Basketball:Turnier mit einer Million Fragen

Brose Bamberg - ALBA Berlin

Spielen bald wieder, nur wie genau? die Basketballer aus Bamberg und Berlin.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Basketball-Bundesliga will die Saison beenden, doch das Vorhaben ist fordernd. Wer wird wie oft getestet? Wo sind die Spieler untergebracht? Wie holt man Spieler aus dem Ausland zurück?

Von Ralf Tögel

"Ich bin gerne bereit, dem Basketball zu gratulieren": Bob Hanning sagt das, der Manager der Füchse Berlin. Die Handball-Bundesliga hat bekanntlich vor einer Woche die Saison storniert, der Meister (Kiel) wurde per Quotient berechnet. Hanning hätte gerne weitergespielt, den Mehrheitsentscheid der Vereine aber, sagt er, den trage er ohne Groll.

"Wir sind froh, dass die Chance besteht, unseren Sport bald wieder präsentieren zu können": Das sagt Marko Pesic, Geschäftsführer des FC Bayern Basketball. Auch die Basketballer haben abgestimmt, kamen aber überein, trotz der Pandemie und den einschränkenden Begleiterscheinungen den Versuch zu wagen, ihren Meister sportlich zu ermitteln. Pesic befürwortete stets diese Option, er sieht darin auch eine Möglichkeit, Liga und Sport in der öffentlichen Wahrnehmung besser zu positionieren.

Die Chance wurde also ergriffen, in einer wegweisenden Videokonferenz hat sich die Basketball-Bundesliga (BBL) mit den Vereinsvertretern einstimmig darauf geeinigt, die Saison ohne alleinige mathematische Hilfe zu beenden - sondern in einem Turnier mit erweitertem Playoff-Modus. Bemerkenswert ist der Konsens; alle haben dafür gestimmt, aber nur zehn der 17 Bundesligisten werden mitmachen.

Ein Turnier ab dem ersten Juni-Wochenende

Die finale Entscheidung obliegt letztlich den politischen und behördlichen Instanzen. Ein positiver Bescheid scheint angesichts einer wachsenden Sehnsucht in der Bevölkerung nach etwas Normalität im Alltag keineswegs aussichtslos. Zunächst aber müssen die BBL und ihre Vereine schnell und sorgfältig die Hausaufgaben erledigen und ein tragfähiges Konzept erarbeiten, das zuvorderst vor allem Sicherheit und Hygiene garantiert.

Die Eckdaten sehen vor, dass am ersten Wochenende im Juni ein Turnier mit zehn Teams beginnt, die in zwei Fünfer-Gruppen im Modus jeder gegen jeden antreten: der FC Bayern, Ludwigsburg, Crailsheim, Berlin, Oldenburg, Vechta, Bamberg, Göttingen, Ulm und Frankfurt. Dann wird über Kreuz per Viertel-, Halb- und Finale der deutsche Meister ermittelt. Gespielt wird in nur einer Halle, diese wird am kommenden Montag bestimmt, am 30. Juni soll der neue Titelträger feststehen. Bis zum 18. Mai müssen die Klubs Klarheit haben, um ihrerseits ausreichend Vorlauf für ihre Vorbereitungen zu haben.

So simpel das klingt, so fordernd wird die Umsetzung. Marco Baldi, der Geschäftsführer von Alba Berlin, sieht einen "ziemlichen Aufwand für etwas, das sich wirtschaftlich nicht rechnet". Ihn habe aber beeindruckt, wie es Liga und Klubs geschafft hätten, "alle Unterschiedlichkeiten unter einen Hut zu bringen, in Zeiten, in denen vieles schnell auseinanderdriftet". Trotzdem blieben "eine Million Fragen", die es noch zu beantworten gelte.

"Das tut in der Seele weh"

Welche Profis spielen? Wie und wo kann trainiert werden? Wo sind die Spieler untergebracht? Wer darf in die Halle? Wer wird wann und wie oft getestet? Welche Akteure holt man aus dem Ausland zurück? Viele Schlüsselspieler weilen bei ihren Familien, das Gros in den USA. Noch gibt es Flüge nach Deutschland, auch die Einreise dürfte unproblematisch werden, da die Profis an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Doch schon die vorgeschriebene, zweiwöchige Quarantäne birgt Probleme: Sie beeinträchtigt die Vorbereitung der Spieler und Teams, schon allein um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Die Klubs haben sich dennoch darauf geeinigt, die bestmöglichen Kader zu stellen. Es gäbe weder ein gutes Bild ab, wenn durch Talente verstärkte Rumpftruppen aufliefen, noch würde es die Anstrengungen rechtfertigen.

An diesem Punkt mussten einige Vereine die Segel streichen, wie etwa Würzburg. Als Tabellenachter lag das Team von Trainer Denis Wucherer auf Playoff-Kurs, nun wird es die Saison als Elfter abschließen. Wer nicht spielt, wird dem aktuellen Klassement entsprechend hinter den zehn Teilnehmern eingeordnet. "Das tut in der Seele weh", sagt Würzburgs Geschäftsführer Steffen Liebler, ihm sei nach Abwägung aller Aspekte aber keine Wahl geblieben. Das bestimmende Würzburger Spieler-Quartett ist in den Staaten, man sei in Kontakt, es gäbe die Option sie einzufliegen, aber die Kosten sind hoch. Zudem fällt die Unterstützung durch das Kurzarbeitergeld dann weg - Profis, die trainieren und spielen, haben Anspruch auf volles Gehalt. "Zwei Spieler sind gerade Vater geworden, die kann man jetzt schwer für fünf Wochen einkasernieren", findet Liebler. Die Teilnahme sei natürlich reizvoll, aber: "Wir sparen wo wir können, es ist nicht darstellbar. Wir befinden uns definitiv im Überlebenskampf."

Brose Bamberg hat sich dagegen überraschend doch für eine Teilnahme entschieden: Denn die Franken waren neben Bayreuth der Verein, der sich sofort für einen Saisonabbruch ausgesprochen hatte. Auch dem ehemaligen Serienmeister geht es wie den meisten Konkurrenten, Bamberg hat derzeit fünf Profis in Amerika. Die aber seien "alle vertraglich gebunden und haben signalisiert, dass sie kommen wollen", erklärt Brose-Pressesprecher Thorsten Vogt. Interessanter dürfte die Frage sein, ob Mannschaftskapitän Elias Harris aufläuft. Der kommuniziert mit dem Klub derzeit auf juristischem Wege: Bamberg hatte auf seiner Homepage kritisiert, dass sich Harris als einziger Profi einem 50-prozentigen Gehaltsverzicht widersetzt habe. Harris sah dadurch seine Persönlichkeitsrechte verletzt und schaltete einen Anwalt ein - Ende offen. Spielt Harris, hat er Anspruch auf volle Bezüge, sein Vertrag läuft noch. Was wird geschehen?

Nur eine von vielen offenen und spannenden Fragen.

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