Basketball:Wieder in der Wohngemeinschaft

Basketball: Lange Pause in Kanada: Meg Wilson (am Ball) ist zurück in ihrer zweiten Heimat Donau-Ries.

Lange Pause in Kanada: Meg Wilson (am Ball) ist zurück in ihrer zweiten Heimat Donau-Ries.

(Foto: Fürleger/oh)

Nach einer Gehirnerschütterung und einer viermonatigen Pause ist Meg Wilson zurück bei den Angels. Welchen Wert sie für die Nördlinger Bundesliga-Basketballerinnen hat, beweist sie auf Anhieb.

Von Mathias von Lieben

Mehr als drei Monate lang war die Basketballerinnen-WG in der Nördlinger Altstadt zuletzt nicht vollzählig. Gemeinsam Abendessen kochen, Kaffee trinken zwischen den Trainingseinheiten oder bis spät in die Nacht Uno zocken; all das hat Meg Wilson, eigentlich Mitbewohnerin Nummer sieben, traurigerweise zuletzt verpasst. "Das war schon eine sehr lange Pause für mich, und ich bin froh, dass ich jetzt wieder gesund zurück bin und mit den Mädels abhängen kann", sagt die Kanadierin am Telefon. "Nördlingen ist für mich selbst in der kurzen Zeit hier ja schon so etwas wie eine zweite Heimat geworden."

Das spricht sehr für die Stimmung in der WG, in der sieben von zehn Spielerinnen des Basketball-Bundesligisten Eigner Angels Nördlingen zusammenleben. Denn die 27-jährige Meg Wilson, Position Power Forward, hat seit dem dritten Spieltag Anfang September, als sie mit einer Gehirnerschütterung beim Auswärtsspiel in Keltern ausgewechselt werden musste, nicht mehr für Nördlingen gespielt. Und kurz danach hat sie auch ihr WG-Zimmer verlassen, um ihre Verletzung in ihrem Elternhaus im Südosten Kanadas in Ruhe auszukurieren. "Ich konnte aber, wenn überhaupt, mal spazieren gehen. An mehr war leider wegen der Kopfschmerzen nicht zu denken." Am 30. Dezember ist sie nun endlich wieder in ihr altes WG-Zimmer eingezogen - und bereit für das Saisonfinale.

"Ihre Verletzung hat unsere Rotation vollkommen durcheinandergebracht und wir haben sie sehr vermisst."

"Wir sind froh, dass uns mit Meg ein so wichtiger Puzzleteil unseres Spiels endlich wieder zur Verfügung steht", sagt Nördlingen-Trainer Ajtony Imreh. "Ihre Verletzung hat unsere Rotation vollkommen durcheinandergebracht und wir haben sie sehr vermisst." Kein Wunder, denn mit der Verpflichtung von Wilson war den Klub-Verantwortlichen vor dem Saisonstart ein kleiner Coup gelungen. Nach ihrer letzten Saison beim tschechischen Klub Trutnow war sie mit 13 Punkten und acht Rebounds pro Spiel zum "Forward of the Year" ernannt worden. Und mit 40 erzielten Punkten und 15 Rebounds aus den ersten drei Spielen war ihr Start auch sehr vielversprechend - bis die Verletzung sie monatelang außer Gefecht setzte.

Welchen Wert sie für das Spiel der Nördlingerinnen hat, bewies Wilson gleich wieder beim 78:69-Heimsieg gegen Halle am Sonntagnachmittag. Während alle anderen Begegnungen in der Frauenbasketball-Bundesliga coronabedingt abgesagt werden mussten, bekamen die 130 Zuschauer in der Nördlinger Hermann-Kessler-Halle ihr Team zum ersten Mal in dieser Saison in seiner ursprünglich geplanten Formation zu sehen. Nach rund fünf Minuten Spielzeit stand Meg Wilson erstmals wieder auf dem Feld und verwandelte nur wenige Sekunden später erst zwei Freiwürfe zur 15:12-Führung, bevor sie kurz vor Ende des ersten Viertels ein feines Anspiel unter den Korb per sehenswerter Drehung zum 27:21-Zwischenstand nutzte.

In der Liga liegt das Team von Trainer Ajtony Imreh mit Platz acht voll auf Kurs

Es waren ja auch solche Anspiele unter den Korb, die bei den Nördlingerinnen zuletzt selten eine Abnehmerin gefunden hatten. Ein Faktor, der genauso gefehlt hat wie die Übersicht und die Spielintelligenz Wilsons, der Trainer Imreh am Sonntag gleich wieder rund 22 Minuten Einsatzzeit gewährte. "Ich war schon sehr aufgeregt, jetzt nach fast vier Monaten wieder zu spielen", sagt Wilson: "Aber wir hatten zuletzt richtig gute Trainingseinheiten und ich glaube, das war heute ein ganz guter Start von mir." Kurz vor der Halbzeit gelang der 1,88 Meter großen Kanadierin dann auch noch ein wichtiger Steal, also eine Balleroberung, mit der sie den Konter zum 40:32-Halbzeitstand einleitete.

"Meg is back." Diese Überschrift verpassten die zwei Moderatoren des Livestreams kurzerhand dem Spiel gegen Halle. Nicht zu unrecht - auch wenn Wilson selbst sagt, dass sie noch ein paar Wochen brauchen wird, um wieder ihr volles Leistungsvermögen abrufen zu können. Das Meg-Comeback verlief mit insgesamt elf Punkten, vier Rebounds, einer starken Defensivarbeit und einer guten Spielübersicht außerordentlich gut. Doch nicht nur dank Wilson, sondern auch, weil ihre Mitbewohnerinnen Asha Thomas (16), Samantha Hill (17) und Anissa Pounds (11) wieder sehr treffsicher waren. Trotz einiger Fehler im Spielaufbau passte am Sonntag einiges zusammen. Und wer weiß: Vielleicht hätten die Angels mit Wilson ja sogar die zuletzt drei knappen Niederlagen in der Liga gegen Tabellenführer Rheinland Lions, Herne und Hannover verhindern können.

In der Liga ist das Team von Imreh jedenfalls mit Platz acht voll auf dem ausgegebenen Playoff-Kurs. "Wenn wir verletzungs- und Corona-frei bleiben, können wir jeden Gegner schlagen", sagt Meg Wilson. Sie hat die Playoffs fest eingeplant - auch wenn es angesichts der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante und den vielen Infektionsfällen in der Liga mit festen Plänen wohl derzeit nicht weit her ist. Und sowieso: Der Neunte Marburg hat aktuell zwei Spiele weniger auf dem Konto und könnte die Angels mit zwei Siegen auf Platz neun verdrängen, der wiederum nicht für die Playoffs ausreicht. Ihren Optimismus lässt sich Meg Wilson aber nicht nehmen. Gerade jetzt nicht, wo doch die Basketball-WG endlich wieder komplett ist.

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