Mal den entscheidenden Rückstand durch einen schwierigen Dreier von Zugang Shavon Shields; beide waren mit jeweils neun Punkten am Mailänder Erfolg beteiligt. Die Münchner hatten durch zwei ihrer stärksten Spieler - Kapitän Nihad Djedovic (14 Punkte und sieben Assists) sowie Spielmacher Wade Baldwin (18 Punkte) - allerdings jeweils die Chance zum Sieg mit dem letzten Wurf. Doch beide scheiterten, beide Male tropfte der Ball vom Ring wieder weg.

"Der Erfolg hing am Ende von einem Wurf ab, da ist die Niederlage natürlich schon bitter", bilanzierte der mit sechs Punkten und sieben Rebounds notierte Paul Zipser. Trainer Trinchieri resümierte zwiespältig: "Ich bin stolz darauf, wie meine Mannschaft bis zuletzt gekämpft hat. Aber ich bin auch extrem sauer, dass wir den Job nicht zu Ende gebracht haben." Immerhin hatte die Mannschaft alle Erwartungen erfüllt, die Geschäftsführer Marko Pesic zuvor geäußert hatte: "Wir wollen in jedem Spiel auf Sieg spielen, wettbewerbsfähig sein, bis zum Schluss kämpfen und zeigen, dass wir kein Kanonenfutter sind."

Auffälligster Akteur der Münchner am Freitag war dabei der Amerikaner Jalen Reynolds, einer von fünf Zugängen. Der 27 Jahre alte Center sammelte allein im Angriff neun Abpraller ein und verhalf seinem Team so zu weiteren Wurfchancen; mit insgesamt elf Rebounds war er in dieser Kategorie der beste Mann des gesamten ersten Euroleague-Spieltags. Zudem steuerte er 14 Punkte bei, kam also auf ein sogenanntes Double-Double, zweistellige Zahlen in zwei statistischen Kategorien - auch das ist ein verheißungsvoller Beginn.

Unter dem Strich zahlten sich aber die teuren Verpflichtungen der Mailänder aus: der aus Vitoria geholte Shields wegen seines Siegtreffers, der von ZSKA Moskau gekommene 1,99-Meter-Center Kyle Hines wegen seiner 16 Punkte, der vom FC Barcelona abgeworbene Spielgestalter Malcolm Delaney wegen seiner 17 Zähler und der Vorlage zum entscheidenden Korb. Von Delaney hat man so einen Auftritt nicht zum ersten Mal gesehen in München: 2013/14 hatte er den FC Bayern zur ersten deutschen Meisterschaft nach dem Wiederaufstieg geführt.

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