Basketball:"Gegen die Wand gekracht"

Basketball - FC Bayern  - Nick Weiler-Babb, künftiger Spielmacher, im Testspiel der FC-Bayern-Basketballer in Ljubljana

Zählte zu den auffälligsten Münchnern: Im Testspiel gegen Cedevita Olimpija Ljubljana hat sich Guard Nick Weiler-Babb (mit Ball) am eindrucksvollsten als Spielgestalter für den FC Bayern empfohlen.

(Foto: Aleš Fevžer/Cedevita Olimpija/OH)

Die FC-Bayern-Basketballer verlieren auch ihr zweites Testspiel gegen den Eurocup-Klub Ljubljana, sogar noch deutlicher als das erste. Der neue Trainer Andrea Trinchieri macht sich trotzdem keine Sorgen.

Von Joachim Mölter

Andrea Trinchieri versuchte erst gar nicht, irgendetwas zu beschönigen. "Wir sind schrecklich", befand der neue Trainer der FC-Bayern-Basketballer nach der zweiten Niederlage im zweiten Testspiel gegen den slowenischen Klub Cedevita Olimpija Ljubljana. Drei Wochen nach der 74:82-Heimniederlage zum Trainingsauftakt verloren die Münchner beim Gegenbesuch am Mittwochabend noch deutlicher, 65:82 (32:49). "Heute sind wir gegen die Wand gekracht", urteilte Trinchieri und stellte fest: "Wir sind noch kein Team, wir haben noch keine Teamperformance und auch noch keine individuelle. Es gibt noch richtig viel zu tun."

Was für gewöhnlich eine vernichtende Kritik ist, war in diesem Fall freilich nicht so schlimm. "Bin ich besorgt?", fragte Trinchieri selbst, ehe es jemand anders tun konnte, und der Italiener antwortete auch gleich: "Nein, bin ich nicht!"

Bereits während des Trainingslagers in Südtirol in der vorigen Woche hatte der 52-Jährige erklärt: "Trainer sind erst am Ende der Saison zufrieden, wenn sie etwas gewonnen haben. Im September schon zufrieden zu sein, ist unmöglich." Ist ja auch gar nicht nötig, weil die Pflichtspielsaison erst im Oktober beginnt, für den FC Bayern mit den Euroleague-Partien gegen Armani Mailand (2. Oktober, daheim) und den deutschen Doublegewinner Alba Berlin (9. Oktober, auswärts). Dass die Münchner bis dahin tatsächlich noch viel zu tun haben, deckte der Eurocup-Klub aus Ljubljana freilich schonungslos auf.

Vor den 500 zugelassenen, maskentragenden Zuschauern in der Stozice-Arena wirkten die Gastgeber jedenfalls in jeder Hinsicht überlegen, sie waren eingespielter, frischer und munterer; vor allem in der Abwehr kamen die Münchner häufig einen Schritt zu spät. Ob die sichtlich schweren Beine noch vom Trainingslager herrührten oder von der fünfstündigen Busfahrt in die slowenische Hauptstadt, war letztlich egal - Trinchieris Truppe konnte das Tempo der Slowenen nicht mitgehen und wurde frühzeitig abgehängt. Nach zwischenzeitlich 22 Punkten Rückstand (39:61/27. Minute), kämpften sich die FC-Bayern-Profis im Schlussviertel zwar noch einmal bis auf neun Zähler heran (62:71/35.), aber zu mehr reichte die Energie dann nicht mehr. Und je mehr die Kräfte schwanden, desto offensichtlicher wurde am Ende auch die mangelhafte Abstimmung im Angriff.

Die ist nun aber wirklich nicht besorgniserregend, denn der FC Bayern muss ja fünf Zugänge integrieren und darüberhinaus das komplexe Spielsystem des neuen Coaches installieren. Das hat schon auf Trinchieris vorherigen Stationen bei Brose Bamberg und Partizan Belgrad rund eine halbe Saison gedauert, bis es die Spieler verinnerlicht hatten. Eine ähnliche Entwicklung erwartet der FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic nun auch. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass es klick macht", sagte er und versprach: "Sobald die Mannschaft alles kapiert hat, werden wir sehr, sehr gut sein."

In Ljubljana verzichtete Trinchieri komplett auf den slowenischen Spielgestalter Zan Mark Sisko, der nach einer überstandenen Leistenverletzung erst am Donnerstag wieder ins Teamtraining einsteigt. Der konditionell noch nicht auf der Höhe befindliche Nationalspieler Paul Zipser wurde weitgehend geschont, auch die jungen Sasha Grant und Diego Flaccadori kamen kaum zum Einsatz. Dafür spielte Nihad Djedovic umso länger, rund 30 Minuten.

Der dienstälteste FC-Bayern-Profi war ja schmerzlich vermisst worden in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison, vor allem beim Finalturnier in heimischer Halle, bei dem die Münchner bereits im Viertelfinale als Meister entthront wurden. Nach auskurierten Blessuren am Sprunggelenk und am Oberschenkel gab der 30-Jährige nun nicht nur wegen seiner zwölf Punkte ein erfreuendes Comeback. Die auffälligsten Münchner waren jedoch zwei neue Amerikaner: Der aus Ludwigsburg gekommene Guard Nick Weiler-Babb und der zuletzt in Tel Aviv tätige Center Jalen Reynolds gehörten in Abwehr und Angriff zu den aktivsten Akteuren; Weiler-Babb war mit 14 Punkten erfolgreichster Werfer, Reynolds mit sechs Rebounds bester Ballfänger. Der bewegliche 2,07-Meter-Mann steuerte außerdem wie Djedovic zwölf Zähler bei. Bester Vorlagengeber war zwar T.J. Bray mit vier Assists, doch als Spielgestalter hat sich dessen Landsmann Weiler-Babb am eindrucksvollsten empfohlen.

Während Bray in seinem zweiten Bayern-Jahr trotz seiner Vorlagen immer noch zu fremdeln schien und der aus Piräus geholte Wade Baldwin zu oft eigensinnig und ungestüm mit dem Kopf durch die Wand der slowenischen Verteidiger wollte, tat Weiler-Babb stets genau das, was gerade nötig war. Mit vier Dreiern (bei sechs Versuchen), vier Rebounds, mit Blocks und Ballgewinnen und Vorlagen lieferte er exakt die Allround-Leistung ab, die Trainer Trinchieri sehr regelmäßig von seinen Akteuren fordert.

Gar so schrecklich war die Vorstellung in Ljubljana also nicht. Das nächste Testspiel findet trotzdem unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, am Samstag zu Hause gegen AS Monaco. Und nächste Woche vergleichen sich die Münchner dann bei einem Turnier in Valencia erstmals mit der Euroleague-Konkurrenz. Egal, wie es ausgeht: Trainer Trinchieri wird nicht zufrieden sein - es ist ja immer noch September.

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