Basketball:Sprachlos auf dem Stühlchen

Zweikampf mit links Jason George (FC Bayern Basketball 1) und Jayson Granger (Alba Berlin 33),FC Bayern Basketball - Al

Auf dem falschen Fuß erwischt: Berlins Spielmacher Jayson Granger (rechts) lässt den Münchner Jason George stehen.

(Foto: Burghard Schreyer/Kolbert-Press/Imago)

"Wir haben nichts auf die Reihe gebracht": Im Bundesliga-Spitzenspiel kassiert der FC Bayern eine demoralisierende Abreibung von Alba Berlin

Von Joachim Mölter

Andrea Trinchieri hockte auf seinem Plastikstühlchen, die Hände auf den Oberschenkeln, der Blick leicht gen Himmel, vollkommen reglos, als säße er Modell für ein Stillleben. Minutenlang bewegte sich der ansonsten so impulsive Italiener nicht im geringsten, selbst dann nicht, als die Basketball-Profis des FC Bayern München wieder aufs Parkett kamen, nach einer Pause, die sie ungewöhnlich kurz in der Kabine verbracht hatten. Der Trainer Trinchieri war sichtlich bedient angesichts dessen, was seine Mannschaft geboten hatte in der ersten Halbzeit des Bundesliga-Spitzenspiels gegen Alba Berlin, den deutschen Meister und Pokalsieger. 30:52 lagen die Münchner am Sonntag in eigener Halle zurück. Aber es kam noch schlimmer: Am Ende unterlagen sie 62:100.

"Diese Vorstellung war vollkommen inakzeptabel", resümierte Trinchieri später, "wir können eine Menge Gründe vorbringen, aber keiner ist gut genug, um zu erklären, was wir heute gemacht haben." Dennis Jerome Seeley, mit 16 Punkten der erfolgreichste Schütze der Mannschaft, hatte auch nicht viel Erhellendes beizutragen. "Wir waren überhaupt nicht bereit", sagte der Amerikaner etwas ratlos ins Mikrofon des übertragenden Senders Magentasport, "wir haben nichts auf die Reihe gebracht."

"Wir wollten nicht, dass noch was wegrutscht", erklärt Kapitän Giffey, warum Alba nicht nachgelassen hat

In tabellarischer Hinsicht hat diese demoralisierende Niederlage keine Konsequenzen, die Berliner bleiben mit nun 48:12 Punkten Zweiter hinter den Riesen Ludwigsburg (54:4), die Münchner sind mit jetzt 46:16 Zählern weiter Dritter vor EWE Oldenburg (44:16). Aber man darf gespannt sein, ob und wie sich diese Abreibung psychologisch auswirkt: Am Mittwoch erwarten die FC-Bayern-Basketballer in den Euroleague-Playoffs Olimpia Mailand zum dritten Spiel der Viertelfinalserie. Wer da zuerst drei Partien gewinnt, kommt weiter ins Halbfinale, zweimal haben die Münchner schon verloren. Sie stehen also unmittelbar vor dem Aus, aber sie haben sich in dieser Saison den Ruf als Comeback Kids erarbeitet, als Team, das selbst nach großen, schier aussichtslosen Rückständen zurückkommt.

Das wussten natürlich auch die Berliner, die gerade deshalb nicht nachließen. "Wir wollten ihnen keine Chance lassen", sagte Alba-Kapitän Niels Giffey, der ebenso wie Ben Lammers 15 Punkte zum Sieg beigesteuert hatte: "Nicht, dass uns da noch irgendwas wegrutscht." Zu Beginn hatte es ja noch nach dem üblichen, hart umkämpften Duell der beiden Rivalen ausgesehen, erst Mitte des zweiten Viertels setzten sich die Gäste mit einem 17:2-Lauf ab, auf 47:28 (17.). In dieser Phase gelang den Münchnern nichts mehr, kein Treffer aus dem Feld, kein Rebound, kein gar nichts. Für die Berliner indes traf der Center Johannes Thiemann mit Ablauf der Spielzeit sogar noch einen Drei-Punkte-Wurf zur Halbzeitführung.

Nach der Pause schonte Trinchieri seine besten Profis offensichtlich für das Treffen mit Mailand, er ließ vor allem die jungen Deutschen im Kader spielen. Doch mangels vorheriger Spielpraxis waren die erst recht unterlegen. Drei Minuten vor Schluss betrug der Rückstand 42 Punkte (52:94), erst da waren sich die Berliner ihrer Sache sicher.

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