Basketball:Vorbild Vechta

Portuguese Cup of Basketball VItória de Guimarães vs FC Porto Guimarães 01 16 2019 Vitória Clube; William Sheeney

Spieler für die Teamchemie: Zugang William Sheehey, hier für Porto im Einsatz, war einst an der Universität Zimmerkollege von Jordan Hulls.

(Foto: imago/GlobalImagens)

Würzburg baut eine neue Mannschaft für die Bundesliga, Trainer Denis Wucherer sucht leichtfüßige Teamplayer.

Von Felix Haselsteiner

Ein Hauch von Enttäuschung ist in Denis Wucherers Stimme schon zu hören, wenn er über die vergangene Saison in der BBL spricht: "Wir haben Ludwigsburg, Frankfurt und Bayreuth hinter uns gelassen", sagt der Trainer von s.Oliver Würzburg dann: "Normalerweise reicht das für die Playoffs." Doch weil mit Rasta Vechta und den Basketball Löwen Braunschweig zwei weitere Teams überraschten, reichte es eben nicht: Die Würzburger mussten sich, punktgleich mit Braunschweig, mit Rang Neun zufriedengeben. Für Wucherer jedoch steht fest: Die gute Saison war nur ein Schritt auf dem Weg nach oben - denn in Würzburg tut sich etwas.

Auf drei Positionen haben sich die Unterfranken verstärkt. Der 24-jährige Lis Shoshi von Maccabi Ashdod aus der israelischen Liga sowie die Flügelspieler William Sheehey, 27, vom FC Porto aus Portugal und Brekkott Chapman, 23, direkt vom College aus den USA wechselten nach Würzburg, wo man gezielt auch in kleineren europäischen Ligen nach interessanten Spielern sucht: "Gegenüber den Ligen in Israel oder Portugal oder auch gegenüber dem College ist die BBL ein Schritt nach vorne in der Entwicklung der Spieler, das müssen wir zu unserem Vorteil nutzen", sagt Wucherer. Die Anforderungen an die Spieler orientieren sich an einem Trend, den der 46-Jährige ehemalige Guard im modernen Basketball ausgemacht hat: "Basketball hat sich aus meiner Sicht in den letzten Jahren sehr stark hin zu leichtfüßigen, athletischen Spielern entwickelt, weg von den oftmals schwerfälligeren, großen Spielern."

Neben den körperlichen Voraussetzungen spielt für Wucherer auch die Teamchemie eine entscheidende Rolle. Sheehey etwa wurde den Würzburgern von Spielmacher Jordan Hulls empfohlen, die beiden waren einst Zimmerkollegen in der Indiana State University. Was es bedeuten kann, sich als Team gut zu verstehen und füreinander zu kämpfen, hat Vechta im vergangenen Jahr vorgemacht - Wucherer macht keinen Hehl daraus, dass man sich auch in Würzburg an dieser Mentalität orientiert: "Mannschaften wie Bayern oder Alba Berlin können es sich leisten, auf Einzelakteure zu setzen - die müssen nicht die besten Freunde auf dem Platz sein, um erfolgreich zu sein", sagt der Trainer. "Aber wir können es nur über Zusammenspiel schaffen, konkurrenzfähig zu bleiben und zu überraschen, wie zuletzt eben Vechta."

Anfang 2020 soll der Spatenstich für die neue Halle erfolgen

Die Playoffs als Ziel ausgeben will Wucherer, der sich zwischen 2013 und 2017 als Trainer der Gießen 46ers einen Namen machte, dennoch nicht. "Ich halte es zwar für realistisch", sagt er, aber: "Mit ein bisschen Verletzungspech kann es in dieser engen Liga auch schnell Rang zwölf werden."

Dass die Würzburger sich in der kommenden Saison voll auf die nationalen Bewerbe konzentrieren können, könnte dabei ein wichtiger Vorteil sein. Im vergangenen Jahr nahmen die Franken noch am Europe Cup teil, dem vierthöchsten internationalen Wettbewerb - Wucherers Fazit dazu fällt recht ernüchternd aus: "Das hat uns sehr viel Geld und Kraft gekostet", sagt er. Der Einzug in die Finalserie des Cups gegen Dinamo Basket Sassari in der vergangenen Saison mag zwar nach außen hin ein schöner Erfolg gewesen sein, die Reisen ins tiefe Russland nach Saratow, nach Oradea in Rumänien und zweimal in die Türkei jedoch verlangten der Mannschaft einiges ab. "Dass wir so weit kommen, war im Budget nicht eingeplant. Das können wir uns nicht leisten", sagt Wucherer.

An der Champions League, dem dritthöchsten Turnier, hätten die Franken im kommenden Jahr gerne teilgenommen, "da kann man die Kosten über Antrittsgelder und Prämien wieder zurückverdienen", sagt Wucherer. Die Fiba allerdings entschied sich, den Würzburgern keine Wildcard zu geben, weshalb es in dieser Saison keinen internationalen Basketball in der s.Oliver-Arena zu sehen geben wird.

Die Heimspielstätte ist, neben den kurzfristigen Investitionen, der Bereich, in dem sich Würzburg langfristig am stärksten weiterentwickeln möchte. Seit einigen Jahren bereits plant die Stadt Würzburg den Neubau einer Multifunktionshalle, nun soll es bald ernst werden: "Wir haben aktuell endlich einen konkreten Zeitplan", sagt der Trainer. Anfang 2020 soll der Spatenstich erfolgen, im Laufe des Jahres 2021 die ersten Spiele.

Was ein Umzug bewirken könne, sehe man am Beispiel von Ratiopharm Ulm, sagt Wucherer: "Seitdem die Ulmer in die neue Halle umgezogen sind, hatten sie über 100 ausverkaufte Spiele hintereinander, da hat sich richtig was entwickelt. Genau da wollen wir langfristig auch hinkommen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: