Um mit einem gleich mal aufzuräumen: Nein, die schlechte Nachricht hatte Wasserburgs Basketballerinnen nicht etwa nach dem ersten Viertel ihres Playoff-Finalspiels am Samstag in Rotenburg erreicht - auch wenn die blanken Zahlen dies vielleicht vermuten ließen. Die Wasserburgerinnen waren zu Beginn förmlich über die gastgebenden Hurricanes hinweggefegt, führten 19:9. Zur Halbzeit lagen sie 26:32 zurück, am Ende 55:69. Das hatte allerdings rein sportliche Gründe, vielleicht in Kombination mit dem Nachteil, auswärts zu spielen.
Die schlechte Nachricht folgte wenige Tage danach: Obwohl das Erreichen dieses Zweitliga-Finales den TSV als sportlichen Aufsteiger qualifiziert hat, wird der langjährige deutsche Serienmeister auf die Rückkehr in die erste Liga verzichten, zumindest vorerst. Dies bestätigte Abteilungsleiterin Sarah Bartholdt am Montagabend.
Bis dahin habe es ein langes Ringen um die vernünftigste Lösung gegeben, erzählt sie auf Nachfrage, überall sei es 50:50 gestanden in den Abwägungen zwischen Wagnis und Vorsicht, bei Sponsoren, in der Vereinsführung, auch in der Mannschaft. Entsprechend seien die einen nun natürlich traurig, die anderen verständnisvoll. "Wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht", versichert sie.
Rein finanziell, sagt die Spartenchefin, hätte man den Aufstieg vielleicht sogar wagen können
Das Zweitliga-Finale ist damit übrigens, Achtung: bereits vorbei! Man muss es einfach nur wissen, nicht verstehen, denn der Modus in den Zweitliga-Playoffs der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) sieht tatsächlich im Viertelfinale Hin- und Rückspiel vor, im Halbfinale eine Best-of-three-Serie - und im Finale exakt eine Partie, in der die einen eben Heimvorteil genießen und die anderen nicht. "Über die Professionalität dieser Liga brauchen wir nicht zu reden", sagt Wasserburgs Trainer Luis Prantl dazu.
Gerade dieses Thema war aber ein ausschlaggebendes für den Verein, denn zumindest in der ersten Liga will die DBBL ja nun mit Macht das nachholen, was sie über Jahre verschlafen hat, weshalb aktuelle wie künftige Erstligisten enorme Auflagen zu erfüllen haben. Und so manche Anforderung an die Klubs war am Ende sogar gewichtiger in der Abwägung als der finanzielle Aspekt. "Unsere Sponsoren haben großartig draufgelegt, zum Teil sogar verdoppelt", berichtet Bartholdt, "einige haben weitere Kontakte aufgetan, die Rückendeckung war immens." Rein finanziell, sagt Bartholdt, hätte man den Aufstieg so vielleicht sogar wagen können, zumindest mit Mut zum Risiko.
Ob der Trainer und die Perner-Schwestern bleiben, ist noch nicht entschieden
Nur: Das alles kam äußerst kurzfristig zustande, die DBBL aber verlangt saubere Verträge, und neben dem Geld benötigt es vor allem eine breite Helferbasis, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Die Abteilung ist erst noch auf dem Weg, all die Ehrenämter ausreichend zu besetzen, der plötzliche Erfolg des eben noch vor sich hin kriselnden Teams hat nun mal alle überrascht. Und so war die Angst groß, mit einem Aufstieg alle zu überfordern. Auch der alte und neue Zweitligameister aus Rotenburg hat übrigens erneut auf den Aufstieg verzichtet.
Es werde nun eine Taskforce geben, sagt Bartholdt, die alle Rahmenbedingungen für einen Aufstieg 2025 absichern soll. Nur ist natürlich nicht gewährleistet, dass sich der sportliche Erfolg wiederholen lässt. Coach Prantl will zeitnah entscheiden, ob er bleibt, sagt er, Tendenz positiv; dass "die Lücke zu groß" gewesen sei für die erste Liga, sei abzusehen gewesen. Sponsoren wie Verein ist überdies wichtig, Spielerinnen aus der Region im Kader zu wissen.
Vor allem auf den Perner-Schwestern ruhen da die Hoffnungen, "für mich die wichtigsten Ansprechpartnerinnen", sagt Prantl; wobei Maria, die Jüngere, gerade mit dem Abi fertig ist und für ihre Laufbahn im Nationalteam ein Erstligist sicher förderlich wäre. Ihre ältere Schwester Sophie berichtet, dass sie nach der Euphorie über den sportlichen Aufstieg nun "geschockt" gewesen sei und alles mal sacken lassen müsse, dass sie die Entscheidung aber weder beeinflussen noch bewerten könne. Ob sie in Wasserburg weitermacht, sei genauso offen wie bei ihrer Schwester.