Basketball:Sparkurs mit Fehlern

12 01 2019 Basketball Bundesliga Saison 2018 2019 10 Spieltag Brose Bamberg Rast

Drei Bundesliga-Heimniederlagen hintereinander waren zu viel: Der Lette Ainars Bagatskis, 51, erst im vergangenen Sommer nach Oberfranken gekommen, muss seinen Posten schon wieder räumen.

(Foto: isslerimages/imago)

Nach dem 67:85 gegen Vechta muss Bambergs Trainer Ainars Bagatskis gehen. Die Schuld am Misserfolg ihm alleine zu geben, wäre falsch.

Von Matthias Schmid

Seine Ausführungen auf der obligatorischen Pressekonferenz schloss Ainars Bagatskis mit einem Blick auf die sonntägliche Trainingseinheit. Patrick Heckmann werde zurückkehren, erläuterte der Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten Brose Bamberg. Das sei eine gute Nachricht. Der Lette war am Samstagabend nach der überraschenden Heimniederlage gegen Rasta Vechta gefragt worden, ob er denn überzeugt davon sei, die Mannschaft wieder so in Form bringen zu können, dass Siege wahrscheinlicher werden. "Sure", antwortete der 51-Jährige selbstbewusst, "natürlich", er wiederholte dieses Wort noch zwei weitere Male, um sicherzugehen, dass auch alle verstanden haben. Denn es hatte Zuschauer gegeben, denen die Fantasie dafür fehlte, dass Bagatskis noch der richtige Mann sei, um die Bamberger Spieler so anzuleiten, dass sie einen ernsthaften Rivalen für den FC Bayern München darstellen können.

Bamberg, der neunmalige deutsche Meister, hatte gerade in der Bundesliga gegen den Aufsteiger Vechta mit 67:85 das Nachsehen gehabt, es war eine Demütigung gewesen, eine Vorführung, die viele Zuschauer als verstörend empfanden. Auch Michael Stoschek, der leidenschaftlichste Fan der Bamberger und nebenbei noch Aufsichtsratschef und deren größter Geldgeber, sah das so. Er hatte großen Anteil daran, dass Bagatskis Auftritt gegen Vechta sein letzter als Brose-Trainer war, wie der Klub am Sonntagabend verkündete. Die dritte Heimniederlage in der Bundesliga nacheinander hatte den Eindruck bei den Verantwortlichen verfestigt, dass sie einschreiten mussten, um die Saison nicht frühzeitig als missraten einordnen zu müssen. "Das Spiel gegen Vechta hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenzen ziehen müssen", fand Geschäftsführer Arne Dirks. Dabei war allen in Bamberg vor der Saison bewusst gewesen, dass es eine Spielzeit der Neufindung werden würde, nachdem Stoschek wahrmachte, was er angekündigt hatte nach dem Halbfinalaus in der vergangenen Saison gegen München: Er sparte und zog einige Millionen aus dem bisherigen 22-Millionen-Etat, von sechs bis acht Millionen Euro ist die Rede.

Verbunden mit dem rigiden Sparkurs hatte er auch eine Rückbesinnung auf junge, talentierte und begeisterungsfähige Spieler gefordert. Das hat dann weniger geklappt, als Stoschek sich das gewünscht hatte. Zum einen aus vertraglichen Gründen, weil sehr gut verdienendende Profis wie Nikos Zisis und Ricky Hickman noch über gültige Arbeitspapiere verfügten und nicht daran dachten, den Klub zu verlassen. Und zum anderen aus sportliche Gründen. Junge Spieler benötigen erfahrene Profis an ihrer Seite, um gedeihen zu können. Spieler wie Augustine Rubit, Stevan Jelovac und Tyrese Rice sollten sich um Louis Olinde, Arnoldas Kulboka oder Cliff Alexander kümmern und sie mit ihrer Wettkampfhärte auf ein höheres Niveau heben.

Der Italiener Luca Banchi war dafür als Trainer vorgesehen gewesen, der den verunsicherten Klub nach dem Rauswurf von Andrea Trinchieri wieder vitalisiert hatte. Doch Stoschek wollte einen anderen, sodass Bagatskis kam. Nicht alles war schlecht, was er anstellte, der Lette erreichte das Pokalhalbfinale und hatte vor ein paar Tagen erst in der Champions League gegen das von Banchi betreute AEK Athen gewonnen. Aber ihm gelang es nicht, mit der durchaus begabten Mannschaft ein Spielsystem zu erarbeiten, das auch eine giftige Defensive vorsieht. Vor allem in der Abwehr taten sich immer wieder unerklärliche Lücken auf.

Die Gründe für den sportlichen Niedergang allein Bagataskis zuzuschieben, würde aber in den Irrtum führen und verschleiern, dass den Bamberger Machern grobe handwerkliche Fehler unterlaufen sind. Angefangen mit dem Abschied von Sportdirektor Daniele Baiesi im Sommer 2017 zum FC Bayern - der Italiener ist ein gewiefter Fachmann bei der Spielersuche und verfügt über ein ausgezeichnetes Netzwerk in den USA. Baiesi hat jüngst den Impuls gegeben, dass Derrick Williams sich dem FC Bayern anschloss, einer der besten Spieler, der je in der Bundesliga aufgelaufen ist. Aber der Amerikaner kam vor allem auch deswegen, weil München in der Euroleague mitmacht. Es ist die einzige Liga in Europa, die auch von Spielern der amerikanischen NBA als echte Alternative anerkannt wird. Bamberg will den angesehensten Klubwettbewerb des Kontinents in den nächsten fünf Jahren aber meiden. Ein Entschluss, der Zugänge abschreckt. Center Leon Radosevic hatte seinen Weggang nach München auch damit begründet: "Bamberg hat sich für Rückschritt und gegen Fortschritt entschieden."

Der Tabellenfünfte wird nun der bisherige Assistenztrainer Federico Perego trainieren. Bis auf Weiteres, wie es heißt.

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