Süddeutsche Zeitung

Basketball:Von 7000 auf Null

Nach ihrer knappen Euroleague-Niederlage in Belgrad ringen die Bayern-Basketballer im Liga-Heimspiel Ludwigsburg in einem Herzschlag-Finale mit 79:78 nieder. Vor allem Andreas Obst überzeugt als sicherer Dreierschütze.

Von Sebastian Winter

Was war das für ein Gegensatz: Am Freitag hatten die Basketballer des FC Bayern München ihr Euroleague-Spiel bei Roter Stern Belgrad vor annähernd 7000 fast ausschließlich maskenlosen Zuschauern unglücklich 78:81 (45:46) verloren, die Stimmung war aufgeladen, die Niederlage in Belgrads Hexenkessel manifestierte sich erst in den letzten fünf Minuten. Am Sonntagabend dann, beim Bundesliga-Spitzenspiel gegen die MHP Riesen Ludwigsburg: gähnende Leere im Audi Dome. Bis 12. Januar wurde die bayerische Verordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie verlängert, inklusive der Partie gegen Ludwigsburg bedeutet das bis dahin vier weitere Heimspiele ohne Publikum.

Immerhin war den Münchnern das fehlende Publikum kein Hindernis, auch wenn die dramatische Partie Zuschauer verdient gehabt hätte. Sie besiegten Ludwigsburg nach den beiden Euroleague-Niederlagen in Piräus und Belgrad trotz eines 0:7-Fehlstarts und einiger Schwächen im zweiten und vierten Viertel zum Wochenabschluss in einem Herzschlag-Finale 79:78. Nach einem Dunking von Gavin Schilling zum 30:15 schien vieles auf einen entspannten Abend für die Bayern hinzudeuten, den sie nach ihren anstrengenden Reisen unter der Woche durch Europa gerne gehabt hätten. Doch nach Schillings spektakulärem Korb verhalfen die Bayern ihrem Gegner zu einem 15:0-Run. Auch nach dem Ausgleich taten sich die Münchner schwer, gingen dank dreier Freiwurftreffer von Corey Walden mit einem 42:40-Guthaben in die Halbzeit, lagen im dritten Viertel wieder zurück. Den kleinen Vorsprung, den sich die Münchner auch dank insgesamt fünf Dreiern ihres starken Topscorers Andreas Obst erarbeiteten, schenkten sie kurz vor Schluss wieder her.

2,3 Sekunden vor dem Ende lagen die Bayern noch 77:78 hinten, dann war es Deshaun Thomas, der die Nerven behielt und mit zwei Punkten zum 79:78 traf. Ludwigsburgs Tremmell Darden, mit 18 Punkten wie Obst Topscorer des Spiels, vergab die letzte aussichtsreiche Wurfchance, der Ball prallte vom Ring ab.

Gegen Belgrad hatte am Freitag das Quartett Darrun Hilliard, Leon Radosevic, Paul Zipser und Spielmacher Zan Mark Sisko, der bereits in Piräus kurzfristig ausgefallen war, gefehlt. Dafür stand Rückkehrer K.C. Rivers, den die Bayern kurzfristig wegen Hilliards Knieverletzung aus St. Petersburg verpflichtet hatten, erstmals in der Starting Five. Dem US-Amerikaner gelangen allerdings nur vier Punkte. Nick Weiler-Babb unterstrich dagegen mit 16 Punkten, sechs Rebounds und fünf Assists seine gute Form, Vladimir Lucic war mit 21 Zählern Topscorer des Spiels. Lucic brachte die so lautstarke Halle mit einem Dreier zum 58:56 gar zwischenzeitlich zum Schweigen. Dann brachen die letzten fünf Minuten an, Belgrad traf von fast jeder Position - und drehte die Partie.

"Ein großartiges Spiel, beide Teams haben superhart gespielt", sagte der keineswegs unzufriedene Bayern-Trainer Andrea Trinchieri, der allerdings weiß, dass seine Mannschaft nun wieder unter Druck steht in der Euroleague. Ihre Bilanz lautet nun 7:9, das letzte Spiel der Hinrunde am Donnerstag (19 Uhr, Audi Dome) gegen den spanischen Vertreter Baskonia Vítoria-Gasteiz müssen sie gewinnen, um ihre ordentliche Position (nur ein Sieg fehlt auf den letzten Playoff-Platz acht) nicht zu verlieren. Eines ist aber jetzt schon sicher: Heißblütig wird es in der leeren Halle, wie gegen Ludwigsburg, allenfalls auf dem Parkett.

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